Deutlicher Verlust |
13.08.2020 13:22:39
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Bilfinger rutscht tiefer in die roten Zahlen - Anleger flüchten
Der Verlust betrug bei Bilfinger von April bis Juni 60 Millionen Euro, wie der Konzern mitteilte. Im Vorjahreszeitraum hatte hier ein Minus von sechs Millionen Euro gestanden. Der Umsatz brach im Jahresvergleich um 31 Prozent auf 793 Millionen Euro ein. Blades führte dies vor allem auf Rückgänge im Offshore-Geschäft in der Nordsee, in Großbritannien und Norwegen zurück. Zudem liefen in den USA Projektgeschäft aus, die Bilfinger nicht in vollem Umfang durch neue Geschäfte ersetzen konnte.
Da Kostensenkungen und staatliche Subventionen wie etwa Lohnkostenzuschüsse den Rückgang des Bruttogewinns nicht vollständig haben kompensieren können, wies Bilfinger im zweiten Quartal beim bereinigten operativen Ergebnis (Ebita) ein Minus von 35 Millionen Euro aus. Im Vorjahr hatte das Unternehmen noch einen operativen Gewinn von 17 Millionen Euro erwirtschaftet.
Das zweite Quartal des Industriedienstleisters sei hart gewesen, schrieb Analyst Gregor Kuglitsch von Schweizer Großbank UBS in einer Studie. Das hätten aber die meisten Marktteilnehmer erwartet. Der Cashflow sei stark, aber wohl wegen vorübergehender Effekte.
"Das war für Bilfinger ein intensives Quartal mit Bezug zur Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft", sagte Unternehmenschef Blades. Das Unternehmen habe zwei große Altlasten aus früheren Jahren bewältigt, und sei weiterhin konsequent und effizient mit den aktuellen Herausforderungen durch die Covid-19-Pandemie und den Ölpreis umgegangen. Bis Ende Juni waren rund 10 Prozent der Mitarbeiter in Europa in Kurzarbeit. Gleichzeitig habe Bilfinger sichergestellt, dass die umgesetzten Maßnahmen zu einem schlankeren und agileren Unternehmen für die Zukunft führen.
Der seit Mitte 2016 an der Bilfinger-Spitze stehende Brite Blades hatte nach dem Verkauf des Tafelsilbers, den Immobiliendienstleistungen, einen tiefgreifenden Umbau eingeläutet. Seitdem konzentriert sich der Konzern auf zwei Geschäftsbereiche und trennte sich von verlustbringenden Geschäften. Mit Hilfe geringerer Kosten bei Vertrieb und Verwaltung will Bilfinger wieder profitabler werden. Dazu gehört auch ein Stellenabbau. Bilfinger beschäftige im Vergleich zum Vorjahr rund 6000 Mitarbeiter weniger, sagte Blades. Zudem habe das Unternehmen die Zahl der Leiharbeiter reduziert. Dies habe vor allem Nordamerika, Nordeuropa, Großbritannien, Belgien und die Niederlande betroffen.
In diesem Jahr konnte Bilfinger zudem zwei Altlasten zu den Akten legen. So einigte sich das Unternehmen im Streit um Schadenersatz mit früheren Vorständen, darunter dem ehemaligen hessischen Ministerpräsidenten Roland Koch, auf die Zahlung von fast 17 Millionen Euro. Der Aufsichtsrat hatte grundsätzlich allen Vorstandsmitgliedern, die zwischen 2006 und 2015 amtierten, aber vor 2015 in das Gremium eintraten, Pflichtverletzungen vorgeworfen.
Zudem schloss Bilfinger mit der Stadt Köln einen Vergleich im Zusammenhang mit dem Einsturz des Stadtarchivs während des Baus einer U-Bahn, an dem die Mannheimer beteiligt waren. Bilfinger zahlt dabei 200 Millionen Euro, die voll durch die Versicherer abgedeckt werden.
Für das laufende Geschäftsjahr rechnet Bilfinger weiterhin mit einem Umsatzrückgang von rund 20 Prozent gegenüber dem Vorjahreswert von 4,3 Milliarden Euro. Das um Sonderposten bereinigte operative Ergebnis (Ebita) soll deutlich sinken, aber noch positiv bleiben. 2019 hatte Bilfinger noch einen bereinigten Gewinn vor Zinsen, Steuern und Firmenwertabschreibungen von 104 Millionen Euro ausgewiesen. Allerdings geht das Unternehmen beim Konzernergebnis von einem Verlust aus. Seinen ursprünglichen Ausblick für das laufende Jahr hatte der Vorstand bereits im Februar gestrichen.
An der Börse kam die Quartalsbilanz schlecht an. Im Mittagshandel auf XETRA verlor die Bilfinger-Aktie rund 2,5 Prozent an Wert und gehörte damit zu den Schlusslichtern im Nebenwerte-Index SDAX. Seit Jahresbeginn hat das Papier gut 50 Prozent eingebüßt.
/mne/jha/
MANNHEIM (dpa-AFX)
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