Digitalisierung im Fokus |
16.03.2016 15:04:48
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BMW lässt das Gewinnziel mit neuer Strategie unangetastet
Vor dem Hintergrund kündigte Finanzvorstand Friedrich Eichiner am Mittwoch neue Sparbemühungen an. BMW prüfe gegenwärtig das Portfolio an Fahrzeugen und Ausstattungsvarianten, sagte er. Dabei gehe es darum, den Aufwand zu verringern. BMW werde zudem "konsequent schnellere Entscheidungswege und schlankere Strukturen einführen", sagte Eichiner, ohne dies konkreter zu beschreiben. "Wir wollen beides: das heutige hohe Profitabilitätsniveau halten und gleichzeitig in Vorleistung gehen."
BMW plant auch Weiterentwicklung von Verbrennungsmotoren
Die BMW-Verantwortlichen planen nach den Angaben von Mittwoch denn auch weitere Anstrengungen in der Entwicklung von Elektroautos. Das iNext genannte künftige Modell der i-Reihe werde außer mit Funktionen für das autonome Fahren auch mit einem Elektroantrieb der "nächsten Generation" ausgestattet sein, sagte Konzernchef Krüger.Elektromobilität sei "eine Lösung für die Anforderungen urbaner Mobilität". Gleichwohl plant BMW auch mit der Weiterentwicklung von Verbrennungsmotoren. Es werde "in den nächsten 20 Jahren nicht nur einen Antrieb geben", sagte Entwicklungsvorstand Klaus Fröhlich. Die wegen des Abgasskandals bei Volkswagen kritisierte Diesel-Technik nannte er einen "Eckpfeiler".
Angesichts der Digitalisierung nimmt es BMW auch mit Konkurrenten auf, die dem Autohersteller bislang weitgehend fremd sind. Der Konzern werde die eigenen Dienstleistungen, zu denen etwa das Carsharing-Angebot Drive Now gehört, ausbauen, sagte Krüger. Denkbar sei, dass BMW in das sogenannte Ride-Sharing-Geschäft einsteige. Als Anbieter eines solchen Fahrdiensts ist bislang vor allem das amerikanische Unternehmen Uber bekannt. Branchenbeobachter halten für möglich, dass vor allem Bewohner von Städten künftig immer öfter derartige Dienste nutzen und deshalb auf eigene Autos verzichten. Für Hersteller wie BMW ist das eine potenzielle Gefahr. "In der digitalen Welt müssen wir schnell sein und auch Risiken eingehen", sagte Krüger.
In einer Mittelung kündigte BMW an, noch in diesem Jahr Schritte zum Ausbau der eigenen Diestleistungspalette anzukündigen.
Wertschöpfung verschiebt sich in Richtung Software und Services
Krüger sagte auch, die Wertschöpfung verschiebe sich "von der Hardware in Richtung Software und Services". Vor dem Hintergrund wiesen die BMW-Chefs darauf hin, dass die Geschäfte außerhalb des Automobilsegments an Bedeutung für den Gesamtkonzern gewönnen.Finanzvorstand Eichiner stellte in dem Zusammenhang ein zusätzliches Gewinnziel vor: Konzernweit strebt BMW demnach vom Jahr 2017 an eine Umsatzrendite vor Steuern von mindestens 10 Prozent an. Das Ziel gelte zunächst bis einschließlich zum Jahr 2020, fügte BMW in einer Mitteilung hinzu. Im vergangenen Jahr waren dem Konzern 10,01 Prozent seines Umsatzes als Gewinn vor Steuern geblieben.
Das neue Konzern-Gewinnziel unterstreiche BMWs Ambitionen auf "nachhaltiges und profitables Wachstum", schrieb der Automobilanalyst Arndt Ellinghorst von Evercore ISI in einer ersten Einschätzung. Er prognostizierte vor dem Hintergrund allgemein steigende Analystenerwartungen an BMW. Die Investoren reagierten auf die Zukunftspläne des Autoherstellers am Mittwoch entsprechend mit Aktienkäufen: Der Kurs der BMW-Papiere lag am Mittag rund 4,3 Prozent im Plus.
Auch auf die vergleichsweise nahe Zukunft blickten die BMW-Verantwortlichen bei der Bilanzpressekonferenz mit vorsichtigem Optimismus: Für den Umsatz und das Vorsteuerergebnis des Jahres 2016 rechnen sie mit "leichten" Zuwächsen. Dazu beitragen soll, dass BMW in diesem Jahr mehr besonders hochmargige Fahrzeuge - etwa des Topmodells 7er - verkaufen dürfte. Schon in der vergangenen Woche hatte BMW angekündigt, die Zahl der ausgelieferten Autos in diesem Jahr leicht steigern zu wollen. Auch für das angefangene Jahr sagten die Unternehmenschefs vor dem Hintergrund eine Marge des Automobilgeschäfts zwischen 8 und 10 Prozent voraus.
Im Vergleich zur Entwicklung im vergangenen Jahr setzt sich BMW damit allerdings eher bescheidene Ziele. Wie der Premium-Autohersteller schon vor einer Woche berichtet hatte, war der Umsatz im vergangenen Jahr um 14,6 Prozent auf den Rekordwert von 92,18 Milliarden Euro gestiegen. Den konzernweiten Gewinn vor Steuern und Zinsen (EBIT) steigerte BMW um 5,2 Prozent auf 9,59 Milliarden Euro. Die operative Marge des Automobilgeschäfts lag bei 9,2 Prozent, nach 9,6 Prozent im Vorjahr.
Am Mittwoch legte BMW auch den zuvor nicht veröffentlichten Nettogewinn vor. Das Ergebnis nach Steuern und den Anteilen Dritter stieg den Angaben zufolge im Jahr 2015 um 9,9 Prozent auf 6,37 Milliarden Euro. Anders als in die operativen Kennzahlen fließt in den Nettogewinn auch die Entwicklung von BMWs Geschäft in China ein. Dieses betreibt der deutsche Hersteller gemeinsam mit dem lokalen Partner Brilliance.
An die Aktionäre will BMW je Stammaktie 3,20 Euro und pro Vorzugsaktie 3,22 Euro seines Gewinns ausschütten. Die Dividende soll damit um 30 Cent steigen. Auf die Information hatten Investoren in der vergangenen Woche enttäuscht reagiert, weil einige Beobachter zuvor auch über eine Sonderdividende spekuliert hatten. Er sehe "durchaus noch Spielraum" für weitere Dividenerhöhungen in den nächsten Jahren, sagte am Mittwoch Finanzvorstand Eichiner.
Grundlage für BMWs wirtschaftlichen Erfolg ist das seit Jahren andauernde Absatzwachstum bei dem Konzern. Im vergangenen Jahr ist dieses allerdings etwas schwächer ausgefallen als noch im Vorjahr: Der Konzern lieferte im Jahr 2015 2,25 Millionen Fahrzeuge seiner Marken BMW, MINI und Rolls-Royce aus, also 6,1 Prozent mehr Autos als ein Jahr zuvor. Deutlich mehr neue Kunden fand der Konkurrent Daimler, der die Zahl der ausgelieferten PKW um 16 Prozent steigerte - und damit im Absatzwettstreit erheblich gegenüber BMW aufholte. Vor allem in China war Daimler gemessen an der Auslieferungsentwicklung jüngst wesentlich erfolgreicher als der Münchner Hersteller.
BMW will Fahrzeugangebot im Luxussegment ausbauen
Die BMW-Vorstände rückten am Mittwoch denn auch vorsichtig von dem eigenen Ziel ab, unter den Premium-Herstellern am meisten Autos zu verkaufen. Es bleibe Anspruch des Konzerns, "die führende Position im Premiumsegment zu behaupten", sagte Krüger. Die Auslieferungszahl allein sei aber "kein hinreichender Maßstab für Zukunftsfähigkeit". Eine "führende Position" bemesse sich auch an "Innovationskraft und Profitabilität", sagte Finanzvorstand Eichiner.Krüger kündigte denn auch an, in Zukunft besonders das Fahrzeugangebot im Luxussegment auszubauen. Der 7er soll die Führung vor der S-Klasse des Konkurrenten Daimler übernehmen. Der Hybrid-Sportwagen i8 soll künftig auch als offener Roadster erhältlich sein. BMW will den Angaben zufolge zudem mehr Modelle der besonders sportlichen - und teuren - M-Reihen anbieten. Darüber hinaus sei ein völlig neues Modell in der Luxusklasse geplant, sagte Krüger. Ob es sich dabei etwa um eine 8er-Reihe handelt, sagte er nicht.
BMW bewege sich heute "in einem völlig anderen Umfeld" als bei der Vorstellung der Strategie "Number One" im Jahr 2007, sagte Krüger. Die Mobilität sei in einer Phase der Transformation, die sich "über einen längeren Zeitraum hinziehen" und "an Geschwindigkeit zunehmen" werde.
Er führe BMW mit der "Number One Next" genannten künftigen Konzernstrategie "in eine neue Ära", versprach Krüger, der seit fast einem Jahr Chef des Konzerns ist. Die Strategie soll bis zum Jahr 2025 gelten. Entwicklungsvorstand Fröhlich sagte, BMW entwickele sich damit von einem Entwickler mechanischer Produkte zu einer "Tech-Company".
Von Hendrik Varnholt
MÜNCHEN (Dow Jones)
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