Stellenabbau belastet |
02.08.2017 11:13:44
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Commerzbank operativ deutlich schwächer als im Vorjahr
Die Aktie verlor zu Handelsbeginn 3,1 Prozent und verliert aktuell noch etwas über 1 Prozent. Als "wenig inspirierend" werden die Zahlen der Commerzbank am Mittwoch im Handel bezeichnet. "Die Abweichungen sind nicht dramatisch, aber eigentlich ist jede Kennzahl unter Erwartung", sagt ein Analyst in einer ersten Einschätzung.
Der Nettoverlust betrug im zweiten Quartal 637 Millionen Euro nach einem Gewinn von 215 Millionen im Vorjahreszeitraum. Analysten hatten mit einem Fehlbetrag von knapp 600 Millionen gerechnet. Belastet wurde das Ergebnis von Restrukturierungskosten für den geplanten Stellenabbau von 807 Millionen Euro.
Das Unternehmen hatte bereits Ende Juni vor einem Verlust gewarnt, weil es die für den Konzernumbau anfallenden Aufwendungen anders als geplant schon komplett buchen konnte. Sie fielen zudem niedriger aus als erwartet. Ursprünglich hatte die Bank mit 1,1 Milliarden, verteilt auf zwei Jahre, gerechnet.
Zielke sieht seinen Kurs bestätigt
"Wir haben die Rückstellungen für den Personalabbau frühzeitig und vollständig gebucht und sind einen weiteren wichtigen Schritt bei der Umsetzung unserer Strategie vorangekommen", sagte Vorstandschef Martin Zielke laut Mitteilung. Er hatte der Bank einen Umbau verordnet, um sie digitaler und profitabler zu machen, und 2017 sowie 2018 zu "Transformationsjahren" erklärt.
Im Juni hatte die Bank zudem mitgeteilt, dass das operative Ergebnis niedriger als im Vorquartal ausfallen würde. Es lag im Zeitraum von April bis Juni bei 183 Millionen Euro nach 351 Millionen im Vorjahreszeitraum und 332 im Vorquartal. Vor Steuern fuhr die Commerzbank einen Verlust von 624 Millionen Euro ein.
Die Erträge vor Risikovorsorge sanken auf 2,07 von 2,24 Milliarden Euro. Für ausfallgefährdete Kredite musste die Bank im Quartal mit 167 Millionen Euro etwas weniger zurücklegen als im Vorjahr.
Neukundengewinnung läuft und kostet Geld
Im Segment Privat- und Unternehmerkunden musste die Bank einen Ertrags- und Gewinnrückgang verkraften. So sank das operative Ergebnis auf 142 von 295 Millionen Euro. Die Erträge gingen auf 1,11 von 1,23 Milliarden Euro zurück. Neben dem Wegfall positiver Sondereffekte war das den hohen Vertriebskosten geschuldet. Der Gewinn von Neukunden ist eine wichtige Säule der Neuausrichtung der Commerzbank, bis 2020 wird eine Zahl von 2 Millionen angestrebt, wovon Stand Ende Juni gut ein Viertel erreicht wurde. Im ersten Halbjahr kamen 385.000 Kunden hinzu, 100.000 allein durch die Übernahme des Online-Brokers Onvista durch die Direktbanktochter Comdirect.
Die Neukundengewinne wertete der Analyst positiv. Man müsse sich jedoch über kurz oder lang fragen, ob die Commerzbank nicht zu aggressiv vorgehe und die Kosten der Akquise damit zu hoch würden.
Das Segment Firmenkunden verdiente die Commerzbank weniger und büßte Erträge ein. Die Bank nannte beispielsweise geringere Marktaktivitäten im Zins- und Währungshandel sowie weiterhin Gegenwind durch die niedrigen Zinsen.
In der Abbaueinheit Asset & Capital Recovery (ACR) reduzierte die Bank ihren Verlust hingegen stark. Das Portfolio an problematischen Schiffskrediten wurde im ersten Halbjahr um 0,9 Milliarden Euro reduziert und hatte Ende Juni ein Volumen von rund 3,9 Milliarden Euro. Bis Jahresende soll es auf 3,0 Milliarden schrumpfen.
Commerzbank rechnet für 2017 mit kleinem Gewinn
Die Bank ist weiterhin gut kapitalisiert. Die harte Kernkapitalquote unter Vollumsetzung des Bankenregelwerks Basel 3 betrug solide 13,0 Prozent nach 12,5 Prozent zum Ende des ersten Quartals.
Für das Gesamtjahr geht die Bank weiterhin davon aus, einen Verlust vermeiden zu können, und erwartet ein "leicht positives Konzernergebnis". Im Vorjahr hatte die Commerzbank einen Nettogewinn von 279 Millionen Euro eingefahren. Das Ergebnis des zweiten Halbjahres werde von außerordentlichen Erträgen in Höhe von mehr als 390 Millionen Euro aus Verkäufen und Bewertungen profitieren. Die Risikovorsorge werde bei rund 800 Millionen Euro liegen, wovon allein 450 Millionen Euro dem Abbau-Segment zugerechnet werden dürften.
FRANKFURT (Dow Jones)
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