Keine Großveranstaltungen |
08.06.2020 13:34:41
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CTS Eventim-Aktie im Fokus: Corona-Krise macht Konzertveranstalter schwer zu schaffen
DAS IST LOS IM UNTERNEHMEN:
Mit Konzerten, Tourneen und Festivals wie "Rock am Ring", "Hurricane" oder "Southside" gehört CTS Eventim zu den bekanntesten Veranstaltern der Branche. In diesem Jahr mussten die Festivals mit teils Zehntausenden Zuschauern wegen der Pandemie alle abgesagt werden. Für den Konzern, der unter anderem auch die Lanxess Arena in Köln, die Berliner Waldbühne oder große Hallen in Kopenhagen und London betreibt, ist das ein herber Schlag.
Noch 2019 verzeichnete CTS Eventim einen deutlich gesteigerten Umsatz von 1,44 Milliarden Euro und rund 250 Millionen verkaufte Karten. Laut eigenen Angaben trugen rund 3200 Mitarbeiter in 21 Ländern ihren Teil dazu bei. Auch der Start ins neue Jahr sah positiv aus. Doch dann traf die Corona-Krise CTS ab Mitte März mit voller Wucht. Zum Ende des ersten Quartals bekam das Unternehmen die Verbote und Auflagen für Veranstaltungen im Zusammenhang mit Covid-19 bereits deutlich zu spüren. Umsatz und Gewinn brachen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ein.
Beide Segmente von CTS Eventim sind von der Krise betroffen, sowohl der Ticketverkauf als auch die Veranstaltungssparte. Letztere fuhr im ersten Quartal sogar einen operativen Verlust ein. Ungeachtet dessen betonte Konzernchef Klaus-Peter Schulenberg im Mai, dass die Krise nach derzeitigem Stand nicht die Existenz des Unternehmens bedrohe.
Die Liquiditätsausstattung sei gut, und so könne das Unternehmen die herausfordernde Situation auch über einen längeren Zeitraum bewältigen. CTS Eventim habe zudem sofort mit internen Kosten- und Effizienzmaßnahmen reagiert, erklärte Schulenberg.
Wie groß die Ungewissheit in der Krise aber ist, wird auch durch den Rückzug der für das laufende Geschäftsjahr deutlich. Denn nicht nur in Deutschland, sondern auch in vielen anderen europäischen Ländern finden derzeit keine größeren Veranstaltungen statt. Zudem ist offen, wann es wieder losgeht.
Der Konzern, der sein Geschäft Anfang des Jahres noch mit Übernahmen ausgebaut hatte, will den Aktionären auch keine Dividende auszahlen. Wegen der Unsicherheiten soll der Gewinn aus 2019 stattdessen als Liquiditätspolster verwendet werden. Zwar kann CTS die Höhe nicht beziffern, geht für dieses Jahr aber von einem deutlichen Umsatz- und Ergebnisrückgang aus.
Positiv aufgenommen wurde dagegen der vom Bundestag gefasste Beschluss, dass Ticketkäufer bei coronabedingten Absagen von Veranstaltungen auch Gutscheine statt Geld zurückbekommen können. Die Regelung soll Veranstalter vor Finanznöten bewahren. Anleger blicken nun gespannt auf die Online-Hauptversammlung am 19. Juni. Konzernchef Schulenberg wird dann Auskunft über die jüngsten Entwicklungen in der Krise geben.
Erst vor Kurzem prognostizierte er in einem Podcast des Wirtschaftsmagazins "Capital", dass seine Branche nicht nur die erste war, die keine Events mehr durchführen konnte - es werde auch die letzte sein, die wieder mit ihrem Betrieb beginnen könne. Eine ganze Branche habe wegen der Pandemie "Berufsverbot" bekommen, befand Schulenberg, der Hilfen von der Bundesregierung forderte. Er glaube, dass es erst wieder Veranstaltungen geben kann, wenn es einen Impfstoff oder ein entsprechend wirksames Medikament gibt. "Da werden wir noch einige Zeit warten müssen."
Mit dem Bund hat Schulenberg ohnehin noch eine Rechnung offen. Nach dem Stopp der Pkw-Maut in Deutschland durch den Europäischen Gerichtshof (EuGH) im vergangenen Sommer schaute CTS Eventim nämlich in die Röhre. Die Zuschläge für die eigentlich vorgesehene Erhebung und Kontrolle der Pkw-Maut hatte der Bund schon 2018 dem Mautsystem-Anbieter Kapsch und CTS Eventim erteilt - bevor endgültige Rechtssicherheit bestand.
Das Gericht sieht die Pläne der Regierung als nicht vereinbar mit EU-Recht an, weil dadurch Fahrer aus dem Ausland benachteiligt würden. Nach dem Aus für die Maut im Juni 2019 kündigte der Bund dann die Verträge. Die für die Maut vorgesehenen Betreiber CTS Eventim und Kapsch haben Schadenersatzforderungen angekündigt und ihre Ansprüche an den Bund auf 560 Millionen Euro beziffert.
DAS SAGEN DIE ANALYSTEN:
Seitdem CTS Eventim seine Zahlen für das erste Quartal vorgelegt hat, haben sich drei der im dpa-AFX-Analyser erfassten Experten näher mit dem Konzern beschäftigt. Das Bild ist uneinheitlich. Je einer spricht sich für den Kauf und Verkauf der Papiere aus und einer rät dazu, die Titel zu halten.
Dabei gibt sich Gerhard Orgonas von der Privatbank Berenberg am zuversichtlichsten. Er hat mit einem Kursziel von 45 Euro den höchsten Wert auf dem Zettel. Obwohl der Experte seine kurzfristigen Gewinnerwartungen weiter kürzte, hob er hervor, dass die liquiden Mittel in der Krise geschützt worden seien. Dass CTS Eventim immer noch keinen Ausblick geben könne, sei angesichts der Krise verständlich, heißt es in der Studie vom 20. Mai.
Deutlich skeptischer zeigt sich dagegen Volker Bosse von der Baader Bank, dessen deutlich gesenktes Kursziel nur noch bei 30 Euro liegt. Aus seiner Sicht wird die Pandemie die Branche wohl dauerhaft verändern. Solange es keine Impfung gebe, seien etwa Musikshows ohne Abstandhalten nur schwer vorstellbar, urteilte Bosse, der von einem "perfekten Sturm" für den Konzern spricht.
DZ-Bank-Experte Thomas Maul reduzierte seine Schätzungen, da sich bisher keine kurzfristige Normalisierung des Ticketing- und Veranstaltungsgeschäfts andeute. Zwar dürften seiner Einschätzung nach wohl bereits unter Einhaltung von Infektionsschutzmaßnahmen im vierten Quartal wieder kleinere Events stattfinden. Doch Megaveranstaltungen dürften laut Maul erst dann möglich sein, wenn Medikamente oder ein Impfstoff zugelassen sind.
DAS MACHT DIE AKTIE:
Die Corona-Krise hat auch beim Kurs der CTS-Eventim-Aktie 2020 Spuren hinterlassen. Die Aktie hat etwa ein Fünftel eingebüßt, hält sich damit aber angesichts der großen coronabedingten Probleme vergleichsweise noch recht passabel - zwischenzeitlich hatte es allerdings deutlich schlechter ausgesehen.
Mit aktuell rund 44 Euro hat sich das Papier aber wieder deutlich von seinem Corona-Crash-Tief von etwas mehr als 25 Euro Mitte März erholt. Ende Januar hatte die Aktie allerdings mit 61,55 Euro noch den höchsten Stand ihrer rund 20-jährigen Börsengeschichte erreicht hatte.
Die Corona-Pandemie beendete den seit Jahren anhaltenden Höhenflug, der den Kurs in den vergangenen zehn Jahren um mehr als 300 Prozent und damit deutlich stärker als dem MDax nach oben trieb. Seit dem Börsengang Anfang 2000 summiert sich das Kursplus trotz der jüngsten Verluste immer noch auf etwas mehr als 1500 Prozent.
Die Aktie wurde im Jahr 2000 zum Höhepunkt des Dot-Com-Booms an die Börse gebracht. Der Emissionspreis hatte damals 21,50 Euro betragen - da es seitdem mehrere Aktiensplits gegeben hatte, betrug dieser umgerechnet auf die aktuelle Zahl der Anteile 2,69 Euro
Der Kursanstieg macht den Unternehmensgründer Schulenberg zu einem Milliardär. Er hält über die KPS-Stiftung aktuell noch knapp 39 Prozent der Anteile, das an der Börse derzeit 4,3 Milliarden Euro wert ist. Sein Aktienpaket, ist damit fast 1,7 Milliarden wert.
/eas/zb/jha/
MÜNCHEN/BREMEN (dpa-AFX)
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