Härtere Regulierung |
17.07.2021 21:39:00
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China als Vorbild für die USA: Buffett-Vize Munger voll des Lobes für die chinesische Regierung
• Kritik auch an Alibaba-Gründer Jack Ma
• Munger: USA sollten im Finanzbereich das chinesische System anwenden
Charlie Munger, der Chairman von Warren Buffetts Investmentholding Berkshire Hathaway, nimmt in der Regel kein Blatt vor den Mund, wenn es darum geht, ungeliebte Zustände zu kritisieren. Nachdem Munger in den letzten Monaten gegen den Bitcoin und Billig-Broker wie Robinhood geschossen hatte, legte er Ende Juni in einem Interview mit "CNBC" wieder los. Dieses Mal richtete sich der Unmut des Investors vor allem gegen den chinesischen Unternehmer und Milliardär Jack Ma. Über die chinesische Regierung hatte der Berkshire-Vize hingegen nur Gutes zu sagen.
Munger über Jack Ma: Ein Lebemann sollte keine Bank führen
Es war ein Paukenschlag, als im vergangenen November das geplante Mega-IPO der Alibaba-Tochter Ant Group kurzfristig abgesagt wurde. Hinter dem überraschenden Schritt standen die chinesischen Regulierungsbehörden, die Ant in der Folge zwangen, das Geschäft zu "bereinigen" und sich in eine Finanzholding umzuwandeln, die ähnlich wie eine Bank reguliert wird. Offenbar war China die Marktmacht des Zahlungsdienstleisters, der nicht aus dem chinesischen Bankensektor stammt, ein Dorn im Auge. Zusätzlich Öl ins Feuer dürfte dann noch eine Rede von Alibaba-Chef Jack Ma gegossen haben, in der er indirekt die Wirtschaftspolitik der chinesischen Staatsführung kritisiert und Innovation statt Regulierung gefordert hatte. "Gute Innovation hat keine Angst vor Regulierung, aber sie hat Angst vor veralteten Vorschriften", so Ma im Oktober 2020. Der Alibaba-Konzern, der als Konzernmutter zu einem Drittel an der Ant Group beteiligt ist, geriet anschließend ebenfalls ins Visier der Kartellbehörden und wurde in diesem April zu einer Milliardenstrafe verdonnert, während Jack Ma seit dem Herbst kaum mehr in der Öffentlichkeit aufgetreten ist.
Während es manchen Menschen angesichts dieses Vorgehens der chinesischen Regierung etwas mulmig zumute werden dürfte, findet Charlie Munger es offenbar ganz großartig. "Das amüsiert mich", sagte Buffetts rechte Hand im Interview mit "CNCB", als er auf Chinas Umgang mit Jack Ma angesprochen wird. "Sie haben gesagt 'Zur Hölle mit dir'", so Munger weiter. Seiner Meinung nach sei Ma ein "Lebemann", den man an die Leine nehmen müsse, denn er habe einfach das Bankgeschäft in Angriff nehmen wollen, ohne Regeln zu befolgen, und tun wollen "was immer ihm gefällt". "Die Banken verfügen über die implizite Garantie der Regierung und man sollte keinen Lebemann eine Bank führen lassen", so der Berkshire-Vize weiter aus. Dass die Ant Group zahlreichen Menschen ohne Bankkonto den Zugang zu Bankleistungen ermöglicht hat, zählt für ihn dabei nicht. "Die Kommunisten haben das Richtige getan. Sie haben Jack Ma einfach vorgeladen und gesagt 'Du wirst das nicht machen, Söhnchen'", sagte Munger in dem gemeinsamen Interview mit Warren Buffett, der sich bei diesem Thema jedoch deutlich zurückhaltender zeigte.
Munger: Die USA sollen sich von China eine Scheibe abschneiden
Generell würden sich "die kommunistischen Chinesen" in Bezug auf Regulierungen so verhalten, wie er es gerne sehe, sagte Munger zu "CNBC". "Unsere wunderbare freie Marktwirtschaft lässt all diese verrückten Menschen diese widerlichen Ausschweifungen begehen. Die Menschen, die das verhindern, sind die kommunistischen Chinesen. Sie schreiten präventiv ein, um Spekulation zu stoppen", so der Investor. Seiner und Buffetts Ansicht nach sollten auch die US-Behörden mehr tun, um die Menge des Glücksspiels am Finanzmarkt einzudämmen, da die Wall Street inzwischen Wege gefunden habe, um die Regeln zu umgehen, die in den 1930ern nach der Großen Depression aufgestellt worden waren. Im Blick haben die beiden dabei vor allem Beschränkungen für das kreditbasierte Trading und Prime Broker, die sich auf die Bedürfnisse von Hedgefonds spezialisiert haben. "Ein kluger Regulierer beendet dieses Zeug bevor es beginnt", so Munger. In diesem Sinne würde er sich zwar nicht das gesamte chinesische System wünschen, aber "ich hätte mit Sicherheit gerne den finanziellen Teil davon in meinem eigenen Land", so der Buffett-Vertraute.
Auch bei der Reaktion auf die Corona-Pandemie habe sich China besser als die USA verhalten. "Sie haben einfach das Land für sechs Wochen stillgelegt. Und das hat sich als genau die richtige Verhaltensweise erwiesen", sagte Munger im "CNBC"-Interview und lobte in diesem Zusammenhang auch die extrem strikten Ausgangsverbote und Kontaktbeschränkungen im Reich der Mitte. "Und als alles vorbei war, sind sie einfach zurück zur Arbeit gegangen. Sie haben zufälligerweise das exakt Richtige getan", so der Berkshire-Vize, dessen Wohlwollen für die chinesische Politik sich offenbar auch in seinem Investmentstil niederschlägt. Denn erst im April wurde bekannt, dass Munger mit seiner eigenen Beteiligungsgesellschaft Daily Journal Corporation in großem Stil eine China-Aktie gekauft hat - allerdings ausgerechnet das Papier von Jack Mas E-Commerce-Riesen Alibaba. Anscheinend steht der Investor den Unternehmen des "Lebemanns" etwas positiver gegenüber, seit die chinesische Regierung die Zügel angezogen hat.
Redaktion finanzen.at
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Alibaba | 82,30 | -0,24% | |
Berkshire Hathaway Inc. A | 665 000,00 | -0,30% | |
Berkshire Hathaway Inc. B | 445,30 | 0,59% | |
Daily Journal CorpShs | 505,00 | -1,94% |