Die Commerzbank arbeitet sich weiter aus der Krise und konnte im zweiten Quartal einen höheren Überschuss erzielen als noch vor einem Jahr.
Im zweiten Quartal erwirtschaftete das seit der Finanzkrise teilverstaatlichte Institut nach 40 Millionen Euro vor einem Jahr nun einen Überschuss von 100 Millionen Euro, wie es am Donnerstag in Frankfurt mitteilte. Der operative Gewinn stieg von 74 Millionen auf 257 Millionen Euro. Das war besser als von Analysten erwartet.
Fortschritte machte die zweitgrößte deutsche Bank beim Abbau von Risiken und bei der Stärkung ihrer Kapitalpuffer. "Insgesamt haben wir damit ein gutes Ergebnis erzielt", erklärte Vorstandschef Martin Blessing. Am Donnerstagvormittag legte die Aktie der Bank zeitweise rund 2 Prozent zu und gehört damit zu den besten Werten im DAX.
WENIGER RISIKOVORSORGE ABER HÖHERE KOSTEN
Das Institut profitierte vor allem davon, dass es weniger Geld für faule Kredite zurücklegen musste: Die Risikovorsorge hat sich binnen Jahresfrist von 537 Millionen Euro auf 257 Millionen Euro im zweiten Quartal 2014 mehr als halbiert. Zudem zahlte sich die Offensive im Privatkundengeschäft aus: Der operative Gewinn der lange schwächelnden Sparte stieg von 54 Millionen auf 115 Millionen Euro. Netto gewann das Institut im zweiten Vierteljahr 95 000 Kunden hinzu. Dabei machte sich auch die fast 25 Millionen Euro schwere Werbekampagne mit der deutschen Fußball-Nationalmannschaft rund um die Weltmeisterschaft bezahlt. Bereits im ersten Quartal hatte die Bank 43 000 zusätzliche Kunden gewonnen.
Bankbilanzen im 2. Quartal 2014
Wells Fargo
Das bei Privatkunden starke Geldhaus
Wells Fargo verdiente im zweiten Quartal unterm Strich 5,7 Milliarden Dollar (4,2 Mrd Euro) und damit 4 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Die Erträge - die gesamten Einnahmen - schrumpften allerdings leicht auf 21,1 Milliarden Dollar.
Citigroup
Eine teure Einigung im Hypothekenskandal hat das Ergebnis der US-Großbank
Citigroup im zweiten Quartal deutlich belastet. Die Großbank muss wegen fragwürdiger Hypothekengeschäfte 7 Milliarden Dollar (5,1 Mrd Euro) zahlen. Die Belastung führte im zweiten Quartal zu einem herben Gewinneinbruch: Es kam nur noch ein Mini-Gewinn von unterm Strich 181 Millionen Dollar heraus. Im Vorjahreszeitraum hatte die Citigroup 4,1 Milliarden Dollar verdient. Ohne Sonderbelastungen, so rechnete die Bank allerdings vor, wäre der Gewinn sogar etwas besser ausgefallen.
JPMorgan Chase
JPMorgan Chase verdiente im zweiten Quartal 2014 6,0 Milliarden Dollar und damit acht Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Ein schleppend laufender Handel mit Aktien und Anleihen hatte den Gewinn belastet. Die Erträge - die gesamten Einnahmen - schrumpften um 3 Prozent auf 24,5 Milliarden Dollar.
Goldman Sachs
Ein starkes Beratungsgeschäft unter anderem bei Börsengängen oder der Vermögensverwaltung glich im zweiten Quartal bei
Goldman Sachs ein schwächer laufendes Handelsgeschäft mit Aktien und Anleihen mehr als aus. Unterm Strich stand ein Gewinn von rund 2,0 Milliarden Dollar und damit 5 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Die Erträge stiegen um 6 Prozent auf 9,1 Milliarden Dollar.
Bank of America
Altlasten verderben der
Bank of America weiter die Bilanz: Im zweiten Quartal sackte der Überschuss verglichen mit dem Vorjahreszeitraum um 43 Prozent auf 2,29 Milliarden Dollar ab. Zahlungen für Rechtsstreitigkeiten machten die Fortschritte im Tagesgeschäft zunichte, das besser lief als von Analysten erwartet.
Credit Suisse
Die Rekordstrafe im Steuerstreit mit den USA hat die Schweizer Großbank
Credit Suisse im zweiten Quartal 2014 tief in die roten Zahlen gerissen: Unter dem Strich stand ein Minus von 700 Millionen Franken (576 Millionen Euro). Das ist der höchste Verlust bei der Credit Suisse seit der Finanzkrise 2008.
Royal Bank of Scotland (RBS)
Der Gewinn der
Royal Bank of Scotland (RBS) brach im zweiten Quartal um 81 Prozent auf 230 Millionen Pfund ein. Operativ kommt die seit der Finanzkrise größtenteils verstaatlichte Bank aber voran. Ohne Sonderbelastungen sei der operative Gewinn um drei Prozent auf 1,32 Milliarden Pfund gestiegen.
Deutsche Bank
Die
Deutsche Bank hat im zweiten Quartal im Investmentbanking überraschend besser abgeschnitten. Insgesamt kletterte der Gewinn vor Steuern stärker als erwartet. Unter dem Strich verdiente die Bank wegen Steuereffekten allerdings deutlich weniger und blieb unter den Schätzungen. So sank der Nettogewinn von 334 Millionen auf 237 Millionen Euro. Analysten hatten mit 545 Millionen Euro gerechnet. Operativ lief es für die Bank allerdings gut: Vor Steuern verdiente die Bank mit 917 Millionen deutlich mehr als Analysten mit 792 Millionen Euro erwartet hatten.
UBS
Die Schweizer Großbank
UBS hat im zweiten Quartal von ihrem radikalen Konzernumbau, dem Sparkurs und geringeren Kosten für Rechtsstreitigkeiten profitiert. Der Überschuss sei um 16 Prozent auf 792 Millionen Franken gestiegen. Damit schnitt die UBS besser ab als von Experten erwartet.
Barclays
Ihre Probleme im Investmentbanking haben die britische Großbank
Barclays in der ersten Jahreshälfte schwer belastet. Unter dem Strich stand im ersten Halbjahr zwar ein deutlicher Gewinnzuwachs von 68 Prozent auf 1,13 Milliarden Pfund, den hat die Bank aber zahlreichen Sondereffekten zu verdanken. Der um Sondereffekte bereinigte Vorsteuergewinn des Konzerns sackte um 7 Prozent auf 3,35 Milliarden Pfund ab.
BNP Paribas
Die rund 9-Milliarden-Strafe in den USA hat die französische Großbank
BNP Paribas tief in die roten Zahlen gerissen. Im zweiten Quartal stand unter dem Strich ein Rekordverlust von 4,32 Milliarden Euro. Das Ergebnis war noch etwas schlechter als von Analysten erwartet. Von der 8,97 Milliarden Dollar Strafe musste Frankreichs größtes Geldhaus noch knapp 5,8 Milliarden Euro als Belastung im zweiten Quartal verbuchen, weil die Buße bisherige Rückstellungen weit übertraf.
Santander
Die spanische Großbank
Santander schüttelt die Folgen von Wirtschafts- und Finanzkrise zunehmend ab. Im zweiten Quartal steigerte das Institut seinen Überschuss verglichen mit dem Vorjahreszeitraum um 38 Prozent auf 1,45 Milliarden Euro, wie Santander am Donnerstag mitteilte. Das war besser als von Analysten erwartet.
Société Générale
Die
Société Générale hat im zweiten Quartal so viel verdient wie seit Mitte 2010 nicht mehr. Der Überschuss stieg um fast acht Prozent auf 1,03 Milliarden Euro.
Postbank
Die
Postbank hat im ersten Halbjahr von einem wachsenden Neugeschäft mit Girokonten und Ratenkrediten profitiert. Der Konzerngewinn liegt mit 355 Millionen Euro fast 40 Prozent über dem Vorjahreszeitraum. Das Vorsteuerergbnis hat sich auf 538 Millionen Euro mehr als verdoppelt.
HSBC
Die größte europäische Bank
HSBC hat wegen eines schwachen Geschäfts im Investmentbanking in der ersten Jahreshälfte weniger verdient. Der Vorsteuergewinn sackte um zwölf Prozent auf 12,3 Milliarden US-Dollar ab. Unter dem Strich blieb ein Überschuss von knapp 9,5 Milliarden Dollar übrig.
Crédit Agricole
Die Probleme bei der portugiesischen Skandalbank
Banco Espirito Santo (BES) hätten die
Crédit Agricole im zweiten Quartal fast in die roten Zahlen gedrückt. Der Gewinn sei um 98 Prozent auf 17 Millionen Euro gefallen, teilte die französische Großbank am Dienstag in Paris mit. Dabei drückte die 15-prozentige Beteiligung an der BES mit 708 Millionen Euro auf das Ergebnis.
UniCredit
Im zweiten Quartal steigerte der Mutterkonzern der HypoVereinsbank,
Unicredit, seinen Nettogewinn verglichen mit dem Vorjahreszeitraum um 11,6 Prozent auf 403 Millionen Euro. Das war besser als von Analysten erwartet. Dabei profitierte die Bank von deutlich niedrigeren Belastungen aus faulen Krediten. So steckte sie auch höhere Steuerzahlungen weg.
ING Group
In der Banksparte des Finanzkonzerns
ING verbesserte sich das Ergebnis im zweiten Quartal deutlich. Konzernweit stieg der um Sondereffekte bereinigte Gewinn um 31 Prozent auf 1,18 Milliarden Euro. Unter dem Strich kletterte der Gewinn um rund ein Fünftel auf 1,07 Milliarden Euro.
Bank Austria
Die Bank Austria hat für die ersten sechs Monate heuer 776 Millionen Euro Nettogewinn geschrieben. Das war gut ein Drittel mehr als Mitte vorigen Jahres. Nur für das zweite Quartal 2014 weist die Bank Austria insgesamt einen Nettogewinn von 426 Millionen Euro aus.
Standard Chartered
Die britische Großbank
Standard Chartered muss weiter auf eine Trendwende warten. Im ersten Halbjahr sackte der um Sondereffekte bereinigte Vorsteuergewinn um ein Fünftel auf knapp 3,3 Milliarden Dollar ab. Besondere Probleme machte im zweiten Quartal Südkorea. Dort rutschte Standard Chartered sogar in die roten Zahlen. Dass unter dem Strich dennoch ein Gewinnzuwachs von 8 Prozent auf 2,3 Milliarden Dollar stand, verdankt das Institut mehreren Sondereffekten.
Commerzbank
Die
Commerzbank arbeitet sich weiter aus der Krise. Im zweiten Quartal erwirtschaftete das seit der Finanzkrise teilverstaatlichte Institut einen Überschuss von 100 Millionen Euro. Der operative Gewinn stieg auf 257 Millionen Euro.
Zuwächse verbuchten auch die Mittelstandsbank und die Osteuropasparte. Dagegen musste das Investmentbanking angesichts der allgemeinen Flaute im Anleihenhandel Federn lassen. Zugleich stiegen die Kosten trotz des laufenden Sparprogramms um 1,6 Prozent auf 1,73 Milliarden Euro an. Das lag neben den hohen Investitionen in die Werbung auch an steigenden Belastungen durch neue Anforderungen der Aufsichtsbehörden. Unter anderem schlugen sich darin die Ausgaben für die laufende Überprüfung der Großbanken in der Eurozone durch die Europäische Zentralbank (EZB) nieder. Auch im Gesamtjahr rechnet die Commerzbank mit einem Anstieg der Kosten. Sie sollen aber nicht über die Marke von 7 Milliarden Euro steigen. 2013 lagen die Ausgaben bei knapp 6,8 Milliarden Euro.
ABBAUZIEL ERHÖHT
Beim Abbau ihrer Problemgeschäfte kommt die Commerzbank schneller voran als erwartet. Das Institut erhöhte daher das Ziel für die konzerneigene Bad Bank. Die Sparte, in der die Bank nicht mehr zum Kerngeschäft zählende Anlagen wie Schiffsfinanzierungen, Staatsanleihen und gewerbliche Immobilienkredite abwickelt, soll nun ihren Bestand bis 2016 auf rund 67 Milliarden Euro reduzieren. Bislang war ein Wert von 75 Milliarden Euro angestrebt.
Ende Juni lagerten in der Bad Bank noch Papiere im Umfang von 92 Milliarden Euro, Anfang 2013 waren es noch 143 Milliarden. In diesem Juni gelang etwa der Verkauf von Immobilienfinanzierungen in Spanien, Portugal und Japan mit einem Volumen von 5,1 Milliarden Euro. Der Abbau lässt die Einnahmen der Bank zwar deutlich schmelzen, zugleich sinkt dadurch aber die Risikovorsorge. Der Abbau kommt auch den Kapitalpuffern der Bank zugute. Die harte Kernkapitalquote, die das Eigenkapital ins Verhältnis zu den Risikopositionen setzt, stieg von Ende März bis Ende Juni um 0,4 Prozentpunkte auf 9,4 Prozent.
Ein Händler sah die Zahlen selbst zwar als eher gemischt an, lobte aber die harte Kernkapitalquote. Sie sei höher als erwartet ausgefallen. Die Commerzbank kommt zudem mit dem Abbau ihrer Problemgeschäfte schneller voran als erwartet. Das Institut erhöhte daher das Ziel für die konzerneigene Bad Bank.
Wie ein Analyst bemerkte, sei es immer hilfreich, die durchschnittlichen Markterwartungen zu übertreffen. Daher auch die freundliche Kursreaktion. Analyst Ingo Frommen von der LBBW zeigte sich zufrieden mit der operativen Entwicklung. Das Polen-Geschäft und die Mittelstandsbank bewerte er positiv. Insgesamt bestätige der Bericht seine Einschätzung, dass die Restrukturierung der Commerzbank weiter auf gutem, aber andauerndem Wege sei.
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FRANKFURT (dpa-AFX)