07.04.2016 22:57:38
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Börsen-Zeitung: Nee, Kommentar zur Europäischen Union von Bernd Wittkowski
Mit dem absehbaren Ende dagegen könnte Wilders durchaus Recht
behalten. Noch scheint der "Nexit", auf den die Initiatoren der
Volksabstimmung letztlich zielen - der EU-Ukraine-Vertrag war nur
Mittel zum Zweck -, zwar relativ weit weg zu sein. Doch die
Einschläge werden mehr und kommen dem Kern der EU und Eurolands näher
die Niederlande gehörten schließlich in den fünfziger Jahren zu den
sechs Gründungsmitgliedern der Europäischen Gemeinschaften.
Und wie viele Brexits, Nexits, Grexits und sonstige Ausstiege könnte und wollte sich Europa denn leisten? Wobei nicht erst die unverkennbaren Auflösungserscheinungen selbst, sondern schon die ständigen, ermüdenden Diskussionen über das Auseinanderdriften desintegrierend wirken. Sie drohen den fatalen Prozess der Lockerung des Zusammenhalts zu verstärken und zu beschleunigen. Bei wem kommt denn heute wirklich ungetrübte Freude auf, wenn er an Europa, die Freiheiten des Binnenmarktes für Arbeitskräfte, Waren, Dienstleistungen und Kapital, einen Raum mit buchstäblich grenzenloser Reisefreiheit oder die gemeinsame Währung denkt? Wer hat noch das "Friedensprojekt Euro" im Sinn? Die Niederlande sind beileibe kein Einzelfall. Abschottungstendenzen in Osteuropa weisen ebenso in die gleiche Richtung wie tendenziell die Ergebnisse der jüngsten Kommunal- und Landtagswahlen in Deutschland.
Wundern muss man sich darüber nicht. Die Regierungen in zahlreichen europäischen Hauptstädten haben den Bürgern mit einer verfehlten Politik des Tolerierens von Alleingängen, Missständen sowie Vertrags- und Gesetzesbrüchen die früher durchaus spürbare Euro(pa)begeisterung regelrecht ausgetrieben. Die großen Europäer Deutschland und Frankreich waren übrigens die ersten, die den Stabilitätspakt unterminierten. Was in der Euro- respektive Staatsschuldenkrise offenbar wurde, setzte sich in der Migrationskrise fort: die Missachtung des Rechts. So kann kein Vertrauen in Europa und in den Euro wachsen.
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Pressekontakt: Börsen-Zeitung Redaktion
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