'Sacken lassen' |
19.01.2022 13:09:39
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BVB-Aktie dämmt Verluste ein: Borussia Dortmund scheitert im Pokal an St. Pauli
Vor 2000 Fans im Millerntor-Stadion trafen Etienne Amenyido (4. Minute) und Dortmunds Axel Witsel (40./Eigentor) für den Kiezclub, für den am Freitag in der 2. Liga schon das nächste Highlight im Stadtderby beim HSV ansteht. Dem BVB reichte der Treffer von Starstürmer Erling Haaland (58./Handelfmeter) nicht - in der Schlussphase wehrte sich Roses Team zwar gegen die Niederlage, blieb dabei aber erfolglos.
Bei der ersten Achtelfinalteilnahme seit 16 Jahren bot St. Paulis Coach Timo Schultz auch gegen den favorisierten Bundesliga-Zweiten wie erwartet Dennis Smarsch im Tor auf. Der eigentliche Reservist hinter Nikola Vasilj hatte in den ersten beiden Runden gegen Magdeburg und Dresden (jeweils 3:2) überzeugt und sollte "auch gegen den BVB glänzen", wie Schultz vor der Partie gesagt hatte.
Doch zunächst glänzte Amenyido, der nach Marcel Hartels Vorlage zur Stelle war und früh traf. Die im Vergleich zum überzeugenden 5:1 über Freiburg auf drei Positionen umgestellten Gäste fanden nur langsam in die Partie. Kurz rückte Smarsch in den Mittelpunkt, als er stark gegen die freien Thorgan Hazard (7.) und Marco Reus (18.) klärte.
Gegen gut verteidigende Hanseaten tat sich der BVB zunehmend schwer. Torjäger Haaland trat außer bei einem Schuss über das Tor (19.) in der ersten Halbzeit kaum in Erscheinung. Dafür führte ein Konter über Guido Burgstaller vor der Pause zum 2:0, als Dortmunds Witsel ein Rettungsversuch misslang - das Eigentor wurden von den Hamburger Fans im Stadion lautstark gefeiert.
Nach dem Wechsel schnürten die Dortmunder die Kiezkicker teilweise in deren Hälfte ein. Doch die verteidigten nicht nur wacker, sie blieben auch gefährlich: Burgstaller (54./55.) verpasste zweimal nur knapp. Ein unglückliches Handspiel von Jakov Medic brachte den BVB dann nach Videobeweis zurück ins Spiel. Haaland ließ sich die Elfmeterchance nicht entgehen und holte den Ball sofort für die verbleibenden Minuten zur Aufholjagd aus dem Tornetz.
Mit Hereinnahme von Donyell Malen für den glücklosen Hazard versuchte Rose die Offensive weiter zu verstärken (66). Raphael Guerreiro verzog einen Schuss bei einer guten Chance (67.). Dortmund drückte jetzt auf das 2:2. St. Pauli blieb aber bei Kontern gefährlich.
Dortmunds Coach Rose moniert Auftritt beim Pokal-K.o. bei St. Pauli
Keine Inspiration, zu wenige Typen und ein Mangel an Mentalität: Im Moment des sportlichen Misserfolgs sah sich Borussia Dortmunds Starensemble einmal mehr altbekannten Vorwürfen ausgesetzt. Selbst Trainer Marco Rose befeuerte nach dem verdienten Pokal-K.o. im Achtelfinale beim Zweitligisten FC St. Pauli die Kritik an seinem Luxuskader, der zu oft nicht da sei, wenn es darauf ankomme. "Es ist einfach schade und ein stückweit doof, dass wir diese Klischees bedienen", sagte der 45-Jährige am Dienstagabend nach der völlig verdienten 1:2 (0:2)-Pleite bei beherzt aufspielenden Kiezkickern. "Das ist nicht zu erklären und vor allem nicht zu entschuldigen."
Die große Chance, wie im Vorjahr für den bereits ausgeschiedenen, in der Liga aber schon wieder enteilten Rivalen Bayern München in die Bresche zu springen und erneut den DFB-Pokal zu erobern, ist für die Nummer zwei im deutschen Fußball dahin. "Die Endgültigkeit macht es besonders bitter", klagte der maßlos enttäuschte Rose. Auch Kapitän Marco Reus, von dem wie bei vielen seiner Mitspieler zuvor in 93 Minuten im Millerntor-Stadion nicht viel zu sehen war, zeigte sich "on fire" - zumindest verbal. "Es ist bitter, als Top-Favorit auszuscheiden", räumte auch der Nationalspieler ein. "Auf jeden Fall haben wir eine Riesenchance verpasst, den Pokal wieder zu gewinnen."
Auch Ex-Nationalspieler Bastian Schweinsteiger hielt den gerade mit hängenden Köpfen vom Platz geschlichenen BVB-Assen den Spiegel vor. Dabei hatten sie zuletzt in der Liga gegen Frankfurt (3:2 nach 0:2) und Freiburg (5:1) noch geglänzt. "Der BVB hat heute das Gesicht gezeigt, das es auch gibt. Es fehlen Typen, die die Verbissenheit haben und es unbedingt wollen, wenn es mal schlecht läuft", monierte der ARD-Experte. Der einstige Bayern-Star legte den Finger weiter in die BVB-Wunde. "Auch die Bayern machen mal Fehler, aber dann patzt auch Dortmund und lässt wieder was liegen", kritisierte der Weltmeister von 2014.
Raus im Pokal, aus der Champions- in die Europa League abgestiegen, und in der Liga sechs Punkte hinter Bayern - Reus war entsprechend genervt, als er auf die bitteren Folgen angesprochen wurde. "Sollen wir jetzt aufgeben?", raunzte der BVB-Kapitän die ARD-Reporterin mit funkelnden Augen an. Rose hingegen forderte, sich weiterzuentwickeln als Team und aus Fehlern zu lernen. "Am Ende sind wir raus, das bestätigt ein paar Dinge, die uns in den letzten Monaten, vielleicht Jahren immer wieder vorgehalten werden. Daran müssen wir arbeiten. Wir müssen einfach den nächsten Schritt als Mannschaft gehen."
Eine geradezu sensationelle Entwicklung schon genommen hat dagegen der Kiezclub. Saisonübergreifend ist St. Pauli (75 Punkte aus 40 Spielen) als punktbester Zweitligist 2021 in der Liga von Rang 17 auf eins durchmarschiert und steht im Pokal erstmals seit 2006 wieder im Viertelfinale. Das spült auch 1,004 Millionen Euro zusätzlich in die Vereinskasse. "Ich bin mega-stolz auf die Jungs. Sie haben es super gemacht, genau wie wir es uns vorgenommen haben", jubelte Coach Timo Schultz, der vor 16 Jahren als Kicker beim Halbfinaleinzug dabei war.
Im Gegensatz zum BVB waren die Kiezkicker sofort hellwach. Der Treffer von Etienne Amenyido (4. Minute) und das Eigentor von Axel Witsel (40./Eigentor) fielen zudem zu günstigen Zeitpunkten. Der Ehrentreffer durch den mit untergegangenen Erling Haaland (58./Handelfmeter) war wie die BVB-Leistung zu wenig. Vielsagend ist auch dies: St. Paulis Kicker waren vier Kilometer mehr unterwegs als der Favorit - und stimmten sich mit dem Pokal-Coup auf das am Freitag anstehende Hamburger Stadtderby beim HSV ein. "Die Jungs sollen auch feiern, aber erst einmal geht es mit Volldampf ins Derby", meinte Schulz. Danach, in der punktspielfreien Woche, "werde ich ihnen Gelegenheit genug zum Feiern geben", versprach der Coach.
Kehl: Dortmund will Vertrag mit Akanji verlängern
Borussia Dortmund möchte seinen Innenverteidiger Manuel Akanji langfristig an den Verein binden. "Manuel ist ein absoluter Führungsspieler, der alle Spiele für uns gemacht hat, wenn er fit war. Er ist ein ganz wichtiger Faktor bei uns in der Defensive und hat sich sehr gut entwickelt. Wir haben sehr großes Vertrauen in seine Fähigkeiten, deshalb werden wir natürlich versuchen, seinen bis 2023 befristeten Vertrag zu verlängern", sagte der designierte BVB-Manager Sebastian Kehl der "Sport Bild" (Mittwoch).
Nach Informationen der Zeitschrift soll der Schweizer Abwehrspieler, der beim Aus im DFB-Pokal gegen den FC St. Pauli sein Comeback nach einer Knieverletzung gab, bis mindestens 2026 verlängern. Kehl arbeitet derzeit als Leiter der Lizenzspieler-Abteilung beim BVB und übernimmt die Nachfolge von Michael Zorc, der im Sommer als Sportdirektor aufhört.
BVB-Aktien fielen am Mittwoch via XETRA im frühen Handel, erholten sich dann aber etwas und stehen nun zeitweise 0,05 Prozent im Plus bei 4,33 Euro.
HAMBURG (dpa-AFX)
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