Nach erfolgreichem Quartal |
08.11.2023 17:54:00
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Commerzbank-Aktie unentschlossen: Commerzbank peilt für 2023 hohen Überschuss an
Im dritten Quartal schnitt die Bank besser ab als von Analysten erwartet. Das konkretisierte Gewinnziel für das laufende Jahr entspricht hingegen ziemlich genau den durchschnittlichen Schätzungen der Branchenexperten.
Zu der geplanten Gewinnsteigerung bis zum Jahr 2027 soll vor allem ein höherer Provisionsüberschuss beitragen. Der zuletzt stark gestiegene Zinsüberschuss wird nach aktueller Prognose im laufenden Jahr auf mehr als 8,1 Milliarden Euro zulegen, dürfte aber nach Einschätzung des Managements mittelfristig nur noch moderat wachsen. Nach Jahren mit Null- und Negativzinsen hat die Europäische Zentralbank (EZB) im Kampf gegen die hohe Inflation die Zinsen im Euroraum seit Juli 2022 zehn Mal angehoben. Geldhäuser bekommen nun wieder Zinsen, wenn sie Geld bei der EZB parken. Zudem verdienen Banken und Sparkassen zum Beispiel an höheren Kreditzinsen.
Wie bei anderen Geldhäusern beflügeln auch bei der Commerzbank die gestiegenen Zinsen die Geschäfte. Im dritten Quartal des laufenden Jahres steigerte die Bank ihren Gewinn unter dem Strich auf 684 Millionen Euro. Ein Jahr zuvor war das Ergebnis auf 195 Millionen Euro eingebrochen.
In den ersten neun Monaten insgesamt verdiente das Geldhaus mit gut 1,8 Milliarden Euro fast doppelt so viel wie ein Jahr zuvor. Der Zinsüberschuss legte im Zeitraum Januar bis einschließlich September um knapp 39 Prozent auf gut 6,2 Milliarden Euro zu. Zudem profitierte die Bank davon, dass sie weniger Geld für mögliche Kreditausfälle zurücklegen musste. Für das Gesamtjahr rechnet der Vorstand nur noch mit einer Risikovorsorge von weniger als 700 Millionen Euro. Bisher hatte der weniger als 800 Millionen angepeilt.
In den vergangenen Jahren war die Commerzbank auf Sparkurs: Tausende Stellen wurden gestrichen, die Zahl der Filialen in Deutschland von 1000 auf 400 geschrumpft - dabei soll es vorerst aber bleiben. "Die Transformationsarbeit der vergangenen Jahre zahlt sich zunehmend aus. Neben dem Zinsumfeld profitieren wir von einem niedrigen Risikoergebnis und fortgesetzter Kostendisziplin", bilanzierte Finanzchefin Bettina Orlopp. Dass die Bank nach neun Monaten schon mehr verdient habe als im Gesamtjahr 2022 sei "eine starke Basis, um unsere Ausschüttung wie geplant deutlich zu erhöhen".
Für die Geschäftsjahre 2022 bis 2024 will die Commerzbank in Summe drei Milliarden Euro über Dividenden und Aktienrückkäufe an ihre Aktionärinnen und Aktionäre ausschütten, wie die Bank Ende September mitgeteilt hatte. Angestrebt ist, dass in den Jahren 2025 bis 2027 grundsätzlich mehr als die Hälfte des Gewinns - nach Abzug von Zinszahlungen für bestimmte Anleihen und Minderheitsanteilen - ausgekehrt werden. Nach drei Nullrunden gab es für das Geschäftsjahr 2022 erstmals wieder eine Dividende von 20 Cent je Aktie.
Im Gesamtjahr 2022 hatte das Geldhaus, dessen größter Anteilseigner der deutsche Staat ist, gut 1,4 Milliarden Euro Überschuss erzielt und damit so viel wie seit 2007 nicht mehr. Allerdings hätte der Gewinn der Commerzbank schon 2022 erheblich höher ausfallen können, wären nicht die mehr als eine Milliarde Euro Belastungen durch die polnische Tochter mBank unter anderem im Zusammenhang mit Schweizer-Franken-Krediten gewesen. Bis Ende September des laufenden Jahres summierten sich die Belastungen bei der mBank auf 754 Millionen Euro.
Ihre Effizienz will die Commerzbank "insbesondere durch einfache digitale Prozesse steigern", wie das Geldhaus mitteilte. "Auf dieser Basis soll auch die Aufwandsquote verbessert werden." Um einen Euro Ertrag zu erzielen, will die Bank 2027 nur noch 55 Cent aufwenden. In den ersten neun Monaten 2023 belief sich das Verhältnis zwischen Aufwand und Erträgen (Cost-Income-Ratio) auf 60 Prozent.
Konzernchef Knof versprach Investoren und Anteilseignern: "Wir werden unsere Ertragsbasis vergrößern, die Aufwandsquote weiter verbessern und unsere Eigenkapitalrendite steigern." Für 2027 strebt der Vorstand eine Rendite auf das materielle Eigenkapital von mehr als 11 Prozent an. Im Jahr 2022 waren es 4,9 Prozent, für das laufende Jahr erwartet der Vorstand 7,5 Prozent. Dieser Wert setzt den Gewinn ins Verhältnis zum eingesetzten Eigenkapital und zeigt somit, wie effizient ein Unternehmen dieses Geld eingesetzt hat.
Commerzbank strebt bis 2027 kontinuierliches Ertragswachstum an
Die Commerzbank hat in einer auf ihrer Webseite veröffentlichten Präsentation Details zu den am Morgen genannten Zielen für 2027 genannt. Daraus geht hervor, dass die Bank neben einer bereits verkündeten Verbesserung der Eigenkapitalrendite auf 11,5 Prozent und einer Steigerung des Nettogewinns auf 3,4 Milliarden Euro ein Wachstum der Erträge auf 12,5 Milliarden Euro anstrebt.
2023 rechnet die Commerzbank mit einem Nettogewinn von 2,2 Milliarden Euro und einer Eigenkapitalrendite von 7,5 Prozent.
Das Ertragsziel entspricht einem durchschnittlichen jährlichen Wachstum von 2 Prozent im Vergleich zu den um die Belastungen bei der M-Bank bereinigten erwarteten Erträgen von 11,5 Milliarden Euro im laufenden Jahr. Der Zinsüberschuss, der dank des hohen Zinsniveaus zuletzt stark gestiegen ist, soll auf 8,4 Milliarden Euro von geschätzten 8,1 Milliarden in diesem Jahr zulegen.
Hintergrund für das sich abschwächende Wachstum der Zinserträge ist ein Anstieg des sogenannten "Einlagen-Beta". Damit misst die Bank den durchschnittlichen Anteil der Zinsen, der an die Kunden weitergegeben wird. Dieses Beta werde 2024 auf 37 Prozent steigen und dann nach und nach bis 2027 auf 43 Prozent zunehmen, erwartet die Commerzbank.
Der Provisionsüberschuss soll von der Basis 3,4 Milliarden Euro im Jahr 2023 pro Jahr um 4 Prozent auf 4,0 Milliarden Euro wachsen. Unter anderem will die Commerzbank dies mit einem gezielten Wachstum im Asset- und Wealth-Management sowie im Anleihegeschäft bewerkstelligen.
Gesteuert wird durch die Aufwand-Ertrags-Relation, die im Vergleich zu 2023 um 6 Prozentpunkte auf 55 Prozent sinken soll. Das bedeutet, dass die Bank 2027 für einen Euro Ertrag nur noch 55 Cent aufwenden müsste. Einen massiven Personalabbau wie bei der 2021 eingeleiteten Strategie soll es nicht geben. Eine höhere Kosteneffizienz soll etwa durch Komplexitätsreduktion und die IT-Modernisierung erreicht werden. Die Risikovorsorge soll 2027 bei rund 700 Millionen Euro liegen, was 25 Basispunkten in Bezug auf das Kreditbuch entspräche.
Als Zwischenziel für die Rendite nennt die Commerzbank einen Wert von 9,5 Prozent im Jahr 2025.
Starker 'Swing' bei Commerzbank - Ziele begeistern nicht
Vom größten Kursgewinner im DAX zum größten Kursverlierer: Die Commerzbank-Aktien haben am Mittwoch nach Quartalszahlen einen starken "Swing" hinnehmen müssen. So wird im Aktienhandel eine scharfe Trendumkehr innerhalb eines Börsentages genannt. Lagen die Papiere am Morgen noch mit fast 7 Prozent Plus an der Spitze des DAX, so notierten sie letztendlich mit 0,72 Prozent Plus bei 10,47 Euro. Mittlerweile geht es wieder um 0,82 Prozent nach oben auf 10,48 Euro.
Hatte die Quartalsbilanz des Geldhauses die Anleger im frühen Handel noch überzeugt, so kamen am Vormittag Aussagen für das noch ferne Jahr 2027 nicht so gut an. Diese deckten sich nur mit den Erwartungen am Markt, folglich "fehlt kurzfristig der Trigger nach oben", resümierte ein Händler.
Zu dem starken Gewinnanstieg bis 2027 soll nach den Plänen des Vorstands vor allem ein höherer Provisionsüberschuss beitragen. Er soll von leicht unter 3,5 Milliarden Euro im laufenden Jahr auf 4,0 Milliarden Euro 2027 wachsen. Der zuletzt stark gestiegene Zinsüberschuss wird nach aktueller Prognose im laufenden Jahr auf mehr als 8,1 Milliarden Euro zulegen, dürfte aber nach Einschätzung des Managements mittelfristig dann nur noch moderat steigen. Für 2027 rechnet der Vorstand mit 8,4 Milliarden Euro.
Ein anderer Händler nannte auch die Ziele für die beiden kommenden Jahre "enttäuschend". Die den Zielvorgaben zugrundeliegenden Zinsannahmen seien anspruchsvoll. Die Ertragsperspektiven der Commerzbank lägen unter den Erwartungen am Markt und seien "glanzlos".
Ähnlich argumentierte Analyst Chris Hallam von Goldman Sachs. Die Annahmen der Commerzbank für den künftigen Zinsüberschuss basierten auf Leitzinsniveaus der Europäischen Zentralbank, die deutlich über den aktuellen Schätzungen am Markt lägen. Auch blieben die in Aussicht gestellten Ausschüttungen an die Aktionäre hinter den Erwartungen zurück.
Die Commerzbank habe vor allem wegen des Zinsgeschäfts im dritten Quartal die Erwartungen übertroffen, merkte ein weiterer Börsianer an. Am Markt rechne man nun aber damit, dass die Kapitalmarktzinsen den Höhepunkt erreicht haben dürften - und mithin auch die Erträge der Banken in diesem Segment. Zudem hätten einige Anleger auf umfangreichere Kostensenkungen der Commerzbank gesetzt.
Bereits bei der Vorlage der Geschäftszahlen zum zweiten Quartal Anfang August hatten Investoren an der Börse negativ reagiert: Binnen drei Handelstagen war der Commerzbank-Kurs seinerzeit um fast zehn Prozent abgerutscht. Die Kosten und Aussagen der Bank zu Aktienrückkäufen hatten am Markt für Enttäuschung gesorgt.
FRANKFURT (dpa-AFX/Dow Jones)
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