Schwieriges Marktumfeld 19.04.2024 23:02:00

Cybertruck-Rückruf belastet Tesla-Aktie: Experte rechnet mti 'Durchhänger-Jahr' 2024 für Elektromobilität

Cybertruck-Rückruf belastet Tesla-Aktie: Experte rechnet mti  'Durchhänger-Jahr' 2024 für Elektromobilität

• Experte sieht "Durchhänger-Jahr" für Tesla
• Cybertruck-Rückruf kommt zur Unzeit
• Schwache Tesla-Vermögen lässt Musk im Milliardärsclub abrutschen

"Stellenstreichungen, die Automobilzulieferer schon vor Monaten beschlossen haben, nimmt jetzt auch Tesla vor. Weitere Autohersteller dürften folgen", sagte Schwope der Deutschen Presse-Agentur. 2024 sieht er zudem als "Durchhänger"-Jahr für die Elektromobilität. Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer sagte: "Tesla sitzt auf Fabriken, die nicht flexibel und zu groß sind. Das Wachstumsmodell bricht jetzt ab, dadurch, dass der Markt in die Knie geht."

Der US-Hersteller Tesla will angesichts der Flaute beim Elektroauto-Absatz mehr als zehn Prozent seiner Stellen weltweit abbauen. In welchem Ausmaß die Ankündigung von Firmenchef Elon Musk die einzige europäische Fabrik in Grünheide bei Berlin trifft, ist bisher noch unklar. Tesla bekommt unter anderem den harten Preiskampf auf dem größten Automarkt China zu spüren und hat im ersten Quartal weltweit mit fast 387 000 Autos überraschend weniger Fahrzeuge ausgeliefert als ein Jahr zuvor. In Deutschland macht sich die weggefallene Kaufprämie für Elektroautos beim Absatz von Batterie-Pkw bemerkbar.

Schwope erwartet keine jahrelange Krise für E-Autos

"Für einen amerikanischen Konzern ist ein Stellenabbau von 10 Prozent in Krisenzeiten nichts Überraschendes, Hire-and-Fire passiert dort wesentlich schneller", sagte Schwope mit Blick auf Tesla. Der Autoexperte ist Lehrbeauftragter für Automobilwirtschaft an der Fachhochschule des Mittelstands Hannover.

Mit einer lang anhaltenden Krise für Tesla in Europa rechnet Schwope nicht. "2024 dürfte allerdings ein Durchhänger-Jahr für die Elektromobilität werden." Das Jahr 2025 sollte angesichts dann geltender verschärfter Abgasvorschriften wieder Wachstum für die Elektromobilität bringen, schätzte der Experte.

Die Elektroautohersteller brauchen aus seiner Sicht Planungssicherheit und kein "Hü und Hott" in der Politik. "Abrupte Änderungen von Förderbedingungen sind in der Hinsicht eine Katastrophe." Dadurch würden Kunden verunsichert. Notwendig seien Prämien für Elektroautos für die Hersteller allerdings überhaupt nicht, betonte Schwope. Denn die Autobauer hätten in den vergangenen Jahren sehr gut verdient.

Die größten Autokonzerne der Welt haben einer Analyse zufolge im vergangenen Jahr bei Umsatz und Gewinn Rekorde aufgestellt. Den stärksten Rückgang 2023 verzeichnete bei der durchschnittlichen Ebit-Marge, die den operativen Gewinn ins Verhältnis zum Umsatz setzt, Tesla.

Dudenhöffer sieht Verantwortung für Flaute auch beim Bund

Autoexperte Dudenhöffer sieht den Grund für die Absatzflaute von E-Autos in der Politik in Berlin und Brüssel. "Die Politik hat die Auslastung kaputt gemacht, indem sie die Elektromobilität infrage stellt." Dudenhöffer verwies auch auf das abrupte Ende der Förderung durch die Umweltprämie für Privatleute.

Tesla müsse nun schauen, wie es angesichts großer Überkapazitäten Anpassungen vornehmen könne. "Personalkosten sind eher das kleinere Übel", meinte Dudenhöffer. Tesla brauche viel Geld für die Maschinen in seinen hoch automatisierten Fabriken. Dabei könne der E-Autobauer eben nicht wie andere deutsche Hersteller zwischen Verbrennerauto und E-Fahrzeug "switchen". Dudenhöffer rechnet damit, dass Tesla in Grünheide nicht an seinen Ausbauplänen festhält. "In den nächsten 5 Jahren passiert da nichts."

Tesla-Aktie unter Druck

In den letzten fünf Handelstagen hat die Tesla-Aktie bereits mehr als 14 Prozent verloren, am Freitag setzte sich die Talfahrt fort: Letztlich ging es für Tesla-Titel an der NASDAQ 1,92 Prozent auf 147,05 US-Dollar nach unten.

Cybertruck-Rückruf belastet

Tesla ruft fast 4000 Fahrzeuge seines Elektro-Pickups "Cybertruck" zurück, weil das Gaspedal einklemmen und das Fahrzeug unkontrolliert beschleunigen kann. Das Problem war durch ein Tiktok-Video bekanntgeworden, in dem ein Fahrer von seinem Schreck-Erlebnis berichtete. Er demonstrierte, wie die festgeklebte Zier-Abdeckung des Beschleunigungspedals sich löste, nach vorn rutschte und es im durchgedrückten Zustand einklemmte.

Laut der am Freitag von der Verkehrsaufsicht NHTSA veröffentlichten Rückruf-Mitteilung sind potenziell alle 3878 von Mitte November bis Anfang April gebauten "Cybertrucks" betroffen. Es ist auch der erste Hinweis darauf, wie viele Fahrzeuge des neuen Modells Tesla überhaupt produzierte und verkaufte. Die Elektro-Pickups werden seit Ende November ausgeliefert. Firmenchef Elon Musk sagte, mit der Zeit könne er sich jährliche Auslieferungen von etwa 250 000 "Cybertrucks" vorstellen.

Der Cybertruck ist mit seinen leistungsstarken Batterien rund drei Tonnen schwer und hat eine Karosserie aus dickem Edelstahl. Zudem kann das Fahrzeug in nur wenigen Sekunden eine Geschwindigkeit von 100 Kilometern pro Stunde erreichen. Das alles macht ihn bei unkontrollierter Beschleunigung besonders gefährlich im Straßenverkehr. Tesla betonte in der Rückruf-Mitteilung, dass die Fahrzeuge auch in diesem Fall mit dem Bremspedal gestoppt werden könnten - und dem Unternehmen bis Anfang dieser Woche keine Unfälle oder Verletzungen im Zusammenhang mit dem Defekt bekannt geworden seien.

Auslöser des Problems war laut Tesla eine unerlaubte Änderung im Fertigungsprozess gewesen: Seife sei als Schmiermittel verwendet worden - und Reste davon hätten den Klebstoff geschwächt.

Zuckerberg überholt Elon Musk beim Vermögen

Angesichts der schwachen Aktienperformance von Tesla hat Firmenchef Elon Musk nun auch seinen Platz unter den Top 3 der reichsten Menschen der Welt verloren. Überholt wurde Musk von Meta-Chef Mark Zuckerberg. Wie aus dem von Bloomberg ermittelten "Billionaires Index" hervor geht, verfügt Musk aktuell über ein Vermögen von 170 Milliarden US-Dollar, Mark Zuckerberg hat als neue Nummer 3 unterdessen acht Milliarden Dollar mehr an Vermögen.

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