Euro am Sonntag |
09.01.2016 03:00:26
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Börsengänge: Das sind die neuen Kursraketen
von Klaus Schachinger, Euro am Sonntag
Elon Musk hat’s drauf. Vor sechs Jahren begeisterte der Gründer des Bezahldienstes Paypal mit dem Parkettdebüt des Elektroautoherstellers Tesla, zwei Jahre später kam der Börsengang von Solarcity, einem Anbieter von Solarstromanlagen und Betreiber von Ladestationen für Elektroautos.
2016 könnte SpaceX an der Wall Street abheben. Wenige Tage vor Weihnachten schoss das von Musk 2002 gegründete Raumfahrtunternehmen eine Trägerrakete ins All, die nach ihrer Mission sicher auf dem Weltraumbahnhof Cape Canaveral landete. Der Raketenstart ist ein Meilenstein in der kommerziellen Raumfahrt. Es könnte mehr daraus werden, wenn es gelingt, die Preise für den Transport großer Frachten ins All langfristig auf ein Zehntel zu drücken. Mehrfach einsetzbare Raketen könnten hier den Durchbruch bringen. Ausflüge für Touristen und Wissenschaftler ins All können laut Experten zum Wachstumsmarkt werden.
Diese Einhörner haben bereits in mehreren Finanzierungsrunden bei Privatinvestoren Firmenwerte erreicht, die jenseits der Eine-Milliarde-Dollar-Schwelle liegen. Das größte Einhorn und Schrecken aller Taxi-Unternehmen, der Fahrvermittlungsdienst Uber, bringt es umgerechnet auf geschätzte 47 Milliarden Euro Firmenwert. SpaceX wird gemessen an den Ergebnissen der vorangegangenen Finanzierungsrunden auf elf Milliarden Euro taxiert. Die Einhörner gelten als besonders begehrt, weil sich Anleger von ihnen hohe Zeichnungsgewinne versprechen. Leicht auszurechnen, dass diese Schwergewichte das Gros der Nachfrage nach Neuemissionen binden. Denn im Schnitt liegt der Anteil an Eigenkapital, das auf den Markt gebracht wird, bei einem Börsengang bei etwa 15 Prozent.
Gemessen an den 230 Milliarden Euro Gesamtwert der Schwergewichte resultieren daraus knapp 35 Milliarden Euro Emissionsvolumen. Das wäre mehr als die komplette Summe, die Investoren 2015 bei sogenannten Initial Public Offerings (IPOs) - der Fachbegriff für Börsendebüts - gezeichnet haben. Doch nicht nur die kleineren Börsenaspiranten, auch Einhörner selbst haben ein Problem: Der US-Markt ist derzeit nicht besonders aufnahmefähig. Die Börsen steigen seit 2009, die Bewertungen gerade der US-Titel gelten als hoch, die Kursfantasie gilt als weitgehend erschöpft.
Aus diesem Grund war 2015 für US-Aktien das zweitschwächste IPO-Jahr seit zehn Jahren. Da der US-Emissionsmarkt weltweit einer der größten ist, schrumpfte auch das globale IPO-Geschäft. Das Emissionsvolumen ging weltweit im vergangenen Jahr gegenüber 2014 um ein Viertel auf weniger als 180 Milliarden Euro zurück. Für 2016 sieht es nicht besser aus. Deshalb dürften auch viele der Unicorns im neuen Jahr der Wall Street fernbleiben.
Bisher widersetzt sich ausgerechnet der Börsenplatz Frankfurt, der in Europa oft in Londons Schatten steht, diesem Trend. Im Vergleich zu Amerika sind die Bewertungen deutscher Firmen günstiger. Darüber hinaus haben die Unternehmen, auch wegen des schwachen Euro, noch Reserven beim Gewinnwachstum.
Die Debütanten in der Metropole am Main haben 2015 mehr als sieben Milliarden Euro eingefahren, doppelt so viel wie 2014. Es war das höchste IPO-Volumen seit dem Rekordjahr 2007. Und die Aussichten sind gut. "Der Zustrom der Firmen wird anhalten", sagt Martin Steinbach, IPO-Experte der Unternehmensberatung Ernst & Young. Bis zu 15 Börsengänge seien 2016 realistisch, sagt Steinbach.
Unter dem Strich hat sich der Mut der Debütanten gelohnt. Viele Firmenwerte haben deutlich angezogen. Joachim von der Goltz, Leiter des Kapitalmarktgeschäfts für Nordeuropa bei der Schweizer Bank Credit Suisse, erkennt auch bei deutschen Technologiewerten eine "große Zeichnungsbereitschaft der Investoren". Zum Beispiel Siltronic: Die Papiere des Herstellers von sogenannten Siliziumwafern, aus denen Chips hergestellt werden, notieren seit dem Debüt im Juni zwar im Minus, im Vergleich zu Wettbewerbern wie dem US-Unternehmen Sunedison habe sich Siltronic aber viel besser behauptet, sagt von der Goltz.
Auch für das Geschäft mit Börsengängen in Deutschland ist Experte von der Goltz für das laufende Jahr "sehr positiv" gestimmt. Größter Mutmacher ist die auf absehbare Zeit lockere Geldpolitik der Europäischen Zentralbank. Im Umfeld sehr niedriger Zinsen blieben Aktien und Neuemissionen für Investoren "eine der wenigen Möglichkeiten, höhere Rendite zu verdienen".
Bei Eon soll es ein sogenannter Spin-off werden. Die Aktien der neuen Firma werden, ähnlich wie bei der Siemens-Lichttechniktochter Osram, in die Depots der Eon-Anteilseigner gebucht. Wichtig für Anleger: Da Veräußerungen von Kapitalgesellschaften hierzulande steuerfrei sind, wird der Fiskus, anders als bei Abspaltungen von Sparten ausländischer Konzerne, nicht die Hand aufhalten.
Für RWE ist die Gründung einer Tochter auch ein Weg, um zusätzliches Geld von Investoren einzusammeln. Die Aktien der RWE-Tochter werden deshalb über einen klassischen Börsengang platziert.
Ein IPO-Kandidat ist auch die Deutsche-Bank-Tochter Postbank. Allerdings hängt der Zeitpunkt für das Debüt nicht nur von den Aussichten am Kapitalmarkt, sondern auch von den Fortschritten beim Umbau der Deutschen Bank ab.
Auch wenn die Debüts der Postbank und der beiden Versorgersparten frühestens in der zweiten Jahreshälfte stattfinden werden, passen die Profile der Geschäftsmodelle sehr gut ins aktuelle Umfeld. Experten rechnen bis Sommer mit hoher Volatilität an den Kapitalmärkten. "Debütanten mit hohen Margen und starken Mittelzuflüssen aus dem operativen Geschäft werden daher gegenüber überwiegend auf Wachstum orientierten Firmen bevorzugt werden", meint Armin Heuberger. Er leitet bei der Schweizer UBS Bank das Geschäft mit Börsengängen in Deutschland.
Ein Kandidat für einen Börsengang ist auch der deutsch-schwedische Autozulieferer TrelleborgVibracoustic. Der in Darmstadt ansässige Hersteller von Lagern, Federn und Dämpfern sieht sich als Weltmarktführer für Schwingungstechnik. Mit 10.000 Beschäftigten wurde 2014 ein Umsatz von rund 1,8 Milliarden Euro erwirtschaftet.
Die Firma, an der das Familienunternehmen Freudenberg die Hälfte der Anteile hält, ist nach Auskunft von Freudenberg-Chef Mohsen Sohi gut durchfinanziert. Bei einem IPO wäre deshalb eine Kapitalerhöhung nicht notwendig, so Sohi. Im Zuge des Börsengangs wolle Freudenberg Anteile des Partners übernehmen. Das frische Kapital aus den via IPO bei Anlegern platzierten Unternehmensanteilen soll dem Kautschuk- und Kunststoffverarbeiter Trelleborg zufließen.
Zu den IPO-Kandidaten bis Sommer zählt auch der für seinen Porenbeton Ytong bekannte Xella-Konzern. Dessen Besitzer Goldman Sachs und PAI Partners wollen ihre Beteiligung auf 60 Prozent reduzieren. Voriges Jahr hatten sie sich davon 600 Millionen Euro Erlös erhofft. Doch sie konnten ihre Preisvorstellungen nicht durchsetzen. 2015 sollte Xella seine Erträge durch ein Sparprogramm deutlich steigern. 2014 wurden mit 1,3 Milliarden Euro Umsatz 200 Millionen Euro operativer Gewinn (Ebitda) eingefahren.
Für Oliver Schacht, Vorstandschef der schwäbischen Diagnostikfirma Curetis, gibt es hierzulande bei Investoren "ein fundamentales Problem mit Chance und Risiko". Für Unternehmen mit hohem Risiko, hohem Kapitalbedarf und über lange Zeit negativen Cashflows gebe es in Deutschland schlicht keine Nachfrage. Schacht brachte Curetis im November an die Mehrländerbörse Euronext. Dort gebe es eine breite Basis an Investoren mit Erfahrung im Biotechsektor sowie die entsprechenden Analysten.
Der Tübinger Krebsspezialist Affimed wählte 2014 für sein Debüt die Nasdaq. Wegen des breiten Spektrums risikobereiter Investoren sind Börsengänge von Biotechpionieren an der US-Technologiebörse auch in schwachen Marktphasen gefragt. Acht der zehn US-Debütanten mit den höchsten Wertzuwächsen im abgelaufenen Jahr waren Biotechfirmen.
Gut gelaufen ist auch das Papier von Seres Health, über deren IPO im Juni auch €uro am Sonntag berichtet hatte. Seres arbeitet an einer Kapsel mit Bakterien, die Patienten wiederkehrende Clostridium-Infektionen, eine unter Umständen lebensbedrohliche Durchfallerkrankung, vom Leib halten soll.
Konzerne wie Nestlé oder Johnson & Johnson wollen sich von Pionieren wie Seres das sogenannte Mikrobiom-Know-how früh sichern und boten sich bereits als Investoren und Kooperationspartner an.
Nestlé stieg bei Seres ein, der US-Konsumgüter- und Pharmariese Johnson & Johnson investierte in Second Genome und Vedanta, deren Börsengänge noch bevorstehen.
Langfristig stehen die Chancen bei allen dreien gut, dass sie von größeren Pharma- oder Nahrungsmittelkonzernen übernommen werden. Selbst wenn es mit IPOs in den USA 2016 nicht so gut laufen sollte, diese Debütanten sollten Anleger auf dem Zettel haben.
Airbnb, USA,
Internet
Deutsche Postbank, Deutschland,
Banken
Dropbox, USA,
Datenspeicherung
Eon reg. Energien, Deutschland,
Versorger
Hellofresh, Deutschland,
Lebensmittelhandel
RWE reg. Energien, Deutschland,
Versorger
TrelleborgVibracoustic, Deutschland,
Autozulieferer
SpaceX, USA,
Raumfahrt
Vedanta, USA,
Biotech
Xella, Deutschland,
Baustoffe
Quelle: eigene Recherchen
Investor-Info
Deutsche Börsengänge
Mit einem Gesamtwert von 7,2 Milliarden Euro für die via Börsengang veräußerten Aktien hat das Emissionsvolumen in Deutschland im abgelaufenen Jahr um zwei Drittel zugelegt. Damit war 2015 das zweitbeste IPO-Jahr nach dem Rekord 2007. Sechs der Firmen, die im vergangenen Jahr den Sprung auf das Frankfurter Parkett gewagt haben, sind an der Börse mehr als eine Milliarde Euro wert.
Covestro
Covestros Geschäft mit Polyurethanen und Polycarbonaten ist zyklisch: Hohe Investitionen in die Produktion sind notwendig, die Nachfrage schwankt stark. Die Leverkusener gehören weltweit zu den Größten in ihren Märkten und haben die niedrigsten Kosten. Während der vergangenen 15 Jahre waren die Mittelzuflüsse aus dem Geschäft stets positiv. UBS-Schätzungen zufolge wird sich der Cashflow bis 2018 im Vergleich zu 2015 auf eine Milliarde Euro verdoppeln. Damit ziehen die Gewinne an. Attraktiver Zykliker.
Edag Engineering
Thomas Eichelmann, Verwaltungsratschef des Ingenieurdienstleisters der Automobilbranche, ist mit der Börsenpremiere zufrieden. Dem Aspiranten für den SDAX gelang mit knapp zwölf Prozent Zeichnungsgewinn ein starkes Debüt, es war zugleich der letzte IPO 2015. Edag werde bei einer möglichen Konsolidierung der Branche eine führende Rolle spielen. Während der ersten neun Monate stieg der Umsatz des Bertrandt-Konkurrenten um knapp 15 Prozent auf 534 Millionen Euro. Der operative Gewinn kletterte um 29 Prozent auf 55,1 Millionen Euro. Aussichtsreich.
Elon Musk hat’s drauf. Vor sechs Jahren begeisterte der Gründer des Bezahldienstes Paypal mit dem Parkettdebüt des Elektroautoherstellers Tesla, zwei Jahre später kam der Börsengang von Solarcity, einem Anbieter von Solarstromanlagen und Betreiber von Ladestationen für Elektroautos.
2016 könnte SpaceX an der Wall Street abheben. Wenige Tage vor Weihnachten schoss das von Musk 2002 gegründete Raumfahrtunternehmen eine Trägerrakete ins All, die nach ihrer Mission sicher auf dem Weltraumbahnhof Cape Canaveral landete. Der Raketenstart ist ein Meilenstein in der kommerziellen Raumfahrt. Es könnte mehr daraus werden, wenn es gelingt, die Preise für den Transport großer Frachten ins All langfristig auf ein Zehntel zu drücken. Mehrfach einsetzbare Raketen könnten hier den Durchbruch bringen. Ausflüge für Touristen und Wissenschaftler ins All können laut Experten zum Wachstumsmarkt werden.
Debütanten mit Gewicht
Zumindest das geglückte Manöver dürfte die Börsenpläne von SpaceX beflügeln. Der Weltalllogistiker gehört zu den Unicorns, den besonders großen Unternehmen, die an die Börse streben.Diese Einhörner haben bereits in mehreren Finanzierungsrunden bei Privatinvestoren Firmenwerte erreicht, die jenseits der Eine-Milliarde-Dollar-Schwelle liegen. Das größte Einhorn und Schrecken aller Taxi-Unternehmen, der Fahrvermittlungsdienst Uber, bringt es umgerechnet auf geschätzte 47 Milliarden Euro Firmenwert. SpaceX wird gemessen an den Ergebnissen der vorangegangenen Finanzierungsrunden auf elf Milliarden Euro taxiert. Die Einhörner gelten als besonders begehrt, weil sich Anleger von ihnen hohe Zeichnungsgewinne versprechen. Leicht auszurechnen, dass diese Schwergewichte das Gros der Nachfrage nach Neuemissionen binden. Denn im Schnitt liegt der Anteil an Eigenkapital, das auf den Markt gebracht wird, bei einem Börsengang bei etwa 15 Prozent.
Gemessen an den 230 Milliarden Euro Gesamtwert der Schwergewichte resultieren daraus knapp 35 Milliarden Euro Emissionsvolumen. Das wäre mehr als die komplette Summe, die Investoren 2015 bei sogenannten Initial Public Offerings (IPOs) - der Fachbegriff für Börsendebüts - gezeichnet haben. Doch nicht nur die kleineren Börsenaspiranten, auch Einhörner selbst haben ein Problem: Der US-Markt ist derzeit nicht besonders aufnahmefähig. Die Börsen steigen seit 2009, die Bewertungen gerade der US-Titel gelten als hoch, die Kursfantasie gilt als weitgehend erschöpft.
Aus diesem Grund war 2015 für US-Aktien das zweitschwächste IPO-Jahr seit zehn Jahren. Da der US-Emissionsmarkt weltweit einer der größten ist, schrumpfte auch das globale IPO-Geschäft. Das Emissionsvolumen ging weltweit im vergangenen Jahr gegenüber 2014 um ein Viertel auf weniger als 180 Milliarden Euro zurück. Für 2016 sieht es nicht besser aus. Deshalb dürften auch viele der Unicorns im neuen Jahr der Wall Street fernbleiben.
Bisher widersetzt sich ausgerechnet der Börsenplatz Frankfurt, der in Europa oft in Londons Schatten steht, diesem Trend. Im Vergleich zu Amerika sind die Bewertungen deutscher Firmen günstiger. Darüber hinaus haben die Unternehmen, auch wegen des schwachen Euro, noch Reserven beim Gewinnwachstum.
Die Debütanten in der Metropole am Main haben 2015 mehr als sieben Milliarden Euro eingefahren, doppelt so viel wie 2014. Es war das höchste IPO-Volumen seit dem Rekordjahr 2007. Und die Aussichten sind gut. "Der Zustrom der Firmen wird anhalten", sagt Martin Steinbach, IPO-Experte der Unternehmensberatung Ernst & Young. Bis zu 15 Börsengänge seien 2016 realistisch, sagt Steinbach.
In Deutschland läuft es
Doch die Experten gehen davon aus, dass die Volatilität am Kapitalmarkt weiter hoch bleibt. Seit dem Sommer schwanken die Kurse stark. Verunsichert wurden Investoren im Herbst zunächst durch den Abgasbetrug bei VW, dann gab es im Vorfeld der Debüts der Bayer-Tochter Covestro und der Containerreederei Hapag-Lloyd Gewinnwarnungen von Konkurrenten. Viele Starts auf dem Parkett gelangen nur mit großen Zugeständnissen beim Preis oder Emissionsvolumen - oder bei beidem.Unter dem Strich hat sich der Mut der Debütanten gelohnt. Viele Firmenwerte haben deutlich angezogen. Joachim von der Goltz, Leiter des Kapitalmarktgeschäfts für Nordeuropa bei der Schweizer Bank Credit Suisse, erkennt auch bei deutschen Technologiewerten eine "große Zeichnungsbereitschaft der Investoren". Zum Beispiel Siltronic: Die Papiere des Herstellers von sogenannten Siliziumwafern, aus denen Chips hergestellt werden, notieren seit dem Debüt im Juni zwar im Minus, im Vergleich zu Wettbewerbern wie dem US-Unternehmen Sunedison habe sich Siltronic aber viel besser behauptet, sagt von der Goltz.
Auch für das Geschäft mit Börsengängen in Deutschland ist Experte von der Goltz für das laufende Jahr "sehr positiv" gestimmt. Größter Mutmacher ist die auf absehbare Zeit lockere Geldpolitik der Europäischen Zentralbank. Im Umfeld sehr niedriger Zinsen blieben Aktien und Neuemissionen für Investoren "eine der wenigen Möglichkeiten, höhere Rendite zu verdienen".
Versorger machen mobil
Fest steht für 2016 bereits, dass die beiden deutschen Energieriesen Eon und RWE ihre regenerative Energieerzeugung an die Börse bringen werden.Bei Eon soll es ein sogenannter Spin-off werden. Die Aktien der neuen Firma werden, ähnlich wie bei der Siemens-Lichttechniktochter Osram, in die Depots der Eon-Anteilseigner gebucht. Wichtig für Anleger: Da Veräußerungen von Kapitalgesellschaften hierzulande steuerfrei sind, wird der Fiskus, anders als bei Abspaltungen von Sparten ausländischer Konzerne, nicht die Hand aufhalten.
Für RWE ist die Gründung einer Tochter auch ein Weg, um zusätzliches Geld von Investoren einzusammeln. Die Aktien der RWE-Tochter werden deshalb über einen klassischen Börsengang platziert.
Ein IPO-Kandidat ist auch die Deutsche-Bank-Tochter Postbank. Allerdings hängt der Zeitpunkt für das Debüt nicht nur von den Aussichten am Kapitalmarkt, sondern auch von den Fortschritten beim Umbau der Deutschen Bank ab.
Auch wenn die Debüts der Postbank und der beiden Versorgersparten frühestens in der zweiten Jahreshälfte stattfinden werden, passen die Profile der Geschäftsmodelle sehr gut ins aktuelle Umfeld. Experten rechnen bis Sommer mit hoher Volatilität an den Kapitalmärkten. "Debütanten mit hohen Margen und starken Mittelzuflüssen aus dem operativen Geschäft werden daher gegenüber überwiegend auf Wachstum orientierten Firmen bevorzugt werden", meint Armin Heuberger. Er leitet bei der Schweizer UBS Bank das Geschäft mit Börsengängen in Deutschland.
Ein Kandidat für einen Börsengang ist auch der deutsch-schwedische Autozulieferer TrelleborgVibracoustic. Der in Darmstadt ansässige Hersteller von Lagern, Federn und Dämpfern sieht sich als Weltmarktführer für Schwingungstechnik. Mit 10.000 Beschäftigten wurde 2014 ein Umsatz von rund 1,8 Milliarden Euro erwirtschaftet.
Die Firma, an der das Familienunternehmen Freudenberg die Hälfte der Anteile hält, ist nach Auskunft von Freudenberg-Chef Mohsen Sohi gut durchfinanziert. Bei einem IPO wäre deshalb eine Kapitalerhöhung nicht notwendig, so Sohi. Im Zuge des Börsengangs wolle Freudenberg Anteile des Partners übernehmen. Das frische Kapital aus den via IPO bei Anlegern platzierten Unternehmensanteilen soll dem Kautschuk- und Kunststoffverarbeiter Trelleborg zufließen.
Zu den IPO-Kandidaten bis Sommer zählt auch der für seinen Porenbeton Ytong bekannte Xella-Konzern. Dessen Besitzer Goldman Sachs und PAI Partners wollen ihre Beteiligung auf 60 Prozent reduzieren. Voriges Jahr hatten sie sich davon 600 Millionen Euro Erlös erhofft. Doch sie konnten ihre Preisvorstellungen nicht durchsetzen. 2015 sollte Xella seine Erträge durch ein Sparprogramm deutlich steigern. 2014 wurden mit 1,3 Milliarden Euro Umsatz 200 Millionen Euro operativer Gewinn (Ebitda) eingefahren.
Biotechs meiden Frankfurt
Unternehmen aus der umtriebigen Biotechbranche, in der auch deutsche Firmen wie Morphosys beweisen, dass Erfolge an der Börse möglich sind, werden hierzulande geringe Chancen auf Debüts eingeräumt. "In Frankfurt ist der Kapitalmarkt tot, was Biotechs angeht", sagt Siegfried Bialojan, Leiter des deutschen Life Science Center der Unternehmensberatung Ernst & Young.Für Oliver Schacht, Vorstandschef der schwäbischen Diagnostikfirma Curetis, gibt es hierzulande bei Investoren "ein fundamentales Problem mit Chance und Risiko". Für Unternehmen mit hohem Risiko, hohem Kapitalbedarf und über lange Zeit negativen Cashflows gebe es in Deutschland schlicht keine Nachfrage. Schacht brachte Curetis im November an die Mehrländerbörse Euronext. Dort gebe es eine breite Basis an Investoren mit Erfahrung im Biotechsektor sowie die entsprechenden Analysten.
Der Tübinger Krebsspezialist Affimed wählte 2014 für sein Debüt die Nasdaq. Wegen des breiten Spektrums risikobereiter Investoren sind Börsengänge von Biotechpionieren an der US-Technologiebörse auch in schwachen Marktphasen gefragt. Acht der zehn US-Debütanten mit den höchsten Wertzuwächsen im abgelaufenen Jahr waren Biotechfirmen.
Gut gelaufen ist auch das Papier von Seres Health, über deren IPO im Juni auch €uro am Sonntag berichtet hatte. Seres arbeitet an einer Kapsel mit Bakterien, die Patienten wiederkehrende Clostridium-Infektionen, eine unter Umständen lebensbedrohliche Durchfallerkrankung, vom Leib halten soll.
Konzerne wie Nestlé oder Johnson & Johnson wollen sich von Pionieren wie Seres das sogenannte Mikrobiom-Know-how früh sichern und boten sich bereits als Investoren und Kooperationspartner an.
Nestlé stieg bei Seres ein, der US-Konsumgüter- und Pharmariese Johnson & Johnson investierte in Second Genome und Vedanta, deren Börsengänge noch bevorstehen.
Langfristig stehen die Chancen bei allen dreien gut, dass sie von größeren Pharma- oder Nahrungsmittelkonzernen übernommen werden. Selbst wenn es mit IPOs in den USA 2016 nicht so gut laufen sollte, diese Debütanten sollten Anleger auf dem Zettel haben.
Mögliche Kandidaten für Börsengänge 2016:
Name, Land, BrancheAirbnb, USA,
Internet
Deutsche Postbank, Deutschland,
Banken
Dropbox, USA,
Datenspeicherung
Eon reg. Energien, Deutschland,
Versorger
Hellofresh, Deutschland,
Lebensmittelhandel
RWE reg. Energien, Deutschland,
Versorger
TrelleborgVibracoustic, Deutschland,
Autozulieferer
SpaceX, USA,
Raumfahrt
Vedanta, USA,
Biotech
Xella, Deutschland,
Baustoffe
Quelle: eigene Recherchen
Investor-Info
Deutsche Börsengänge
Zweitbestes Jahr
Mit einem Gesamtwert von 7,2 Milliarden Euro für die via Börsengang veräußerten Aktien hat das Emissionsvolumen in Deutschland im abgelaufenen Jahr um zwei Drittel zugelegt. Damit war 2015 das zweitbeste IPO-Jahr nach dem Rekord 2007. Sechs der Firmen, die im vergangenen Jahr den Sprung auf das Frankfurter Parkett gewagt haben, sind an der Börse mehr als eine Milliarde Euro wert.
Covestro
Starker Zykliker
Covestros Geschäft mit Polyurethanen und Polycarbonaten ist zyklisch: Hohe Investitionen in die Produktion sind notwendig, die Nachfrage schwankt stark. Die Leverkusener gehören weltweit zu den Größten in ihren Märkten und haben die niedrigsten Kosten. Während der vergangenen 15 Jahre waren die Mittelzuflüsse aus dem Geschäft stets positiv. UBS-Schätzungen zufolge wird sich der Cashflow bis 2018 im Vergleich zu 2015 auf eine Milliarde Euro verdoppeln. Damit ziehen die Gewinne an. Attraktiver Zykliker.
Edag Engineering
Bereit für Zukäufe
Thomas Eichelmann, Verwaltungsratschef des Ingenieurdienstleisters der Automobilbranche, ist mit der Börsenpremiere zufrieden. Dem Aspiranten für den SDAX gelang mit knapp zwölf Prozent Zeichnungsgewinn ein starkes Debüt, es war zugleich der letzte IPO 2015. Edag werde bei einer möglichen Konsolidierung der Branche eine führende Rolle spielen. Während der ersten neun Monate stieg der Umsatz des Bertrandt-Konkurrenten um knapp 15 Prozent auf 534 Millionen Euro. Der operative Gewinn kletterte um 29 Prozent auf 55,1 Millionen Euro. Aussichtsreich.
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