Auf Geschäftsreise |
04.07.2018 17:40:41
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Chef des chinesischen HNA-Konzerns in Frankreich tödlich verunglückt
Nach Angaben der französischen Gendarmerie stürzte Wang Jian im Dorf Bonnieux nördlich von Aix-en-Provence etwa zehn Meter in die Tiefe. Die ersten Ermittlungsergebnisse sprechen demnach für einen Unfall.
Wang Jian habe wohl versucht, auf eine Mauer zu steigen, sagte eine Gendarmerie-Sprecherin. Es sei möglich, dass er ein Foto machen oder sich fotografieren lassen wollte. Dabei habe er wohl zu viel Schwung genommen und sei gestürzt. Bonnieux ist für seine malerische Aussicht bekannt. Der Radiosender France Bleu berichtete, dass die Feuerwehr erfolglos versucht habe, den verunglückten Chinesen wiederzubeleben.
Der überraschende Tod des HNA-Chefs platzt in eine Zeit der Ungewissheit für den weitverzweigten Mischkonzern, der sich in den vergangenen drei Jahren mit milliardenschweren Zukäufen offenbar übernommen hatte.
Die Chinesen hatten für schätzungsweise 30 Milliarden US-Dollar (aktuell 25,75 Mrd Euro) weltweit Firmen und Immobilien zugekauft, dabei aber einen größeren Schuldenberg angehäuft. Der Konzern arbeitet nun daran, die Geldnöte über milliardenschwere Immobilien- und Anteilsverkäufe zu lindern.
Wang Jian war eine Schlüsselfigur der Expansion. Neben dem Gründer Chen Feng stand er an der Spitze des Konglomerats und war zuletzt Vorsitzender des Verwaltungsrats von HNA International. Die Eigentümerstruktur des Firmenkonstrukts gilt als undurchsichtig, aber Mitbegründer Wang Jian sollen 15 Prozent gehört haben.
"Zusammen trauern wir über den Verlust eines außergewöhnlich begabten Führers und eines Vorbilds, dessen Vision und Wertvorstellungen weiter ein Leuchtturm für all jene bleibt, die das Glück hatten, ihn zu kennen", teilte HNA in einer Stellungnahme mit.
Wang Jian kam aus der Luftfahrtbranche und gründete mit Chen Feng in den frühen 1990er Jahren Hainan Airlines, das Flaggschiff des Konzerns und heute die viertgrößte chinesische Fluggesellschaft. HNA kaufte im vergangenen Jahr auch Anteile von 82,5 Prozent des defizitären Lokalflughafens Frankfurt-Hahn für 15 Millionen Euro.
Dass HNA in eine brenzlige Lage geraten ist, hängt auch mit der neuen Politik Pekings zusammen. Jahrelang finanzierten Chinas Staatsbanken bereitwillig die Kauforgien chinesischer Konzerne im Ausland und pumpten immer neue Milliarden nach. Doch damit war plötzlich Schluss - auch aus Sorge vor Kapitalabflüssen.
Die Regierung will nun, dass sich die heimischen Firmen bei Übernahmen im Ausland auf Hochtechnologie konzentrieren, womit die industrielle Modernisierung des Landes vorangetrieben wird. Konzernen wie HNA, die sich in erster Linie für Immobilien und Finanzbeteiligungen interessieren, wird dagegen rigoros der Geldhahn abgedreht. Neben HNA sind zuletzt auch der Immobiliengigant Wanda und der Versicherungskonzern Anbang in schwieriges Fahrwasser geraten.
HNA hatte im April seinen Anteil an der Deutschen Bank von 9,9 auf 7,9 Prozent reduziert und angekündigt, seine 26-prozentige Beteiligung an der Hilton-Hotelkette in Höhe von mehr als sechs Milliarden US-Dollar ganz oder teilweise verkaufen zu wollen./lw/sku/DP/stw
PEKING (dpa-AFX)
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