DAX
09.11.2016 16:59:39
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Börse Frankfurt-News: "Wenn alle billig einsteigen wollen, " (Marktstimmung)
FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 9. November 2016. Die erste Reaktion auf das US-Wahlergebnis scheint schnell ausgebügelt, und etliche Anleger warten scheinbar vergeblich auf günstigere Einstiegspreise.
Zusammenfassung
Zumindest am deutschen Aktienmarkt war der kursdrückende Effekt der US-Wahl schnell wieder vorbei. Nach einer Eröffnung von gut 300 Punkten unter dem gestrigen Schlussstand steht der DAX inzwischen nur noch ein halbes Prozent im Minus.
Die betrachtete Woche war insgesamt durch Abwarten geprägt, was die Preisbewegung angeht. Die von uns befragten Anleger haben sich dennoch positioniert und zwar in unterschiedliche Richtungen.
Die institutionellen Anleger haben zu 4 Prozent ihre DAX-Aktien verkauft, 1 Prozent ist short gegangen. Der Sentiment-Index steht mit +24 Punkten zwar leicht tiefer, aber es sind weiter 53 Prozent bullish und nur 29 bearish gestimmt, also ein klarer Bullenmarkt. Joachim Goldberg vermutet, dass heute Morgen einige Bullen die Notbremse gezogen hätten.
Noch deutlicher ist das bei den privaten Anlegern, von denen 8 Prozent in Aktien eingestiegen und 7 Prozent die Short-Engagements geschlossen haben. Bei 65 Prozent Bullen und 19 Prozent Bären steht der Sentiment-Index dieser Anlegergruppe mit +46 Punkten auf einem Jahreshoch. Goldberg sieht dahinter weniger die US-Wahl als Anstoß, sondern dass deutsche Aktien vergangenen Freitag an der unteren Grenze der Handelsspanne vergleichsweise günstig waren.
Der Verhaltensökonom glaubt, dass die Profis umsonst auf günstigere Einstiegspreise warten könnten, sie eher in Gefahr geraten, dem Markt hinterherlaufen zu müssen. Denn trotz der politischen Unwägbarkeiten könne es zu einem Schlusssprint kommen.
Die Präsidentschaftswahlen in den USA sind entschieden und haben - ähnlich wie das Brexit-Votum im Juni, dem Volksentscheid zum Austritt Großbritanniens aus der EU - eine für die große Mehrheit der Börsianer faustdicke Überraschung mit sich gebracht. Nicht die in den Umfragen vielfach als Favoritin eingestufte Hillary Clinton, sondern Donald Trump entschied das Rennen für sich. Und es gab nicht wenige, die im Falle eines Wahlsiegs Trumps zunächst einmal einen massiven Kurseinsturz der Aktienmärkte prognostiziert hatten, der natürlich dann, ähnlich wie nach dem Brexit-Votum, bald wieder wettgemacht würde. Denn politische Ereignisse hätten börsentechnisch gesehen ohnehin nur kurze Beine, ließen sich etliche Experten vernehmen.
Nun ist es nicht so schlimm wie befürchtet gekommen. Der DAX hat heute zur Eröffnung vorübergehend nicht einmal 3 Prozent seines Wertes gegenüber dem gestrigen Schlusskurs verloren und liegt zum Zeitpunkt unserer Stimmungserhebung gegenüber der Vorwoche gerade einmal 0,4 Prozent im Minus.
Diese doch moderate Veränderung spiegelt sich auch in der heutigen Stimmungserhebung unter unseren mittelfristig agierenden institutionellen Anlegern wider. Denn der Optimismus hat sich, gemessen am Börse Frankfurt Sentiment-Index, nur leicht zurück gebildet, rangiert nun bei einem Wert von +24 Punkte und liegt damit gerade einmal 5 Punkte niedriger als in der Vorwoche. Diese leichte Veränderung mag ein paar Optimisten geschuldet sein, die möglicherweise heute früh die Notbremse gezogen haben. Allerdings ist diese Verschiebung für das Gesamtbild ohne Bedeutung, denn der Sentiment-Index liegt immer noch deutlich über seinem gleitenden 6-Monats-Durchschnitt.
... klappt das meistens nicht
Wesentlich optimistischer zeigen sich hingegen die Privatanleger, die möglicherweise bereits im Vorfeld der US-Präsidentschaftswahl als Aktienkäufer aufgetreten sein mögen. Im Gegensatz zu ihren institutionellen Pendants hat sich in ihrem Fall der Börse Frankfurt Sentiment-Index um 15 Punkte auf ein neues Jahreshoch von plus 46 hochgeschraubt. Dabei hat das Bullenlager vor allen Dingen vom Zulauf ehemaliger Skeptiker profitiert, die sich möglicherweise nicht einmal am Wahlergebnis orientiert haben, sondern vielmehr an der Tatsache, dass der DAX bereits am vergangenen Freitag schon einmal fast die Untergrenze unserer gedachten Konsolidierungszone bei rund 10.200 Zählern berührt hatte.
Per Saldo sind also die Stimmungen bei institutionellen und privaten Anlegern deutlich auseinander gedriftet. Gut möglich, dass sich vor allen Dingen Erstere einen deutlicheren Kursrückgang des DAX im Falle eines Wahlsiegs von Donald Trump versprochen hatten und daher mit größeren Kaufengagements abwarten wollten.
Orientiert man sich im Großen und Ganzen weiterhin an der Konsolidierungszone, die sich grob zwischen 10.200 und 10.800 DAX-Zählern verorten lässt, scheint der Plan vieler institutioneller Akteure, richtig günstig bei den deutschen Standardwerten zuzugreifen, bislang nicht aufgegangen zu sein. Das derzeitige Stimmungsbild vermittelt eher den Eindruck, dass es zu derartigen Schnäppchen wohl nicht kommen wird.
Sollte sich der DAX also noch einmal von seiner schwachen Seite zeigen, wäre die Nachfragesituation gegenüber den vergangenen beiden Stimmungserhebungen deutlich verbessert. Mehr noch, ein deutlicher Kursanstieg könnte die Zauderer von heute sogar in Bedrängnis bringen. Denn spätestens dann wäre für alle klar, dass die Jahresendrallye entgegen aller politischen Unwägbarkeiten bereits begonnen hat.
von: Joachim Goldberg
9. November 2016, Sie können sich kostenlos für unseren täglichen Newsletter per E-Mail anmelden. Registrieren Sie sich bei www.boerse-frankfurt.de/newsletter
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