Hohe Verluste |
16.03.2016 17:30:49
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Bilfinger streicht Dividende - Aktie stürzt zweistellig ab
Das Ergebnis wurde im vergangenen Jahr unter anderem von Abschreibungen auf die zum Verkauf stehende Energiesparte sowie Restrukturierungskosten belastet. Überkapazitäten, Preisdruck sowie anhaltende Probleme im europäischen Öl- und Gassektor in Folge des niedrigen Ölpreises drückten das Ergebnis zusätzlich.
2015 verzeichnete Bilfinger wie bereits bekannt einen auf knapp 489 Millionen von 71,4 Millionen im Jahr zuvor ausgeweiteten Konzernverlust. 2014 hatte Bilfinger an die Aktionäre trotz roter Zahlen noch 2,00 Euro je Aktie aus den Reserven ausgeschüttet.
Es sei wichtig, das Geld zunächst in der Firma zu halten, sagte Vorstandsvorsitzender Per Utnegaard auf der Bilanzpressekonferenz. "Wir kehren zu unserer alten Dividendenpolitik zurück, wenn wir unsere Ziele erreichen können." Bilfingers Dividendenpolitik sieht grundsätzlich vor, 50 Prozent des bereinigten Konzernergebnisses auszuschütten.
2016 wird Übergangsjahr
Die Aussichten für das laufende Jahr nannte Bilfinger verhalten. 2016 werde ein "Übergangsjahr", erklärte Utnegaard. "Wir stehen erst am Anfang eines großen Veränderungsprozesses, der uns noch einige Zeit beschäftigen wird", erklärte der seit Sommer amtierende Manager.Im ersten Quartal geht Bilfinger von einer geringeren Leistung und einem EBITA auf Vorjahresniveau aus. Das Ergebnis mit Industriedienstleistungen dürfte dabei dank erster Restrukturierungserfolge leicht steigen, im Gebäudemanagement jedoch wegen geringerer Immobilientransaktionen und eines leicht schwächeren Investitionsverhaltens zurückgehen.
Der Konzern rechnet für das Gesamtjahr mit einem deutlichen Rückgang der Leistung nach den 2015 erreichten 6,2 Milliarden Euro auf vergleichbarer Basis. Das bereinigte EBITA und das bereinigte Konzernergebnis aus dem fortzuführenden Geschäft sollen leicht steigen. Hier hatte Bilfinger im vergangenen Jahr ohne den inzwischen verkauften Bereich Wassertechnologie 164 Millionen bzw. 93 Millionen Euro erzielt.
Bilfinger rechnet dabei mit einer anhaltenden Zurückhaltung von Kunden im Öl- und Gasgeschäft als Folge des niedrigen Ölpreises sowohl bei Investitionen als auch beim Wartungsbudget. Dabei geht das Unternehmen von einem zunehmend aggressiveren Wettbewerb aus. Auch die Investitionsdynamik in den Bereichen Chemie und Pharma dürfte durch die schwächere wirtschaftliche Entwicklung in den Schwellenländern gebremst werden.
Das Portfolio soll besser ausbalanciert werden, um die Abhängigkeit vom Öl- und Gasgeschäft zu reduzieren. Zudem hat Bilfinger einen Kapazitätsabbau angekündigt, dem 1.400 Stellen zum Opfer fallen werden.
Für den Geschäftsbereich Industrial erwartet Bilfinger daher einen deutlichen Rückgang der Leistung. Das bereinigte EBITA sollte hingegen wegen zu erwartender positiver Effekte aus dem Restrukturierungsprogramm auf dem Vorjahresniveau von 128 Millionen Euro oder leicht darüber liegen.
Weiteres Wachstum der Gebäudemanagement-Sparte
Die Gebäudemanagement-Sparte sollte 2016 trotz eines schwächeren Auftakts weiter wachsen, auch dank eines guten Auftragsbestandes. Das bereinigte EBITA dürfte ebenfalls leicht zunehmen, nach 126 Millionen Euro auf vergleichbarer Basis 2015. Das Geschäft mit Immobiliendienstleistungen entwickelt sich weiter solide und hat sich zum wichtigen Ertragsbringer von Bilfinger gemausert. Anfang des Jahres hatte der Konzern überraschend Angebote für die Sparte erhalten, die derzeit geprüft werden.Dies wird noch einige Wochen in Anspruch nehmen, kündigte Utnegaard an. Die Prüfung erfolge "ergebnisoffen". "Die Entscheidung über einen möglichen Verkauf hätte weitreichende Folgen für die künftige Aufstellung und Strategie des Konzerns. Die Prüfung erfolgt deshalb mit größter Sorgfalt", betonte der Manager. Gründlichkeit gehe vor Schnelligkeit. Er werde sich daher nicht unter Zeitdruck setzen lassen.
Im Mai will Bilfinger weitere Details zur Umsetzung der neuen Konzernstrategie sowie mittelfristige Ziele vorstellen. Die Grundzüge sehen bislang vor, dass Bilfinger sich auf die Sparten Industrie- und Gebäudedienstleistungen konzentriert und diese Bereiche eigenständig aufstellt. Das Hauptaugenmerk liegt dabei auf der europäischen Region. Randbereiche sollen verkauft werden.
Voraussetzung dafür ist jedoch, dass die Gebäudesparte im Bilfinger-Konzern bleibt und nicht verkauft wird. Arbeitnehmervertreter haben sich bereits gegen einen Veräußerung ausgesprochen.
Bei der zum Verkauf stehenden Energiesparte rechnet Bilfinger durch das Restrukturierungsprogramm mit einer Verbesserung des Ergebnisses, das 2015 bei minus 59 Millionen Euro lag. Der Investitionsstau im deutschen Kraftwerksmarkt werde sich nicht auflösen, schätzt das Unternehmen. Der Auftragseingang ist weiter verhalten, weswegen Bilfinger mit einem deutlichen Leistungsrückgang rechnet. Beim Verkaufsprozess sei Bilfinger gut unterwegs, sagte Finanzvorstand Axel Salzmann. Erste indikative Angebote seien eingegangen.
Neben der Energiesparte stehen bei Bilfinger insgesamt Aktiva mit einer Leistung von rund 1,1 Milliarden Euro zur Disposition, darunter die erst vor wenigen Jahren teuer übernommenen Unternehmen MCE und Tebodin. Die Wassertechnologie hat Bilfinger im Februar für rund 200 Millionen Euro an die chinesische Chengdu Techcent Environment verkauft. Die Transaktion soll noch im ersten Quartal vollzogen werden und Bilfinger der Nettoverkaufserlös als zusätzliche Liquidität zufließen.
Auch 2016 hohe Einmalbelastungen - aber unter Vorjahresniveau
Das Konzernergebnis wird hingegen erneut durch hohe Einmalaufwendungen belastet. Für das laufende Jahr kündigte Bilfinger Restrukturierungskosten im hohen zweistelligen Millionenbereich an, insbesondere zur Senkung der Verwaltungskosten. Dazu kommen Einmalaufwendungen im Zusammenhang mit dem Aufbau eines neuen Compliance-Systems, nachdem im vergangenen Sommer Fälle von Korruption bekannt geworden waren. Das Thema Compliance habe höchste Priorität, betonte Utnegaard.Insgesamt dürften die Einmalbelastungen im Vergleich zu 2015 deutlich niedriger ausfallen, erklärte Finanzvorstand Salzmann, der daher von einem deutlich verbesserten Konzernergebnis ausgeht.
Die Aktie stürzt im XETRA-Handel um mehr als 10 Prozent auf ein Tagestief von 38,86 Euro ab. Zur Schlussglocke notierte das Papier bei 39,45 Euro, ein Minus von 9,47 Prozent.Von Natali Schwab
MANNHEIM (Dow Jones)
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