Kapitalerhöhung angekündigt 27.10.2022 13:17:00

Credit Suisse-Aktie sackt ab: Credit Suisse mit viertem Quartalsverlust in Folge - CS verkauft Geschäftsbereiche und baut Stellen ab

Credit Suisse-Aktie sackt ab: Credit Suisse mit viertem Quartalsverlust in Folge - CS verkauft Geschäftsbereiche und baut Stellen ab

Der Verlust fiel noch sehr viel höher aus als von Analysten im Vorfeld prognostiziert. In der Periode von Juli bis September 2022 schrieb die Bank einen Reinverlust von rund vier Milliarden Franken (vier Mrd Euro), wie sie am Donnerstag mitteilte. Es ist der vierte Quartalsverlust in Folge. Letztmals schrieb die CS im dritten Quartal 2021 einen Gewinn und zwar in der Höhe von 434 Millionen Franken.

Der Verlust umfasst den Angaben zufolge eine Wertberichtigung latenter Steuerguthaben in Verbindung mit der Strategieüberprüfung der Bank in der Höhe von 3,7 Milliarden Franken. Der Verlust vor Steuern wird mit 342 Millionen Franken beziffert - nach einem Gewinn von rund einer Milliarde im Vorjahreszeitraum. Analysten hatten im Schnitt mit einem Vorsteuerverlust von 613 Millionen Franken gerechnet sowie einem Minus unter dem Strich von 602 Millionen Franken.

Am größten ist die Not operativ in der Investmentbank. Bereits Ende Juli hatte die Credit Suisse (CS) für die Sparte einen Verlust in Aussicht gestellt. Dieser erreichte nun 666 Millionen Franken. Auch die Kapitalisierung macht der Bank derweil zu schaffen. Die sogenannte harte Kernkapitalquote (CET1) fiel auf 12,6 Prozent nach 13,5 Prozent Ende Juni. Die Bank kündigte aus diesem Grund die Ausgabe neuer Aktien im Volumen von rund vier Milliarden Schweizer Franken an. Das Volumen entspricht fast einem Drittel der aktuellen Marktkapitalisierung.

Credit Suisse verkauft Geschäftsbereiche und baut Stellen ab

Die Credit Suisse hat einen tiefgreifenden Konzernumbau beschlossen. Dieser sieht vor, die Investmentbank "radikal" umzustrukturieren, das Geschäft mit verbrieften Produkten zu verkaufen und insgesamt auf stabilere Geschäfte wie das Wealth und Asset Management zu setzen. Für den Umbau, der mit einem erheblichen Stellenabbau einhergeht, besorgt sich die Bank über eine Kapitalerhöhung Geld bei den Anlegern.

Die Bank will die Kosten bis 2025 um 15 Prozent oder 2,5 Milliarden Franken reduzieren. Das Geschäft mit verbrieften Produkten (Securitized Products Group) wird mehrheitlich verkauft, und zwar an den Finanzinvestor Apollo und die Allianz-Tochter Pimco. Die Credit Suisse schafft zudem eine Abbaueinheit (Non-Core Unit), um den Abbau nicht-strategischer und margenschwacher Geschäfte zu beschleunigen.

Geld für den Umbau will die Bank am Kapitalmarkt einnehmen. So sollen 4 Milliarden Franken mit einer Kapitalerhöhung aufgenommen werden. Die Saudi National Bank investiert 1,5 Milliarden Franken und wird sich mit 9,9 Prozent an der Credit Suisse beteiligen.

Die Bank will 2.700 Stellen abbauen oder 5 Prozent der Belegschaft. Diese soll sich bis Ende 2025 nur noch auf rund 43.000 Vollzeitkräfte belaufen. Zum Ende des dritten Quartals waren es 52.000. Die Bank setzt neben dem Stellenabbau auf die natürliche Fluktuation.

Die Credit Suisse muss sich nach diversen Skandalen neu aufstellen. Zuletzt hatte sie sich unter anderem mit dem kollabierten Hedgefonds Archegos und dem Engagement bei der Greensill Bank milliardenschwere Fehlschläge geleistet.

Credit Suisse-Aktie bricht ein

Die Aktien der Credit Suisse haben am Donnerstag hohe Verluste verbucht. Es sind nicht nur die schwachen Zahlen für das dritte Quartal, die den Marktakteuren aufs Gemüt schlagen, sondern auch die Strategiepläne inklusive einer Kapitalerhöhung über vier Milliarden Franken. Die Aktien sacken an der SIX zeitweise um 11,65 Prozent auf 4,208 Franken ab.

Die aktualisierte Strategie mit relativ radikalem Abbau des Investmentbankings, weiteren Kostensparmaßnahmen inklusive Stellenabbau, der Kapitalaufstockung und Verkäufen von Unternehmensteilen ist sehr umfassend.

In ersten Kommentaren gibt es unterschiedliche Bewertungen. Die strategischen Maßnahmen entsprächen in etwa dem, was in den letzten Wochen in den Medien verbreitet worden sei, hieß es bei der Bank Vontobel, auch wenn einige Marktteilnehmer wohl mit deutlicheren Einschnitten im Investmentbanking gerechnet hätten. Die Credit Suisse begebe sich mit den angekündigten Schritten und Anpassungen nun auf einen langen und mühsamen Weg, um Glaubwürdigkeit und Vertrauen zurückzugewinnen. Dabei dürfe sich das Management keine größeren Fehltritte mehr leisten.

Die Zürcher Kantonalbank (ZKB) äußerte sich derweil relativ zuversichtlich. Sie hält fest, dass der Fokus nun klar auf der strategischen Neuausrichtung liege und diese mit einem doch relativ starken Rückbau im Investmentbanking einhergehe. Trotz gewisser Umsetzungsrisiken und noch offener Fragen zur Finanzierung werte sie die Pläne positiv. Die Kapitalerhöhung sei zudem vom Markt antizipiert worden, heißt es von der ZKB.

Das schwache Ergebnis des dritten Quartals tritt derweil etwas in den Hintergrund. Vor allem hohe Wertberichtigungen auf Steuerguthaben haben zum Verlust von vier Milliarden Franken geführt. Was die Ertrags- und Kostenentwicklung anbetrifft, seien größere Überraschungen hingegen ausgeblieben, hieß es. Das ändere allerdings nichts daran, dass die Erträge im Jahresvergleich über sämtliche Geschäftsbereiche hinweg teils stark rückläufig gewesen seien.

Einige Experten sehen darin eine Folge des Risikoabbaus im Tagesgeschäft, die anderen Anhaltspunkte für erneute Marktanteilsverluste. Für Gesprächsstoff sorgt auch der Abfluss von Kundengeldern. Dieser lag im dritten Quartal bei 12,9 Milliarden Franken. Laut Credit Suisse wurden auch im Oktober nochmals Gelder abgezogen.

ZÜRICH (dpa-AFX) / FRANKFURT (Dow Jones)

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