Starke Nachfrage |
20.05.2022 22:04:00
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Darum will Tesla bald womöglich keine neuen Bestellungen mehr annehmen
• Tesla erwägt Bestellstopp
• Preiskalkulation bei langen Lieferfristen schwierig
Nicht nur die hohen Spritpreise infolge des Ukraine-Krieges sind ein Grund, dass immer mehr Fahrzeugkäufer Elektroautos spritbetriebenen Fahrzeugen vorziehen. Auch die staatlichen Subventionen machen Stromer für Neuwageninteressenten attraktiv. Zusätzlich profitiert die Branche vom steigenden Umweltbewusstsein in der Bevölkerung. Das führt dazu, dass die Auftragsbücher von Autobauern mit Elektroautos in der Modellpalette prall gefüllt sind - und das, obwohl die Branche zeitgleich unter Lieferengpässen bei Bauteilen ächzt und noch Störungen in der Lieferkette aufgrund der Corona-Pandemie und des Ukraine-Krieges zu verarbeiten hat. Die Folge sind lange Lieferzeiten, bereits jetzt müssen etwa Käufer des Volkswagen-E-Modells VW ID.3 dem Onlineportal carwow zufolge rund ein Jahr auf die Auslieferung ihres Fahrzeuges warten, auch der Porsche Taycan braucht rund 10 Monate von der Bestellung bis zur Lieferung an den Kunden, ebenso wie die Elektromodelle von Opel.
Nimmt Tesla bald keine Bestellungen mehr an?
Besonders betroffen von den Entwicklungen ist der Elektroautopionier Tesla, der über eine rein elektrische Modellpalette verfügt. Tesla-Chef Elon Musk erklärte in einem Interview im Rahmen der Financial Times Future of Cars Conference, wie die Ausgangslage für den US-Konzern aktuell ist. "Die Nachfrage übersteigt aktuell die Produktion in einem irren Ausmaß", so der Automanager. Tesla werde vor diesem Hintergrund "wahrscheinlich die Annahme von Bestellungen für alles, was über einen bestimmten Zeitraum hinausgeht, einschränken oder ganz einstellen, weil einige der Liefertermine mehr als ein Jahr in der Zukunft liegen", erklärte Musk weiter.
Zuletzt hatte Tesla auch angesichts gestiegener Kosten für das Unternehmen selbst die Preise für einige seiner Modelle erhöht. Der Beliebtheit der Tesla-Fahrzeuge tat dies offenbar aber keinen Abbruch, so dass sich Elon Musk nun zu möglicherweise zu einem Bestellstopp entschließen könnte.
Lange Lieferfristen machen Preise weniger planbar
Hintergrund der möglichen Entscheidung sind wohl auch Schwierigkeiten in der Planbarkeit. Wenn Tesla heute Bestellungen entgegennimmt, zu denen der Autobauer kostendeckend und mit Gewinnmarge produzieren kann, kann die Lage angesichts der aktuellen geopolitischen Ereignisse sowie der Unsicherheiten über anhaltende Lieferengpässe in rund einem Jahr, wenn die Fahrzeuge tatsächlich an die Kunden ausgeliefert werden, bereits eine andere sein. Tesla muss also bereits jetzt die voraussichtlichen Kosten einpreisen. Im Rahmen der Bilanzvorlage für das erste Quartal nahm Elon Musk direkt auf dieses Problem Bezug: "Eigentlich sollte ich an der Preiserhöhungsfront erwähnen, dass es vielleicht den Anschein hat, als würden wir die Preise unserer Fahrzeuge unvernünftig erhöhen, da wir in diesem Quartal eine Rekordrentabilität hatten. Aber die Warteliste für unsere Fahrzeuge ist ziemlich lang, und bei einigen Fahrzeugen, die bestellt werden, erstreckt sich die Warteliste bis ins nächste Jahr. Unsere Preise für jetzt bestellte Fahrzeuge rechnen also wirklich mit einem Wachstum der Lieferanten- und Logistikkosten, von dem wir wissen und von dem wir glauben, dass es in den nächsten sechs bis 12 Monaten eintreten wird. Deshalb haben wir heute die Preiserhöhungen, weil ein heute bestelltes Auto in einigen Fällen in einem Jahr ankommt".
Hinzu kommt, dass Tesla-Fahrzeuge regelmäßig mit neuen Funktionen ausgestattet werden - wer sein Fahrzeug heute bestellt, wird in rund einem Jahr voraussichtlich ein anders ausgestattetes Fahrzeug erhalten.
Auch andere Autobauer gehen diesen Schritt
Ein Bestellstopp ist angesichts der aktuellen Herausforderungen für Autobauer kein leichter, aber möglicherweise notwendiger Schritt. Im März hatte bereits Renault für seine Elektroautos und Plug-in-Hybride sowie die der Konzerntochter Dacia eine "vorübergehende Bestellpause" angekündigt und diese mit der "aktuellen Zulieferer-Situation" begründet. Wenige Wochen später wurde der Bestellstopp wieder aufgehoben.
Redaktion finanzen.at
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