Klarna, Mollie & Co |
23.09.2020 22:08:00
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Bargeldloses Bezahlen: Wie Zahlungsdienstleister die Corona-Krise für sich nutzen können
• Klarna und Mollie durch Finanzierungsrunden mit Milliardenbewertungen
• OTTO gründet Gesellschaft für Zahlungen, während eBay Sparte auslagert
Zahlungsdienstleister sind im Zeitalter von bargeldlosen Zahlungen essenzielle Handelsteilnehmer. Neben dem Bezahlen mit Kredit- und Girokarten im Einzelhandel kommen Verbraucher mit den Anbietern vor allem beim Online-Shopping in Kontakt - meistens, ohne dass die Kunden davon etwas mitbekommen. Die meisten Zahlungsdienstleister übernehmen Zahlungsaufgaben für Verkäufer und bieten verschiedene Bezahlmöglichkeiten an, bleiben für den Käufer aber im Verborgenen. Nicht erst seit zahlreiche Händler im Zuge der Corona-Pandemie ihre Kunden vermehrt darum bitten, zur Bezahlung kein Bargeld zu verwenden, um das Infektionsrisiko zu minimieren, sind die Zahlungsverarbeiter auf dem Vormarsch. So weist die Branche einige Akteure auf, die mit milliardenschweren Bewertungen glänzen können.
Klarna will Marktwert mit neuer Finanzierungsrunde erhöhen
Nach seiner letzten Finanzierungsrunde im August 2019 wurde der schwedische Zahlungsdienstleister Klarna mit einem Wert von 5,5 Milliarden US-Dollar bewertet. Bereits zu diesem Zeitpunkt führte das 2005 gegründete Unternehmen laut Handelsblatt - gemeinsam mit Checkout.com und Revolut - die Liste der sogenannten Fintech-Einhörner in Europa an. Damit sind Startups gemeint, die von ihren Anlegern mindestens mit einer Milliarde US-Dollar bewertet wurden. Nun kam es zu einer erneuten Finanzierungsrunde, im Zuge derer der Dienstleister eine Bewertung von 10 Milliarden US-Dollar erhielt. Klarna wolle sein US-Geschäft mit der Finanzspritze von mehr als 500 Millionen US-Dollar, die sowohl von alten und neuen Investoren stammen sollen, weiter ausbauen, wie die Nachrichtenagentur Reuters zuvor berichtete. Trotzdem liegt das Unternehmen, das 85 Millionen Kunden und 235.000 Handelspartner zählen kann, mit seinem gesteigerten Marktwert immer noch deutlich unter dem australischen Mitbewerber AfterPay, dessen Marktkapitalisierung etwa 15 Milliarden US-Dollar bemisst.
Mollie schafft den Sprung auf die Liste der Einhörner
Klarnas niederländischer Mitbewerber Mollie verkündete ebenfalls kürzlich, eine Finanzierungsrunde abgeschlossen zu haben, die dem Unternehmen 90 Millionen Euro einbrachte. Insgesamt habe Mollie somit bisher 115 Millionen Euro von Investoren erhalten. Mit den neuen Geldmitteln erreichte der 2004 gegründete Fintech-Konzern außerdem einen Marktwert von mehr als einer Milliarde Euro und platzierte sich damit ebenfalls auf der Liste der Einhörner. Hauptinvestor der Runde war laut Pressemitteilung das US-Unternehmen TCV, das bisher in Technologiewerte wie Airnbnb, Netflix, Facebook und Spotify investiert haben soll. Mollie will das frische Kapital nutzen, um neue Produkte zu entwickeln und international zu expandieren. "Diese Finanzierung ist eine große Unterstützung für unser Ziel: Mit unserer Technologie und unserer Kundenorientierung wollen wir Zahlungslösungen anbieten, die einen echten Mehrwert bieten und Händlern helfen, nachhaltiges Wachstum zu generieren", wird Mollie-Gründer Adriaan Mol zitiert. Katharina Mera, Vizepräsidentin von Mollie im DACH-Raum, hält den deutschen Markt für besonders wichtig. So sei das Transaktionsvolumen des Unternehmens in Deutschland 2019 um knapp 1.000 Prozent gestiegen. "Dieses Wachstum wurde vor allem durch den differenzierten Ansatz bei Online-Zahlungen vorangetrieben", so Meran.
Adyen nach eBay-Partnerschaft auf Erfolgskurs
Der 2006 gegründete Spezialist für Zahlungsdientleistungen Adyen galt lange Zeit als Konkurrent des nun zahlungsunfähigen und in einen Bilanzskandal verwickelten Anbieters Wirecard. Das niederländische Unternehmen machte vor allem von sich reden, als das Online-Auktionshaus eBay 2018 ankündigte, die Partnerschaft mit dem 2002 aufgekauften Zahlungsverarbeiter PayPal beenden und stattdessen mit Adyen zusammenarbeiten zu wollen. Mittlerweile zählt der Konzern mit einer Marktkapitalisierung von mehr als 40 Milliarden US-Dollar neben eBay auch Uber, Spotify, Foodora und MANGO zu seinen Partnern. Erst im Juni kündigte Adyen außerdem an, seine Services in Deutschland ab sofort auch um Amazon Pay zu erweitern. Mit der Kooperation können beim Zahlungsvorgang die bereits im Amazon-Konto hinterlegten Kundendaten genutzt werden, auch eine Integration über Alexa, die Sprachsteuerung des US-Konzerns, sei so möglich, wie Adyen in einer Pressemitteilung ankündigte. "Unser Ziel ist es, so vielen Amazon-Kunden wie möglich ein sicheres und reibungsloses Einkaufserlebnis zu bieten, und unsere Zusammenarbeit mit Adyen unterstützt dieses Ziel perfekt", so Amazon Pay-Vizepräsident Patrick Gauthier.
OTTO nimmt Zahlungsgeschäft selbst in die Hand
Während eBay sich also von PayPal, einem Gewinner der Corona-Krise, der ein hohes Wachstumspotenzial aufweisen kann, löst und auf einen externen Zahlungsdienstleister setzt, plant der Versandhändler OTTO bis zum Herbst dieses Jahres die Gründung einer Tochtergesellschaft, die die Zahlungsabwicklung des Unternehmens übernehmen soll. Das Tochterunternehmen soll bis zu 150 Mitarbeiter beschäftigen, derzeit seien bereits 40 Stellen ausgeschrieben, so der Hamburger Konzern in einer offiziellen Erklärung. Anfang des Jahres 2021 will die Gesellschaft dann bei der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht eine Lizenz beantragen, mit der sie Zahlungen verarbeiten darf. Dann sollen die Mitarbeiter die Zahlungsgeschäfte im Mutterkonzern nach und nach übernehmen. Laut Vorstandsmitglied Marc Opelt sei die Gründung einer eigenen Zahlungsdienstleistungsgesellschaft ein schlüssiger Schritt, um die eigene Plattform zu etablieren. "Das gibt uns die Möglichkeit, alle Zahlungsabwicklungen künftig aus einer Hand zu steuern", fügte er hinzu.
Zahlungsverarbeiter als Profiteure der Coronakrise
Generell gelten Zahlungsdienstleister als Gewinner der Corona-Pandemie. Der Wachstumsschub der Branche folgt auf ein vermehrtes Aufkommen von Online-Zahlungen oder das Bezahlen mit Karte und Smartphone. Laut Reuters haben besonders Unternehmen ihren Nutzen aus der Krise ziehen können, die ihren Kunden sogenannte "Buy now, pay later"-Modelle anbieten. So erhalten Käufer ihre gekauften Artikel zeitnah, bezahlt werden sie aber erst zu einem vereinbarten Zahlungsziel. "In ganz Europa hat COVID-19 den Übergang zum Online-Handel dramatisch beschleunigt und damit natürlich auch den Bedarf an Online-Zahlungslösungen", so Mollie-Gründer Adriaan Mol. Um besonders mittelgroße Unternehmen zu unterstützen, die unter der Krise zu leiden haben, müssten digitale Zahlungsmöglichkeiten demnach einfach und unkompliziert vollzogen werden können, um von der breiten Masse adaptiert zu werden.
Redaktion finanzen.at
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