Wochenausblick 12.09.2016 15:50:42

DAX-Jahreshoch wohl vorerst kein Thema

Zwar hatte sich die Enttäuschung am Markt über die von der EZB zunächst nicht weiter gelockerte Geldpolitik schnell wieder gelegt, doch von seinem im August erreichten Jahreshoch bei 10.802 Punkten ist der DAX nun wieder deutlich abgerückt.

Laut Analyst Christian Schmidt von der Helaba hat sich beim deutschen Leitindex auch aus charttechnischer Perspektive die kurzfristige Lage eingetrübt. Und Markus Huber, Händler beim Broker City of London Markets, verwies auf den historisch schwachen Börsenmonat September als weiteren Belastungsfaktor. Es habe sich in der Vergangenheit gezeigt, dass in diesem Monat neutrale oder sogar positive Nachrichten am Markt oftmals genau umgekehrt, also negativ, aufgenommen würden, so Huber.

Der September sei der schlechteste Börsenmonat mit einem durchschnittlichen DAX-Kursverlust von 1,5 Prozent seit dem Jahr 1960, haben die Aktienstrategen der DZ Bank ausgerechnet. Das aktuelle Momentum an den Aktienmärkten erscheine - auch aufgrund immer größerer politischer Unsicherheit - weiterhin fragil. Dies gelte gerade im Übergang von den umsatzschwachen Sommermonaten hin zu den in der Historie deutlich lebhafteren Herbstmonaten.

Für etwas höhere Handelsaktivität könnte gleichwohl am Freitag der sogenannte Hexensabbat sorgen - der große Verfallstag an den Terminbörsen. An diesem Tag laufen Terminkontrakte auf Aktien und Indizes aus. Vom "großen Verfall" sprechen Börsianer dann, wenn der letzte Handelstag aller vier Derivate-Typen, also der Optionen und Futures auf Indizes und einzelne Aktien, auf den gleichen Tag fällt.

Nachdem die EZB die hohen Erwartungen der Marktteilnehmer zuletzt also nicht erfüllen konnte, verlagere sich an den Börsen der Fokus schon wieder auf die US-Notenbank Fed, wie Analyst Jochen Stanzl von CMC Markets schrieb. Die Fed verkündet ihre Leitzinsentscheidung zwar erst in der übernächsten Woche, doch dürfte die Sitzung bereits in den kommenden Tagen ihren Schatten voraus werfen. Bleibe die Fed ähnlich tatenlos wie die EZB, könnte dies an den Aktienmärkten sehr positiv aufgenommen werden, meint Stanzl. Denn sie werde dann vermutlich auch wenige Tage vor den US-Präsidentschaftswahlen im November nicht an der Zinsschraube drehen. Wenn die Leitzinsen niedrig bleiben, profitieren davon Aktien, weil andere Anlageklassen wie Anleihen unattraktiver erscheinen.

Bis die Fed jedoch in der übernächsten Woche tagt, dürften die Anleger ihre Aufmerksamkeit erst einmal den zuvor anstehenden Konjunkturdaten widmen. In der neuen Woche steht dabei vor allem der Donnerstag mit einer Reihe an wichtigen Daten aus den USA im Blick. So werden die Einzelhandelsumsätze veröffentlicht, die Hinweise geben auf den für die US-Wirtschaft wichtigen Konsum. Zudem kommen Zahlen zur Industrieproduktion. Der Philly Fed Index sowie der Empire State Index geben darüber hinaus Aufschluss über das Geschäftsklima in der Region Philadelphia beziehungsweise über die Stimmung in der Industrie im US-Bundesstaat New York.

Zuletzt wieder deutlich schlechter als erwartet ausgefallene Konjunkturdaten aus den Vereinigten Staaten hatten verstärkt negativen Einfluss auf die Aktienmärkte. Falle die Schwäche zu gravierend aus und trete sie geballt auf, nehme die Angst überhand, dass die konjunkturelle Situation in den USA doch schlimmer sei als gedacht, sagte Händler Andreas Lipkow von Kliegel & Hafner. Die damit verbundene Hoffnung auf eine sich weiter verzögernde Leitzinsanhebung könnten Anleger dann geringer gewichten.

Neben der Menge an US-Wirtschaftsdaten steht am Donnerstag auch noch der Zinsentscheid der Bank of England (BoE) auf der Agenda. Im Gegensatz zur EZB werde die britische Zentralbank geldpolitisch die Zügel wohl weiter lockern, da nach dem Brexit-Votum im Vereinigten Königreich die Furcht vor einer Rezession trotz besserer Stimmungsindikatoren immer noch vorhanden sei, kommentierte Dirk Rogowski, Geschäftsführer der Vermögensmanagement-Boutique Veritas Investment. Hingegen rechnet Ökonom Manuel Andersch von der BayernLB mit einer weiteren Lockerung seitens der BoE erst im November.

Gleich am Montag wurde es zudem auf Unternehmensseite spannend: E.ON hat seine Kraftwerkstochter Uniper an die Börse gebracht. E.ON wird damit sein Problem-Geschäft mit Großkraftwerken los. Viele Anleger hatten befürchtet, dass Uniper deutlich unter dem bisherigen Buchwert eingestuft wird, doch der Börsenstart gelang besser als gedacht.

Bei der E.ON-Tochter handelt es sich nicht um eine klassische Erstnotiz, bei der Aktien an neue Anleger ausgeben werden. Vielmehr bekommen die E.ON-Aktionäre über das Wochenende automatisch Uniper-Aktien in ihr Depot gebucht. Mit diesen Papieren können sie dann von Montag an handeln. Anders als bei einem klassischen Börsengang gibt es vorher auch keine Preisspanne. Der Mutterkonzern E.ON wird nach der Abspaltung noch knapp 47 Prozent an Uniper halten. Von der französischen Großbank Societe Generale hieß es, Uniper stehe stabiler da, als der Markt befürchte.

Am Mittwoch legt zudem der im SDAX notierte Modehersteller GERRY WEBER die Zahlen für das dritte Geschäftsquartal vor. Und für die Aktionäre des Software-Konzerns SAP könnten die am Donnerstag anstehenden Quartalszahlen vom US-Rivalen Oracle interessant sein./ajx/ag/he/fbr

--- Von Achim Jüngling, dpa-AFX ---

FRANKFURT (dpa-AFX)

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