28.11.2012 15:07:00
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Aus für Marke AWD - Swiss Life streicht Namen und Jobs
Der heute 53 Jahre alte Maschmeyer hatte das Unternehmen 1988 gegründet und zu einer internationalen Vertriebsmaschine für Finanzprodukte ausgebaut. Seit 2007 hatten die Schweizer die Firma dann schrittweise übernommen. Über die Kaufsumme wurde offiziell Stillschweigen vereinbart, bezogen auf das Übernahmeangebot von Ende 2007 hatte AWD einen Betrag von rund 1,16 Mrd. Euro genannt. Die Swiss-Life-Aktie geriet am Mittwoch nach der Bekanntgabe unter Druck.
Der Konzern will im vierten Quartal auf den Markenwert von AWD 576 Mio. Franken (478 Mio. Euro) abschreiben, was am oberen Ende der Erwartungen von Analysten liegt und den Gewinn der Schweizer kräftig nach unten drückt. Man müsse "selbstkritisch" anerkennen, dass Wachstumsmöglichkeiten beim AWD in Österreich und Osteuropa überschätzt worden seien, räumte Swiss-Life-Chef Bruno Pfister bei einem Investorentreffen ein.
Mit der neuen Tochter hoffte Swiss Life, besonders in Mittel- und Osteuropa (CEE) besser Fuß zu fassen. Die Finanzkrise machte aber auch dem AWD stark zu schaffen und sorgte letztlich für sinkende Umsätze.
Für die nun vollzogene Umbenennung zeigte der Gründer Verständnis. "Mit dem Einstieg der Swiss Life als großem Versicherungskonzern gingen natürlich Veränderungen einher", sagte er der Nachrichtenagentur dpa. "Deswegen ist es auch logisch und konsequent, wenn Swiss Life den Markennamen AWD aufgibt und die nationalen AWD-Vertriebe mit den Swiss-Life-Ländergesellschaften zusammenlegt." Eine Folge der Umbenennung: Die AWD-Arena, das Fußballstadion von Hannover 96, muss eine neue Bezeichnung bekommen.
Pfister verteidigte die damalige Erweiterung der Swiss-Life-Gruppe um den AWD. Sie sei "strategisch gesehen" richtig gewesen: "Professionelle Vertriebsorganisationen, die nahe beim Kunden arbeiten, sind in unserer Industrie der Erfolgsfaktor schlechthin", sagte er. Der künftige Chef der Swiss Life Deutschland Holding, Manfred Behrens, glaubt an einen Erfolg des Umbaus: "Wir führen in Deutschland unseren Versicherungsbetrieb und alle Vertriebskanäle unter einem Dach zusammen - für nachhaltiges Wachstum und Ertrag."
Der AWD sieht sich seit Jahren mit Schadenersatzklagen wegen mutmaßlich überhöhter Provisionen in früheren Jahren konfrontiert. Das bereitete dem Unternehmen auch beim Neugeschäft immer wieder Schwierigkeiten - obwohl die Vorwürfe im Heimatland Deutschland bisher in den weitaus meisten Fällen von Gerichten abgewiesen wurden. Den Niedersachsen zufolge gibt es inzwischen mehr als 200 Entscheidungen zugunsten des AWD, in "mehreren hundert Fällen" seien zudem Klagen zurückgezogen worden.
Trotzdem musste AWD in diesem Jahr Einbußen hinnehmen. Der Umsatz ging von Jänner bis September im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 13 Prozent auf 340 Mio. Euro zurück.
AWD Österreich und die Osteuropagesellschaften setzten 2011 rund 64 Mio. Euro um. Wieviel es heuer werden sollen, wollte Swiss-Life-Sprecherin Irene Fischbach am Mittwoch nicht sagen.
Im Gegensatz zu AWD Deutschland und der Schweiz wird die österreichische Gesellschaft erhalten bleiben. Allerdings wird sie, zusammen mit den AWD-Töchtern in Großbritannien, Polen und Tschechien, unter das Dach der Swiss Life International mit Sitz in Zürich kommen. Der Chef von AWD-Österreich, Eric Samuiloff, sowie sein UK-Kollege stoßen dann zum Swiss-Life-International-Führungsteam. Statt ins bisherige AWD-Headquarter in Hannover werde Samuiloff jetzt direkt nach Zürich berichten, so Fischbach zur APA. Die Namensänderung soll in Österreich mit April erfolgen. Der ramponierte Ruf sei übrigens "nicht der Hauptgrund für den Markenwechsel", versicherte die Swiss-Life-Sprecherin. "Österreich steht nicht im Fokus dieser Geschichte."
Der AWD steht in Österreich seit einigen Jahren vor allem wegen des aggressiven Verkaufs von Immobilienaktien an sprichwörtliche Sparbuchsparer in Kritik. Der Verein für Konsumenteninformation (VKI) hat bereits 2009 im Namen von 2.500 Anlegern Sammelklagen mit einem Gesamtstreitwert von 40 Mio. Euro eingebracht. Die Gerichtsverfahren haben noch immer nicht begonnen, da sich die Streitparteien bisher wegen juristischer Metafragen befetzen. Der VKI wirft dem AWD systematische Fehlberatung vor, was dieser stets bestritten hat.
Mit dem Namenswechsel wird sich an der Gerichtsfront wohl nicht viel ändern. "An unserer Strategie zu den Klagen ändert sich überhaupt nichts", sagte Fischbach. Will heißen, der AWD respektive dann Swiss Life Select will weiterhin jeden Fall einzeln prüfen, ist an einem Generalvergleich nicht interessiert. Für VKI-Rechtschef Peter Kolba ist die Umbenennung "kein glaubwürdiger Neubeginn", wie er am Mittwoch meinte. Es scheine, als wolle Swiss Life mit dem Namenswechsel versuchen, "die Altprobleme des AWD billig zu entsorgen."
Dem Mutterkonzern Swiss Life ist wegen der AWD-Abschreibungen für 2012 nur mehr ein Nettogewinn in zweistelliger Millionenhöhe möglich, wie das Unternehmen erklärte. 2011 hatte der Konzern 606 Mio. Franken verdient. Nach Auskunft Pfisters sollen beim Abbau von maximal 400 Stellen insgesamt Vertriebsnetz und Geschäftsmodell so gut wie unangetastet bleiben.
Derzeit beschäftigt die AWD-Gruppe rund 1.600 Mitarbeiter. Unterschieden wird davon die Gesamtzahl der teils auch freien Berater. Sie lag Ende 2011 bei knapp 5.000, in Österreich sind es laut Fischbach 420. Der Nachfolger Swiss Life Select soll sich auf Deutschland, die Schweiz, Österreich sowie Polen und Tschechien konzentrieren. Die bisherigen AWD-Aktivitäten in der Slowakei und Ungarn werden zum Jahresende ganz aufgegeben.
(Schluss) snu/itz
ISIN CH0014852781 WEB http://www.swisslife.com/ http://www.awd.at
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