Nach Covestro-IPO 29.10.2015 13:06:00

Bayer hält Wachstumskurs im Quartal

Dabei profitierte das Unternehmen wie im Vorquartal von positiven Währungseffekten, dem Milliardenzukauf des Geschäfts mit rezeptfreien Medikamenten vom US-Konzern Merck & Co sowie von anhaltend guten Verkäufen seiner neuen Pharmaprodukte.

   Während sich das Agrargeschäft in einem schwächeren Umfeld noch gut behauptete, konnte das mittlerweile unter dem Namen Covestro an die Börse gebrachte Kunststoffgeschäft die Ergebnisse deutlich steigern. Covestro wird bei Bayer weiter voll konsolidiert, da die Leverkusener mit 69 Prozent immer noch die Mehrheit halten.

   In den Monaten Juli bis September stieg der Konzernumsatz um knapp 11 Prozent auf 11 Milliarden Euro. Das EBITDA vor Sondereinflüssen nahm um knapp 28 Prozent auf 2,5 Milliarden Euro zu. In den Zahlen nicht mehr enthalten ist das Diabetes-Care-Geschäft, das seit dem zweiten Quartal als nicht fortzuführende Aktivität geführt wird. Im Juni hatte Bayer den Verkauf an Panasonic Healthcare vereinbart. Das Closing steht aber noch aus.

   Die gute Geschäftsentwicklung im Konzern ging einher mit höheren Aufwendungen für Forschung und Entwicklung sowie Marketing und Vertrieb. Währungseffekte trugen mit etwa 170 Millionen Euro positiv zum Ergebnis bei. Das EBIT erhöhte sich um gut 16 Prozent auf knapp 1,6 Milliarden Euro. Im Quartal verbuchte Bayer Sonderaufwendungen über 204 Millionen Euro. Sie resultieren hauptsächlich aus Aufwendungen für die Verselbstständigung und den Börsengang von Covestro sowie für die Integration zugekaufter Geschäfte.

   Das Konzernergebnis stieg um knapp 21 Prozent auf 999 Millionen Euro. Für die Analysten der LBBW lag der Quartalsumsatz leicht unter den Erwartungen. Das bereinigte EBITDA habe aber klar die Marktprognosen übertroffen, hieß es.

   Für das Gesamtjahr erwartet Bayer weiter einen währungsbereinigten Anstieg des Konzernumsatzes im unteren einstelligen Prozentbereich. Der Umsatz soll 2015 in der Größenordnung von 46 Milliarden Euro liegen. Bislang hatte Bayer hierfür etwa 47 Milliarden Euro veranschlagt. Das Unternehmen erwartet im Gesamtjahr positive Wechselkurseffekte gegenüber dem Vorjahr von nur noch 6 Prozent. Bislang war man hier von 7 Prozent ausgegangen.

   Das bereinigte EBITDA soll weiterhin im oberen Zehner-Prozentbereich steigen, Währungseffekte sollen 4 Prozent beitragen. Das bereinigte Ergebnis je Aktie sieht Bayer in der gleichen Größenordnung wachsen, auch hier dürften die Wechselkurseffekte von etwa 4 Prozent beitragen.

   Der Teilkonzern HealthCare steigerte die Erlöse im Quartal um gut 19 Prozent auf knapp 5,7 Milliarden Euro. Die neueren Pharmaprodukte haben dazu deutlich beigetragen. Mit dem Blutgerinnungshemmer Xarelto, dem Augenmittel Eylea, den Krebsmitteln Stivarga und Xofigo sowie Adempas gegen Lungenhochdruck erzielte Bayer insgesamt Erlöse von gut 1 Milliarde Euro, nach 750 Millionen Euro im entsprechenden Vorjahresquartal.

   Umsatzstärkstes Medikament ist der einem starken Wettbewerbsdruck und Klagen ausgesetzte Gerinnungshemmer Xarelto. Das Mittel steigerte die Erlöse im Quartal um knapp 30 Prozent auf 571 Millionen Euro, im Dreivierteljahr lagen die Erlöse bei 1,6 Milliarden Euro. Xarelto habe mittlerweile einen Marktanteil von 34 Prozent erreicht, sagte Dekkers und der Marktanteil wachse weiter.

   Bei dem Produkt sieht sich Bayer wegen Nebenwirkungen aber auch Klagen ausgesetzt. "Wir sehen im Moment steigende Fallzahlen, die angemeldet werden", sagte CFO Johannes Dietsch. Nach wie vor würden Anwaltskanzleien aktiv Patienten einwerben. Man befinde sich aber noch in einer sehr frühen Phase. Bayer rechnet mit ersten Gerichtsverfahren möglicherweise 2017. Es gebe daher derzeit keine Gespräche über mögliche Vergleiche mit Klägern.

   Der Umsatz des Segments Consumer Health stieg wechselkursbereinigt um 2,2 Prozent auf knapp 2,2 Milliarden Euro. Die von Merck & Co erworbenen Produkte steuerten 366 Millionen Euro im Quartal zu den Erlösen bei. Besonders gut waren die Geschäfte mit dem Antimykotikum Canesten sowie mit dem Hautpflegemittel Bepanthen.

   Das EBITDA vor Sondereinflüssen von Healthcare verbesserte sich um knapp 23 Prozent auf knapp 1,7 Milliarden Euro, dank guter Geschäfte bei Pharma und Consumer Health. Zudem schlugen positive Wechselkurseffekte zu Buche.

   Im Agrargeschäft (CropScience) kletterte der Umsatz - hauptsächlich getragen von günstigen Wechselkurseffekten - um 9,5 Prozent auf 2,1 Milliarden Euro. Währungs- und portfoliobereinigt lag das Wachstum noch bei 1,6 Prozent. Damit schnitt Bayer besser ab als Wettbewerber. In den letzten Jahren habe das CropScience-Geschäft - getrieben von vielen neuen Produkten - Marktanteile gewonnen, begründete Dekkers, die Entwicklung. Das EBITDA vor Sondereffekten verbesserte sich im Quartal um gut 11 Prozent auf 309 Millionen Euro. Günstige Wechselkurse trugen hierzu rund 30 Millionen Euro bei.

   Die Prognose für das Agrargeschäft passte Bayer nun an die schwächere Entwicklung des Marktumfeldes sowie die niedriger erwarteten Währungseffekte an. Das Unternehmen leidet wie seine Konkurrenten unter der Schwäche des Agrarmarkts in Lateinamerika, vor allem in Brasilien. Dort sei es für Landwirte schwieriger geworden, Geld zu leihen, sagte Dekkers. Zudem böten die niedrigeren Agrarrohstoffpreise den Landwirten derzeit wenig Anreiz, in Produkte zu investieren, um die Erträge zu steigern.

   Bayer plant nun einen Umsatz von leicht über 10 Milliarden Euro, bislang waren 10,5 Milliarden Euro in Aussicht gestellt worden. Das bereinigte EBITDA soll jetzt im mittleren einstelligen Prozentbereich wachsen, bislang war ein Anstieg im mittleren bis oberen einstelligen Prozentbereich prognostiziert worden.

   Zu möglichen Zukäufen bei CropScience bekräftigte Dekkers, dass das Unternehmen vor allem das Saatgutgeschäft weiter ausbauen wolle. "Wenn es Möglichkeiten geben würde, das Saatgutgeschäft zu verstärken, würden wir uns das anschauen". Im Agrarsektor ist derzeit viel Bewegung. Konkurrent Syngenta hatte im September nach der abgewehrten Übernahme durch Monsanto sein Gemüsesaatgutgeschäft ins Schaufenster gestellt. Dow Chemical stellt seine Agrarchemisparte auf den Prüfstand.

   Generell schaue Bayer aber auch in anderen Konzernteilen stets nach sinnvollen Übernahmemöglichkeiten, sagte Dekkkers. "Wir wachen aber auch nicht jeden Morgen auf und versuchen verzeifelt, den nächsten Übernahmekandidaten zu finden", meinte er. Viel wichtiger sei für Bayer das organische Wachstum mit neuen innovativen Produkten. Genau dort habe Bayer die größten Chancen für eine Wertsteigerung.

   Covestro profitierte im Quartal von deutlich gesunkenen Rohstoffkosten und günstigen Wechselkursen, die den Rückgang der Verkaufspreise mehr als ausgleichen konnten. Das bereinigte EBITDA legte um gut 41 Prozent auf 472 Millionen Euro zu. Der Umsatz fiel um 0,9 Prozent auf 3 Milliarden Euro, was den rückläufigen Verkaufspreisen geschuldet war. Covestro hatte schon am Dienstag Eckdaten veröffentlicht. Das Unternehmen rechnet 2015 weiter mit Mengenwachstum bei rückläufigen Preisen. Das bereinigte EBITDA soll deutlich steigen.

   Die Trennung von Covestro bezeichnete CEO Marijn Dekkers als einen wichtigen Schritt auf dem Weg zum Life-Sciene-Unternehmen. Bayer werde in Zukunft weniger von konjunkturellen Schwankungen abhängig sein. Ab Januar wird das Unternehmen eine neue Organisationsstruktur einführen, die den Konzern nach der wirtschaftlichen und rechtlichen Verselbstständigung von Covestro auf die Life-Science-Geschäfte ausrichtet. Ab diesem Zeitpunkt wird das Geschäft über die 3 Divisionen Pharmaceuticals, Consumer Health (rezeptfreie Medikamente) und CropScience geführt. Die verantwortlichen Manager dafür hat Bayer bereits benannt. Die strategische Management-Holding wird im Gegenzug abgeschafft.

   FRANKFURT (Dow Jones)

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12.12.24 Covestro Add Baader Bank
09.12.24 Covestro Neutral UBS AG
02.12.24 Covestro Neutral JP Morgan Chase & Co.
08.11.24 Covestro Equal Weight Barclays Capital
30.10.24 Covestro Buy Deutsche Bank AG
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Covestro AG 56,54 0,60% Covestro AG
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