15.11.2013 16:16:23

CEPIC reicht EU-Wettbewerbsbeschwerde gegen Google Images ein / Die Beschwerde wegen Missbrauchs von Marktmacht wird durch eine globale Koalition der Bilderindustrie unterstützt

Brüssel (ots) - Im Namen von tausenden von Fotografen, Bilderagenturen und -archiven hat der Verband CEPIC, Centre of the Picture Industry, eine formelle Wettbewerbsbeschwerde gegen Googles Nutzung fremder Bilder bei der Europäischen Kommission eingereicht.

Die am 8. November 2013 von CEPIC eingereichte Beschwerde wird durch eine bisher einmalige Koalition von Europäischen und US-Amerikanischen Verbänden der Bilderindustrie unterstützt, die ihrerseits tausende Fotografen und Anbieter von Bildern weltweit repräsentieren.

- Durch die Nutzung der Werke anderer Webseiten leitet Google Besucher von deren Seiten zu seinen eigenen Diensten um

- Die Suchmaschine präsentiert sich selbst als ein Anbieter "kostenloser" Inhalte und befeuert so die Online-Piraterie zum eigenen Vorteil.

- Da Google moderne maschinenlesbare Rechtesprachen ablehnt, können sich einzelne Fotografen und Bilderagenturen nicht hinreichend selbst gegen ihre zunehmende Ausbeutung wehren.

- Googles Verpflichtungszusagen vom 21. Oktober im anhängigen Missbrauchsverfahren der Europäischen Kommission beseitigen die Bedenken der Bilderanbieter im Netz in keiner Weise.

Durch die Nutzung der Werke anderer Webseiten leitet Google Besucher von deren Seiten zu seinen eigenen Diensten um.

Die Beschwerde richtet sich gegen Googles vielfältige Verwendung fremder Bilder in der horizontalen Websuche und in seinen spezialisierten Diensten, vor allem in Google Images (Google Bilder). Der Suchmaschinenbetreiber baut die Nutzung von digitalen Bildern zunehmend aus, ohne die Genehmigung der Urheber, manchmal sogar gegen deren ausdrücklichen Willen. Die Neugestaltung von Googles Bildersuche im Januar 2013 hat die Situation gravierend verschlimmert: In der Bildersuche werden Bilder nun in voller Originalgröße hochauflösend abgebildet. Internetnutzer können die Bilder direkt auf Googles Seite runterladen, ohne noch die Quelle aufsuchen zu müssen oder diese im Hintergrund eingeblendet zu bekommen. Nutzer werden auch nicht mehr hinreichend über die Herkunft und den urheberrechtlichen Schutz der dargestellten Bilder informiert.

Seit Sommer 2013 nutzt Google darüber hinaus Bilder auch als "Direkte Antworten" auf den Ergebnisseiten der allgemeinen Websuche ohne Zustimmung der Rechteinhaber. Dabei werden keine Vorschaubilder eingeblendet, um Nutzer zu den Seiten zu navigieren, die die Bilder hosten. Vielmehr nutzt Google die fremden Bilder, um sie seinen Nutzern unmittelbar auf der Google-Seite als (scheinbar eigener) Inhalt zur Verfügung zu stellen. Hierdurch wird die Aufmerksamkeit der Nutzer weg von den Rechteinhabern hin zu den Google-Diensten gelenkt. Google profitiert so von den Investitionen der Rechteinhaber. Diese selbst werden jedoch um Anerkennung und die Früchte ihrer Arbeit gebracht.

Googles unbefugte Nutzung von Bildern beutet die Kreativwirtschaft aus und reduziert die Anreize, in hochwertige Inhalte zum Vorteil der Internetnutzer zu investieren. Da sich Google gleichzeitig gegen die Umsetzung angemessener technischer Mechanismen sperrt, die den Rechteinhabern eine bessere Kontrolle über die Darstellung ihrer Bilder erlauben würden, erachtet CEPIC Googles Verwertung fremder Bilder als einen Missbrauch von Marktmacht nach Artikel 102 AEUV.

Die Suchmaschine präsentiert sich selbst als ein Anbieter "kostenloser" Inhalte und befeuert so die Online-Piraterie zum eigenen Vorteil.

Erschwerend kommt hinzu, dass das neue Design der Google Bildersuche Nutzer dazu verleitet, wenn nicht gar animiert, Bilder (illegal) herunterzuladen. Online-Piraterie ist derzeit das größte Problem der Bilderindustrie. Nach Aussage von CEPIC-Mitgliedern sind 85% der Bilder, die man online findet, unrechtmäßige Kopien. 80% dieser illegalen Bilder werden durch Suchmaschinen wie Google zirkuliert. Das neue Design der Google Bildersuche verschlimmert die Situation noch. Denn nun werden Bilder isoliert, also aus dem Kontext der sie hostenden Webseite herausgenommen und ohne Informationen über den Urheber zum Herunterladen bereitgestellt. Der Hinweis auf den möglicherweise bestehenden Urheberschutz ist kaum noch visuell wahrnehmbar.

Da Google moderne maschinenlesbare Rechtesprachen ablehnt, können sich einzelne Fotografen und Bilderagenturen nicht hinreichend selbst gegen ihre zunehmende Ausbeutung wehren.

Fotografen und Bilderagenturen schaffen, besitzen und bieten visuelle Inhalte. Aufgrund von Googles Marktanteil von bis zu 95% bei Suchanfragen, sind Bilderanbieter davon abhängig, in der allgemeinen Websuche gefunden zu werden, um ihre Investitionen zu amortisieren.

Die Bilderindustrie erwartet ein angemessenes Verhältnis zwischen dem Umfang der Nutzung ihrer Inhalte durch Google und den daraus resultierenden Vorteilen für die Rechteinhaber, insbesondere hinsichtlich des durchgelassenen Besucherverkehrs zu ihren Seiten. Die Bilderindustrie kann es nicht hinnehmen, dass Bilder ohne Zustimmung der Rechteinhaber in voller Größe und in Hochauflösung außerhalb der organischen Suchergebnisse präsentiert werden. Ebenso wenig sind sie damit einverstanden, dass ihre Bilder von Google nicht als Suchergebnisse, sondern als Direkte Antworten verwendet werden, ohne Nutzer auf die Quelle der Bilder zu leiten oder auch nur auf diese hinzuweisen.

Die Bilderindustrie erwartet auch, dass Google angemessene Instrumente akzeptiert, um Bilder vor dem illegalen Herunterladen auf Google zu schützen. Da Googles unberechtigte Nutzung von Bildern und auch Online-Piraterie zunehmen, ist die Umsetzung angemessener technischer Lösungen für den Schutz von Bilderanbietern wichtiger denn je.

Viele Bilderanbieter die gegen die unautorisierte Nutzung ihrer Werke durch Google, insbesondere in Form Direkter Antworten oder in der Google Bildersuche protestiert. Leider mussten sie erfahren, dass die einzige Möglichkeit, die Anzeige von Bildern in voller Größe auf Google Bilder zu verhindern, darin bestünde, Google die Indexierung ihrer Bilder komplett zu untersagen und damit auch nicht mehr als "gewöhnliches" Suchergebnis in der allgemeinen Websuche zu erscheinen. Da die allgemeinen Google Websuche den zentralen Engpass zwischen Bilderanbietern und Internetnutzern darstellt, ist eine vollständige Blockade von Google keine gangbare Geschäftsoption. Ein solches Opt-Out aus Google käme einem Opt-Out aus dem Internet gleich.

Googles Verpflichtungszusagen vom 21. Oktober im anhängigen Missbrauchsverfahren der Europäischen Kommission beseitigen die Bedenken der Bilderanbieter im Netz in keiner Weise.

Die Kommission stellte im laufenden Wettbewerbsverfahren klar, dass Googles Nutzung von Inhalten Dritter ohne deren Einwilligung einen Missbrauch von Googles Marktmacht darstellen kann. Google hat jedoch noch keine spezielle Lösung zur Beendigung der Ausbeutung von Bilderanbietern angeboten. Zwar schlägt Google Inhalteanbietern die Möglichkeit vor, alle Inhalte ihrer Webseite von Googles speziellen Suchdiensten durch ein "Formblatt" auszuschließen. Diese Lösung bleibt jedoch sogar noch hinter den bereits bestehenden Opt-out-Mechanismen zurück und hilft Bilderanbietern in keiner Weise, Googles Nutzung der auf ihrer Seite befindenden Bilder zu beschränken.

Vor diesem Hintergrund möchte CEPIC und die unterstützenden Verbände das Bewusstsein der Kommission dahingehend schärfen, dass Google trotz anhängigem Missbrauchsverfahrens seine unberechtigte Nutzung fremder Inhalte im Netz aktuell sogar noch ausgebaut hat. Die Bilderindustrie fordert die Kommission auf, klarzustellen, dass die rücksichtslose Ausbeutung von Inhalten anderer Webseiten, insbesondere von Originalbildern, kein akzeptables Geschäftsmodell für marktbeherrschende Unternehmen in Europa sein kann. Als Mindestforderung schlagen sie die Anerkennung einer maschinenlesbaren Standardsprache zur Kommunikation von Rechten vor, die es Anbietern von Bildern erlaubt, selbst darüber zu bestimmen, in welcher Art und Weise und bis zu welchem Ausmaß ihre Bildwerke von Google genutzt werden dürfen.

Alfonso Gutierrez, CEPIC-Präsident äußerte sich folgendermaßen:

"Über Jahre hinweg hat die Bilderindustrie als Gruppe individueller Unternehmen mit jeweils eigener Persönlichkeit und eigener Vorstellung darüber funktioniert, wie Fotografien bestmöglich der Öffentlichkeit gezeigt und lizensiert werden sollen. Mit der Einführung des Internets wurden Suchmaschinen zum Gravitationszentrum der Entscheidung darüber, in welcher Weise visuelle Inhalte der Welt dargeboten werden. Wir befinden uns heute an einem Scheideweg, an dem sich alle Unternehmen unserer Industrie zusammenschließen, um die Rechte an unseren Fotografien und das so wertvolle geistige Eigentum, das unsere Bilder repräsentieren, zu verteidigen."

Die Beschwerde wurde von CEPIC eingereicht

CEPIC ist ein gemeinnütziger, internationaler Dachverband auf dem Gebiet der Bildrechte. Er wurde im Jahre 1993 gegründet und im Jahre 1999 in Paris als europäische wirtschaftliche Interessenvereinigung (EWIV) eingetragen. Derzeit werden rund 900 Bildagenturen und Bibliotheken aus insgesamt 20 europäischen Ländern sowohl innerhalb als auch außerhalb der Europäischen Union von CEPIC repräsentiert. CEPIC unterhält Schwesterverbände in Nordamerika und Asien. Zu den Mitgliedern zählen sowohl große als auch mittelständische Bestands-Bildbibliotheken, große Bild-Nachrichtenagenturen, Kunstgalerien, historische Archive, Museen und Videounternehmen. CEPICs Mitglieder, bei denen es sich primär um kleine und mittelständische Unternehmen handelt, repräsentieren 50% des geschätzten Gesamtumsatzes von EUR 2.1 Milliarden, der weltweit mit Bildern generiert wird, und mehr als 150.000 der direkt lizensierenden Bildautoren. Größere Mitglieder sind beispielsweise Getty, Corbis oder Reuters.

Liste der Unterstützer

Die folgenden US-Amerikanischen Verbände unterstützen CEPICs Wettbewerbsbeschwerde:

- American Society of Media Photographers (AMSP) - Graphic Arts Guild (GAG) - National Press Photographers Association (NPPA) - Digital Media Licensing Association (PACA) - Professional Photographers of America (PPA)

CEPIC vertritt seine europäischen Mitglieder und wird besonders von den folgenden nationalen Verbänden unterstützt:

- Asociacion Empresarial de Agencias de Prensa y Archivos Fotograficos - Spanien (AEAPAF) - British Association of Picture Agencies and Libraries
Vereinigtes Königreich (BAPLA) - Bildleverantörernas Förening, Huddinge - Schweden/Dänemark/Norwegen (BLF) - Bundesverband der Pressebild-Agenturen und Bildarchive - Deutschland (BVPA) - NLimage - Niederlande - Schweizerische Arbeitsgemeinschaft der Bild-Agenturen und-Archive - Schweiz (SAB) - SvenskBildbyraförening - Schweden (SBF) - Syndicat National des Agences Photographiques - Frankreich (SNAPIG)

Zusammen umfassen die unterstützenden Verbände den Großteil der weltweiten Bilderanbieter, Bilderagenturen und Bilderarchive. Sie repräsentieren die globale Bilderindustrie.

OTS: CEPIC newsroom: http://www.presseportal.de/pm/111583 newsroom via RSS: http://www.presseportal.de/rss/pm_111583.rss2

Für weitere Informationen kontaktieren Sie bitte:

Sylvie Fodor - Geschäftsführende Direktorin der CEPIC s.fodor@cepic.org; +49 177 2332 514

Alfonso Gutierrez, Präsident der CEPIC alfonso@agefotostock.com, + 34 933 00 2552

Dr. Thomas Hoppner, Rechtsanwalt, Olswang Germany LLP thomas.hoppner@olswang.com, +49 30 700 171-176

Eintrag hinzufügen
Hinweis: Sie möchten dieses Wertpapier günstig handeln? Sparen Sie sich unnötige Gebühren! Bei finanzen.net Brokerage handeln Sie Ihre Wertpapiere für nur 5 Euro Orderprovision* pro Trade? Hier informieren!
Es ist ein Fehler aufgetreten!