Hochautomatisierte Systeme 27.04.2023 17:13:00

Continental-Aktie tiefer: Continental mit neuer Partnerschaft für autonome Lkw-Flotten in den USA - Vertrag von CEO Setzer bis 2029 verlängert

Continental-Aktie tiefer: Continental mit neuer Partnerschaft für autonome Lkw-Flotten in den USA - Vertrag von CEO Setzer bis 2029 verlängert

Der DAX-Konzern vereinbarte eine Partnerschaft mit dem Unternehmen Aurora Innovation, das hochautomatisierte Systeme für Lastwagen und Nutzfahrzeugflotten anbietet. Dabei wird Continental vor allem Hardware und Entwicklungsdienste einbringen. Speditionsfirmen sollen mithilfe der Technik ihre Kosten verringern und effizientere lange Auslieferungstouren planen können, wodurch auch Spritverbrauch und Lieferzeiten sinken könnten, wie es am Donnerstag hieß. Ab voraussichtlich 2027 werde das gemeinsame Konzept in den Vereinigten Staaten in die Produktion gehen.

Die Technik solle helfen, den wachsenden Güterverkehr zu entlasten. Das Basissystem Aurora Horizon werde bereits "menschliche Kapazitäten ergänzen" können. Ziel sei darüber hinaus eine autonome Steuerung von Trucks. Von Conti wird ein "Rückfallsystem" stammen: "Im Fall eines Ausfalls des autonomen Primärsystems dient es dazu, sicherzustellen, dass der fahrerlose Lkw die Fahraufgabe weiter übernimmt und bis zur nächstmöglichen, sicheren Position weiterfährt."

Conti stellt dabei Sensorik, Steuergeräte und schnelle Rechner zur Verfügung. "Das erste kommerziell skalierbare autonome Lkw-System wird Spediteuren und Flottenbetreibern neue Transportmöglichkeiten eröffnen", versprach der zuständige Manager Frank Petznick.

Der Sparte der Automatisierungs- und Assistenzsysteme kommt bei den Hannoveranern seit einem Konzernumbau eine größere Bedeutung zu. Es gibt schon länger Gerüchte über einen Börsengang. Derzeit bestehen bereits mehrere Beteiligungen und Partnerschaften. Anfang Januar stellte Continental auf der Technikmesse CES in Las Vegas eine strategische Zusammenarbeit mit der US-Firma Ambarella vor, die auf Mikrochip-Module mit Künstlicher Intelligenz (KI) spezialisiert ist.

Bei der Software-Firma Apex.AI stieg Conti 2021 als Anteilseigner ein - hier geht es etwa um ein Basis-Betriebssystem, das den Grundstein für kompliziertere Anwendungen zum autonomen Fahren oder für verschiedene Sicherheits- und Assistenzfunktionen bilden kann. In China wurde mit der chinesischen KI-Firma Horizon Robotics ein Gemeinschaftsunternehmen gegründet. Auch derVolkswagen-Konzern steckt große Summen in ein Joint-Venture mit dieser Firma.

Continental verlängert Vertrag von CEO Setzer bis 2029

Continental bindet CEO Nikolai Setzer länger an das Unternehmen. Wie der DAX-Konzern mitteilte, wurde der Vertrag des Managers um weitere fünf Jahre bis zum 31. März 2029 verlängert. Zudem wurde Philipp von Hirschheydt per Mai zum neuen Vorstandsmitglied des Bereichs Automotive ernannt. "Damit übergibt Setzer wie geplant die Verantwortung für den Unternehmensbereich Automotive", so der Konzern anlässlich der heutigen Hauptversammlung.

"Nikolai Setzer genießt unser vollstes Vertrauen", wird der Aufsichtsratsvorsitzende Wolfgang Reitzle in der Mitteilung zitiert. "Er hat in den vergangenen drei Jahren die Transformation von Continental erfolgreich eingeleitet und konsequent vorangetrieben. Er wird das Unternehmen in eine erfolgreiche Zukunft führen."

Von Hirschheydt leitet aktuell das Geschäftsfeld User Experience des Unternehmensbereichs Automotive. Darüber hinaus ist er Mitglied des Automotive Boards.

Deka fordert von Conti mehr Mut bei Umstrukturierung

Der Autozulieferer Continental sollte sich nach Einschätzung der Deka beim Umbau des Konzerns mehr zutrauen und stärker auf Vereinfachung setzen. "Der Mut zu einer stärkeren Umstrukturierung fehlt", sagte Ingo Speich als Vertreter der Fondsgesellschaft der Sparkassen auf der Hauptversammlung des Unternehmens laut Redetext. "Die vermeintlichen Zukunftsinvestitionen wie Autonomes Fahren und Software verschlingen Unsummen und bringen bisher nicht den gewünschten Ertrag." Die Margen seien 2022 in allen Divisionen "erschreckend gering" gewesen.

Der Konzern aus Hannover hatte die vergangenen Jahre wegen hoher Sonderbelastungen, Abschreibungen und eines teils widrigen Branchenumfelds im Vergleich zu früheren Zeiten mit einer spürbar geringeren Profitabilität zu kämpfen. Nach einer bereinigten EBIT-Marge von nur 5,0 Prozent soll sich die Rendite dieses Jahr leicht auf etwa 5,5 bis 6,5 verbessern. Im Jahr 2015 hatte Conti noch eine bereinigte EBIT-Marge von gut 11 Prozent erzielt. Mittelfristig will der Konzern wieder eine bereinigte EBIT-Marge zwischen rund 8 und 11 Prozent erreichen, versprach CEO Nicolai Setzer nun den Aktionären.

"Die Unternehmensstruktur von Continental ist zu komplex und schwer zu steuern", kritisierte Speich weiter. Der Konzern bewege sich in einer extrem dynamischen Branche zu langsam gegenüber den Wettbewerbern. "Entscheidungswege müssen verkürzt und eine weitere Vereinfachung wird unausweichlich sein, um sich in der Branche behaupten zu können", so Speich.

Auf XETRA gewinnt die Conti-Aktie zunächst, bevor sie ins Minus dreht und zeitweise 0,50 Prozent auf 63,90 Euro verliert.

HANNOVER/PITTSBURGH (dpa-AFX) / FRANKFURT (Dow Jones)

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Bildquelle: Continental,Nils Versemann / Shutterstock.com

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