Nach starkem Quartal |
16.08.2018 17:55:00
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DAX-Kandidat Wirecard erhöht erneut Gewinnprognose - Aktie im Aufwind
Im laufenden Jahr rechnet das Unternehmen nun mit einem Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von 530 bis 560 Millionen Euro. Seit der letzten Erhöhung im April standen 520 bis 545 Millionen Euro im Plan. Analysten hatten bereits mit Werten nahe des oberen Endes der neuen Prognosespanne gerechnet.
Das Fintech-Unternehmen ist an der Börse derzeit 21 Milliarden Euro wert. Zum Vergleich: Das größte deutsche Geldhaus, die Deutsche Bank, ist mit rund 20,5 Milliarden Euro weniger schwer. Wenn die Zusammensetzung des Leitindex Dax im September überprüft wird, rechnen Experten damit, dass Wirecard in die erste Börsenliga aufsteigt und die Commerzbank weichen muss.
Gewinn und freier Bargeldzufluss hätten im zweiten Quartal besser gelegen als erwartet, zudem lägen insbesondere die Ergebnisaussichten für 2020 höher als von Experten gedacht, schrieb Commerzbank-Analystin Heike Pauls. Sie selbst sehe Luft nach oben für höhere eigenen Schätzungen und ihr Kursziel, so die Expertin in einer Schnelleinschätzung. Von der Kursentwicklung des Unternehmens profitiert vor allem auch Konzernchef Braun selbst, der mit 7 Prozent größter Aktionär ist und dessen Aktienpaket derzeit fast 1,5 Milliarden Euro wert ist.
Wirecard verdient sein Geld mit Dienstleistungen rund um die Abwicklung von Zahlungen im Internet, aber auch auf sonstigen elektronischen Wegen. Das sorgt bei Börsianern für Wachstumsfantasie, Vorstandschef und Großaktionär Markus Braun sieht noch enormes Potenzial. Weltweit würden noch immer 80 bis 85 Prozent aller Zahlungen bar abgewickelt - Wirecard will möglichst viel davon künftig in elektronische Kanäle leiten. Dazu arbeitet das Unternehmen mit Händlern und anderen Finanz- und Technologiekonzernen zusammen, unter anderem mit Visa, MasterCard, Google und Apple.
Im ersten Halbjahr konnte das TecDAX-Schwergewicht die abgewickelten Zahlungen auf der eigenen Plattform um fast die Hälfte auf 56,2 Milliarden Euro steigern - daran verdient Wirecard über einbehaltene Gebühren mit. Im Jahr 2020 erwartet der Konzern nun mehr als 215 Milliarden Euro an Zahlungen statt wie bisher 210 Milliarden. Der Umsatz soll dann auf mehr als 3 Milliarden Euro klettern, nach bisher eingeplanten 2,8 Milliarden. Vergangenes Jahr waren es 1,5 Milliarden.
Im zweiten Quartal steigerte Wirecard den Konzerngewinn um 47 Prozent auf 82,4 Millionen Euro. Eckdaten zu Umsatz und operativem Ergebnis von April bis Ende Juni hatte das Unternehmen schon vorgelegt. Der Umsatz war dank starkem Wachstum und Zukäufen um 40 Prozent auf 477 Millionen Euro geklettert, das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) fast in der gleichen Größenordnung auf 133 Millionen Euro. Die operative Marge lag mit 27,9 Prozent knapp unter dem Wert aus dem Vorjahr. 2020 soll sie zwischen 30 und 35 Prozent liegen.
Wirecard kauft stetig neue Firmen dazu, im vergangenen Jahr waren es insbesondere Geschäfte in Nordamerika und Asien. Vom Wachstum im ersten Halbjahr kam beim Umsatz gut die Hälfte aus eigener Kraft, der Rest durch Zukäufe. In Schwellenländern setzt Wirecard darauf, dass mobile und elektronische Zahlungslösungen auch wegen teils nur rudimentär vorhandener Finanzsektoren in manchen Ländern besonders stark wachsen.
Wirecard-Aktie nach Prognoseerhöhung auf Rekordhoch
Ein optimistischerer Ausblick von Wirecard hat die Rekordrally der Aktien des Bezahldienstleisters am Donnerstag weiter angetrieben. Rückenwind liefert zudem weiter die zunehmend wahrscheinlich werdende Aufnahme in den deutschen Leitindex DAX. Die Papiere schnellten am Donnerstag im Xetra-Handel um 9,27 Prozent auf 176,20 Euro nach oben.
Der Ausblick und das gute Wachstum beim Neugeschäft untermauerten das Potenzial des Anbieters von Bezahlsystemen, sagte Analyst Mohammed Moawalla von der Bank Goldman Sachs. Viele andere Analysten und Investoren unterschätzen weiterhin das mittelfristige Potenzial. Der Experte rechnet daher mit weiter steigenden Markterwartungen. Er traut den Aktien mittelfristig einen Anstieg bis zu seinem Kursziel von 200 Euro zu.
Damit zählt er zu den größten Optimistischen unter den Analysten. Lediglich Antonin Baudry von der britischen Bank HSBC ist mit einem Ziel von 235 Euro noch zuversichtlicher. Allerdings dürften die meisten Experten ihre Bewertungsmodelle angesichts des neuen Unternehmensausblicks nun überarbeiten. Die durchschnittliche Kursziel von noch rund 160 Euro der 15 seit Mitte Juni im dpa-AFX-Analyser erfassten Experten könnte also bald steigen. /men/zb
ASCHHEIM (dpa-AFX)
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