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Mehrere IPOs stehen bevor 16.06.2013 03:00:01

Börsengänge: Stapelweise Neulinge

von Klaus Schachinger, Euro am Sonntag

Einen solchen Sommer für Börsengänge gab es auf dem Parkett in Frankfurt schon lange nicht mehr: Gleich vier Kandidaten mit Potenzial für den großen Nebenwerte-Index MDAX gehen in den nächsten Wochen an den Start.

Nach dem Gabelstaplerhersteller Kion hatte vergangene Woche auch der Wissenschaftsverlag Springer Science + Business Media sein Börsendebüt (IPO) noch vor der Sommerpause angekündigt. Auf den größten deutschen Immobilienbetreiber, Deutsche Annington, der nach Informationen aus Branchenkreisen seine Erstnotiz für Anfang Juli anstrebt, soll der Leuchtmittelhersteller Osram in der zweiten Juli-Woche folgen. Die Siemens-Tochter wird allerdings in einem sogenannten Spin-off-Verfahren abgespaltet — die Papiere landen also direkt in den Depots der Siemens-Aktionäre.

Auf der Liste der potenziellen deutschen Kandidaten steht auch Grohe, Hersteller von Badezimmerarmaturen. Der Unternehmenswert der 1936 von Friedrich Grohe gegründeten Firma wird auf gut zwei Milliarden Euro geschätzt. Der Gesamtwert der Aktien, die platziert werden sollen, das sogenannte Emissionsvolumen, sowie der IPO-Termin stehen noch nicht fest.

Starkes Investoreninteresse
Investmentbanker, die mit der Vorbereitung der Börsengänge beschäftigt sind, registrieren bei Investoren hohe Aufmerksamkeit. „Das Inte­resse, Börsengänge zu zeichnen, ist grundsätzlich sehr groß“, sagt Joachim von der Goltz, der für die Schweizer Bank UBS Börsengänge in Europa organisiert und sein Büro in Europas Finanzzentrum London hat. Starke Zuflüsse in Aktienfonds re­gistriert der Banker vor allem aus den USA und Großbritannien.

Das offenbar große Zeichnungs­interesse angelsächsischer Investoren bleibe damit der wichtigste Garant für erfolgreiche Börsengänge. Das gelte auch für den Finanzplatz Frankfurt, so von der Goltz. Der Zeichnungsanteil deutscher Fonds werde dagegen wegen der Zurückhaltung bei Privatanlegern gering sein: „Im Durchschnitt werden das nicht mehr als 15 Prozent Anteil sein“, schätzt der Experte.

Hohe Bewertungsabschläge
Schade eigentlich. Denn diesmal spricht viel für Zeichnungsgewinne. So ließ die Kursentwicklung bei Unternehmen, die seit Jahresbeginn in Europa an die Börse gingen, bislang zu wünschen übrig. „Deshalb werden potenzielle Investoren fordern, dass bei der Bewertung der neuen Kandidaten ein größerer Abschlag auf den Firmenwert der gelisteten Konkurrenten erfolgt.“

Aufgrund des freundlichen Kapitalmarktumfelds können sich die Alteigner einen deutlichen Abschlag zur Konkurrenz durchaus leisten. Denn insgesamt sind die Unternehmensbewertungen sehr attraktiv. Auch deshalb sind Börsengänge für die Alteigentümer eine gute Alternative zu Komplettverkäufen der Firmen. Interessant in diesem Zusammenhang: Bis auf die Siemens-Tochter Osram stammen die Aktien der Börsendebütanten ausschließlich aus Portfolios von Finanzinvestoren.
Nach Schätzungen des Kapitalmarktdatenspezialisten Dealogic wol­len Private-Equity-Unternehmen dieses Jahr in Deutschland Firmenanteile im Wert von 5,3 Milliarden Euro verkaufen. Das ist deutlich mehr als die 480 Millionen 2012.

Die Stimmung der Investoren am Kapitalmarkt sei so gut wie schon lange nicht mehr, sagt von der Goltz. Die eher schwache Berichtssaison der Unternehmen für das erste Quartal sei abgehakt. „Die Anleger gehen davon aus, dass die Wirtschaft im Euroraum gegen Jahresende anziehen wird. Deshalb setzen sie auf Aktien von Unternehmen aus konjunktursensiblen, also zyklischen Branchen“, sagt von der Goltz.

Das Debüt des Gabelstaplerkonzerns Kion, der voraussichtlich in den nächsten vier bis sechs Wochen an die Börse gehen will, passt mit ­seinem eher zyklischen Geschäftsmodell somit sehr gut in das Marktumfeld.

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