Ausblick auf das neue Jahr |
31.12.2015 03:00:01
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Bayer setzt 2016 auf neue Medikamente
Dennoch wird sich Bayer im kommenden Jahr noch mehr anstrengen müssen, um die Wachstumsdynamik im Konzern zu halten. Im laufenden Jahr sollen die Umsätze wechselkursbereinigt im unteren einstelligen Prozentbereich zulegen, beim operativen EBITDA soll der Zuwachs sogar zweistellig sein: Bayer spricht von einer "Steigerung im oberen Zehner-Prozentbereich".
Zumindest im Agrochemiemarkt droht eine Abschwächung. Zudem sind wichtige Märkte wie die für Pflanzenschutzmittel, frei verkäufliche Arzneimittel und Tiergesundheit dabei sich zu konsolidieren, was neben einigen Chancen auch Risiken birgt.
Bayer steckt mitten im Umbau
Bayer steckt zudem noch mitten in einem grundlegenden Konzernumbau. Der Pharma-, Agrochemie- und Kunststoffproduzent will sich künftig auf die forschungsintensiven Life-Science-Geschäfte konzentrieren. Mit diesem starken Fokus soll unter anderem die Innovationskraft weiter angekurbelt und die Komplexität sowie die Abhängigkeit von konjunkturellen Schwankungen verringert werden. Parallel dazu soll die Organisation verschlankt werden. Ab Januar wird Bayer das Geschäft über die drei Divisionen Pharmaceuticals, Consumer Health (überwiegend rezeptfreie Produkte und Tiergesundheit) und CropScience führen.Die beschlossene Trennung von der Kunststoffsparte hat Bayer inzwischen eingeleitet. Der Plastikspezialist ist unter dem Namen Covestro in diesem Jahr an die Börse gebracht worden. Derzeit hält der Mutterkonzern mit 69 Prozent noch die Mehrheit. Spätestens 2020 soll aber die endgültige Trennung vollzogen sein.
Neue Medikamente könnten Milliardenumsätze bringen
Chancen auf deutliches Wachstum winken 2016 vor allem im Pharmageschäft. Hier zeigen die fünf jüngeren Produkte bislang ungebrochenes Wachstum. Ihnen traut Bayer zusammen ein jährliches Spitzenumsatzpotenzial von mindestens 7,5 Milliarden Euro zu. Im Vorjahr lagen die Erlöse mit diesen Mitteln, zu denen unter anderem der Gerinnungshemmer Xarelto, das Augenmedikament Eylea und die beiden Krebsmittel Stivarga und Xofigo gehören, bei 2,9 Milliarden Euro.Dass das Pharmageschäft aber auch Risiken birgt, zeigt das umsatzstärkste Mittel, der Gerinnungshemmer Xarelto. Hier drohen Bayer wegen schwerwiegender Nebenwirkungen inzwischen vor allem in den USA Klagen. Zudem untersuchen die europäische Arzneimittelbehörde EMA und ihr US-Pendant FDA laut Medienberichten, ob es bei der Zulassungsstudie des Gerinnungshemmers zu Unregelmäßigkeiten kam. Geklärt werden soll, ob bei den Tests ein fehlerhaftes Gerät benutzt wurde, wodurch die Ergebnisse verzerrt wurden. Bayer ist der Vorgang nach eigenen Angaben bekannt. Das Unternehmen erklärte, es arbeite eng mit den Gesundheitsbehörden zusammen, um offene Fragen zu klären.
Stabiles Wachstum bei frei verkäuflichen Pillen
Eine starke Marktposition hat sich Bayer inzwischen auch im Geschäft mit frei verkäuflichen Medikamenten und Produkten aufgebaut, dem sogenannten OTC-Geschäft. Im letzten Jahr hatte Bayer dem US-Konkurrenten Merck & Co dessen OTC-Geschäft abgekauft und die eigene Sparte mit dem 14 Milliarden US-Dollar schweren Deal kräftig gestärkt. Für den OTC-Markt sagen Experten in den kommenden Jahren stabile Wachstumsraten im mittleren einstelligen Prozentbereich voraus, was damit auch Bayer zugute kommen wird.Der Markt ist allerdings in Bewegung, wobei um führende Marktpositionen hart gerungen wird. Erst kürzlich haben Boehringer Ingelheim und Sanofi bekannt gegeben, dass sie einen Tausch von Geschäftsteilen planen. Kommt der Deal zustande, würde Sanofi das Geschäft mit rezeptfreien Medikamenten von Boehringer übernehmen und damit deutlich stärker werden. Im Gegenzug würde sich Boehringer das Tiergesundheitsgeschäft von Sanofi einverleiben.
Auch die Allianz von Novartis und GlaxoSmithKline zeigt, dass sich der Markt in einer Konsolidierung befindet: Die Unternehmen haben ihre Geschäfte mit frei verkäuflichen Mitteln in ein Joint Venture eingebracht und damit ein weltweit führendes Unternehmen für rezeptfreie Gesundheitsprodukte geformt. Ob sich Bayer mit dem letzten großen Zukauf zufrieden gibt oder doch noch einmal auf dem Markt zuschlägt, ist noch offen.
Weniger Dynamik bei Pflanzenschutz erwartet
Auch im Agrochemiegeschäft ist Bayer mit seiner CropScience-Sparte zwar gut positioniert, doch auch hier dürfte das Geschäft in Zukunft nicht leichter werden. Derzeit ist Bayer nach Syngenta mit einem Marktanteil von 18 Prozent die Nummer Zwei in der Welt und profitiert daher vom dynamischen Wachstum des weltweiten Pflanzenschutzmarktes in den zurückliegenden Jahren. Experten gehen aber davon aus, dass sich das nicht zwangsläufig so fortsetzen muss. Sie rechnen eher mit einer Normalisierung der Wachstumsraten im mittleren einstelligen Prozentbereich.Grund dafür ist die Tatsache, dass die Preise für Agrarerzeugnisse seit einiger Zeit unter Druck stehen. Zudem entwickeln sich die Geschäfte im Wachstumsmarkt Lateinamerika nicht mehr so gut wie früher. Nicht auszuschließen ist daher, dass auch die Preise für Pflanzenschutzmittel in den kommenden Jahren unter Druck geraten könnten. Für dieses Jahr hat Bayer die Umsatz- und EBITDA-Prognose für die Agrosparte nach dem dritten Quartal bereits leicht zurückgenommen.
Auch der Agrochemiemarkt konsolidiert sich gerade. Ob Bayer hier ein aktiver Spieler sein wird, ist derzeit offen.
DJG/hoa/kgbDow Jones Newswires
Von Heide Oberhauser-Aslan
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