Abschlag über 50 Prozent 14.05.2013 10:35:31

Commerzbank mit geringem Preis für Kapitalerhöhung

Die Beteiligung der Altaktionäre wird deutlich stärker verwässert als befürchtet. Im Vergleich zum Schlusskurs vom Montag beträgt der Abschlag mehr als 50 Prozent.

Insgesamt rund 2,5 Milliarden Euro will sich die Commerzbank am Finanzmarkt beschaffen, um die stillen Einlagen vom Bankenrettungsfonds Soffin und dem Versicherungskonzern Allianz abzulösen.

Der theoretische Preis für die alten Commerzbank-Aktien ex Bezugsrecht, der sogenannte "TERP", liegt nach dem nun vorgelegten Angebot bei 7,28 Euro, wie es im Handel heißt. Der theoretische Wert für das Bezugsrecht beträgt 2,65 Euro. Sobald die jungen Aktien getrennt vom Bezugsrecht gehandelt werden, dürfte dies zu einem Kursabschlag von 26,7 Prozent führen.

Am Dienstag verliert die "alte" Commerzbank-Aktie noch einmal deutlich, nachdem sie schon am Montag mit Spekulationen über die Konditionen der Kapitalerhöhung um fast 5 Prozent auf 9,93 Euro abgestürzt war.

Im frühen Handel sinkt der Commerzbank-Kurs um 2,8 Prozent auf 9,66 Euro. Seit Amtsantritt von Vorstandschef Martin Blessing hat die Aktie bereits knapp 95 Prozent ihres Wertes eingebüßt.

Im Tagesverlauf könnte sich die Entwicklung allerdings stabilisieren. Zu diesem niedrigen Preis werden die Aktien weggehen wie warme Semmeln, erwarten Börsianer. Anleger müssen in den nächsten Tagen allerdings damit rechnen, dass kurzfristig ausgerichtete Händler, darunter auch Hedgefonds, mit ihren Spekulationen heftige Kursveränderungen provozieren.

Erst kürzlich waren die Aktien im Verhältnis 10:1 zusammengelegt worden, damit eine Kapitalerhöhung überhaupt möglich wurde. Die 556 Millionen neuen Aktien werden den Aktionären im Verhältnis 21 zu 20 angeboten. Das bedeutet, 21 ausstehende Aktien berechtigen zum Bezug von 20 neuen Aktien. Die Bezugsfrist beginnt am Mittwoch und läuft bis einschließlich 28. Mai.

Mit der Kapitalerhöhung will die Commerzbank die Regierungsbeteiligung senken, ihre Kapitalkraft stärken und nicht zuletzt wieder dividendenfähig werden. Scheitern kann die Kapitalmaßnahme nicht, weil sich Deutsche Bank, Citi und HSBC vorab verpflichtet haben, notfalls alle neuen Aktien zu übernehmen.

Die Commerzbank ist nicht die einzige Bank, die die gut laufenden Aktienmärkte für eine Kapitalerhöhung nutzt. Branchenführer Deutsche Bank hat ebenfalls die Märkte angezapft, allerdings mit mehr Erfolg. Die Aktien der Deutschen Bank waren innerhalb weniger Stunden nach Ankündigung gezeichnet. Auch war der Preisrabatt bei weitem nicht so groß wie bei der Commerzbank.

Ob sich die Geduld der Commerzbank-Aktionäre auszahlt, liegt in Zukunft am Erfolg der neuen Strategie. Blessing will die Bank effizienter aufstellen und zahlreiche Filialen schließen, um Kosten zu sparen. Vorbild ist die Online-Tochter comdirect. Bei der Hauptversammlung Blessing die zunehmend ungehaltenen Aktionäre gebeten, noch weiter durchzuhalten. Die Neuausrichtung der Bank gleiche einem Langstreckenlauf, bei dem noch einiges an Durchhaltevermögen nötig sei, erklärte er.

Von Madeleine Nissen und Alexandra Edinger

Herbert Rude und Michael Denzin haben zu diesem Bericht beigetragen.

DJG/mln

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