Werben um Vertrauen |
08.10.2015 07:20:48
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Chef für Volkswagens US-Geschäft von US-Abgeordneten befragt
Der 53-jährige Horn hatte die Führung der Volkswagen of America-Sparte, bei der es schon seinerzeit nicht rund lief, Anfang 2014 übernommen. Er gewann den Respekt einer ausgedehnten Händlerbasis, die nichts mehr übrig hatte für ein Unternehmensmanagement, das sich taub stellt. Händler und Mitarbeiter bezeichnen ihn als geradeheraus, offen und ehrlich.
Das Vertrauen, das er von den US-Händlern gewonnen hat, kam ihm zugute, nachdem die US-Umweltschutzbehörde EPA am 18. September Volkswagens Betrug bei Dieselabgastest öffentlich machte. Als Gerüchte auftauchten, Horn werde zu den Managern gehörten, die ihren Job verlieren, schalteten sich die Autohändler ein und erklärten, der Chef des US-Geschäftes sei nicht das Problem.
In einem Brief Ende September an das Fachmagazin Automotive News schrieb der Händlerverband, der 652 Autohäuser vertritt, dass Horn "unermüdlich für den nordamerikanischen Markt gekämpft hat, um die vielen Fehltritte der vorherigen Managements zu korrigieren, was zu dem jüngsten Rückgang des Marktanteils geführt hat. Er hat nicht nur die Fehler im Geschäftsmodell von North America repariert, er hat in kurzer Zeit repariert, was die meisten für unmöglich gehalten haben: Das Vertrauen zwischen den Händlern und Volkswagen."
Horn hatte sich früh in den Skandal eingeschaltet. An einem Montagabend Ende September, drei Tage nachdem der Betrug öffentlich wurde, trat er auf eine Bühne in New York, um den neuen Passat des Modelljahres 2016 vorzustellen. Nach einer kurzen Referierung der neuen Ausstattung und Verbesserungen, äußerte er sich offen zu dem Versagen des Unternehmens.
"Unser Unternehmen war unehrlich zur EPA und zur kalifornischen Umweltschutzbehörde und zu Ihnen allen", sagte Horn zu Händlern und Pressevertretern bei dem schillernden Event. "Wir haben völligen Mist gebaut."
Andere Manager hatten sich entschuldigt, waren aber vage geblieben, als es darum ging, was sie falsch gemacht hatten. Horn sprach darüber, woran jeder dachte, und sagte, der Konzern müsse dies wiedergutmachen.
Diese Offenheit könnte sich am Donnerstag bei der Anhörung vor einem Energie- und Handelsunterausschuss des Repräsentantenhauses wiederholen. Spezifische Details dürften aber schwerlich ausgeplaudert werden, weil Volkswagen-Manager in Deutschland sagen, eine vollständige Untersuchung werde Monate in Anspruch nehmen, ehe sie abgeschlossen werde. Horn stand für ein Interview nicht zur Verfügung.
Volkswagen beschäftigt mehr als 3.200 Mitarbeiter in einem Werk in Tennessee, hat eine Vertriebs- und Marketingstelle außerhalb der Hauptstadt Washington und hat Geschäfte in Michigan.
Es wird erwartet, dass auch Vertreter der Umweltschutzbehörde EPA vor dem Ausschuss aussagen. Christopher Grundler, der Chef des EPA-Büros für Transport und Luftqualität, werde die Pläne der Behörde zum Test von Dieselmodellen von allen anderen Autobauern wiederholen, sagten mit seiner vorbereiteten Aussage vertraute Personen. Dabei wolle die EPA nach Vorrichtungen suchen, die Emissionskontrollsysteme umgehen.
Laut Grundlers Aussage sind die von Volkswagenfahrzeugen zusätzlich ausgestoßenen Abgase gravierend genug, um Asthma und andere Zustände zu verursachen, die Menschen ins Krankenhaus bringen können.
Volkswagen kündigte am Mittwoch an, im Januar einen großen Rückruf seiner Dieselautos zu starten, die von dem Abgastestskandal betroffen sind. Der Rückruf soll bis Ende 2016 abgeschlossen sein.
Der gebürtige Hamburger Horn gilt als Insider, der Volkswagens Aftermarket-Vertriebssparte weltweit geleitet hat, ehe er im vergangenen Jahr die Nachfolge von Jonathan Browning antrat. Browning, der von außen kam und Erfahrungen bei anderen Autokonzernen hatte, blieb nicht lange bei Volkswagen. Horn hatte zuvor zu Top-Vertriebsposition in Europa inne.
Autohändler, die mit der vorherigen Führung frustriert gewesen waren, erwärmten sich schnell für Horn, der spitze Kritik an Fehlern auf den US-Markt an das Management in Wolfsburg berichtete. Dazu gehörte auch die langsame Einführung neuer Fahrzeuge, hohe Preise und unrealistische Verkaufsziele. Martin Winterkorn, der inzwischen zurückgetretene CEO, hatte für Volkswagen in den USA ein Absatzziel von 800.000 Fahrzeugen bis 2018 ausgegeben, das war rund drei Mal so viel wie die aktuellen US-Verkäufe.
Als Horn die Zügel in den USA übernahm, wurde er zu einem leidenschaftlichen Befürworter für mehr Autonomie der US-Organisation. Horn hat Einfluss bei der derzeitigen Neuordnung von Volkswagen of America, die laut dem neuen VW-CEO Matthias Müller so unabhängig agieren können soll wie die Marken Audi und Porsche.
DJG/DJN/sha/jhe
Dow Jones Newswires
Von Mike Ramsey und William Boston
DETROIT/BERLIN (Dow Jones)
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