Mehr Geld für Aktionäre |
21.12.2022 17:53:00
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Aurubis-Aktie springt in Gewinnzone: Aurubis verkündet ambitionierte Expansionspläne
Aurubis will sein im Bau befindliches Recycling-Werk in Richmond (USA) wegen des anhaltenden Recyclingbooms in dem Land jetzt auf das Doppelte der bisher geplanten Kapazität erweitern. Zudem überzeugt die USA die Aurubis-Führung mit einer günstigen und stabilen Energieversorgung.
Aber auch das Werk in Hamburg soll weiter ausgebaut werden. Damit können in der Heimatstadt des MDax-Unternehmens künftig rund 30 000 Tonnen zusätzliches Recyclingmaterial sowie in größerem Umfang interne, komplexe Hüttenzwischenprodukte verarbeitet werden. Auch dürfte der konzerneigene Solarpark in Bulgarien weiter wachsen. Die Investitionen sollen künftig einen Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von rund 130 Millionen Euro einbringen und aus dem laufenden Mittelzufluss finanziert werden. Auf eine Kapitalerhöhung wird damit verzichtet. Das bedeutet aber auch, dass vorerst nicht mehr wie bisher automatisch mindestens ein Viertel des operativen Konzerngewinns an die Anteilseigner ausgeschüttet wird.
Die Ausschüttungsquote werde künftig jährlich neu festgelegt - abhängig vom Finanzbedarf des Unternehmens, hieß es. Dabei betont das Unternehmen aber, dass Aktionäre "weiterhin angemessen am Ergebnis der Gesellschaft beteiligt werden." Ein Großteil der jährlichen Ausschüttung fließt an den Stahlkonzern Salzgitter, der knapp 30 Prozent der Aurubis-Anteile hält.
Zunächst winkt aber eine Rekorddividende. Für das Ende Oktober abgelaufene Geschäftsjahr 2021/22 sollen die Anteilseigner je Aktie 1,80 Euro erhalten - 20 Cent mehr als ein Jahr zuvor und so viel wie nie zuvor in der Geschichte des Konzerns. Analysten hatten im Schnitt jedoch mit mehr als zwei Euro gerechnet.
Dabei kann sich Aurubis auf starke Geschäftszuwächse im abgelaufenen Geschäftsjahr stützen. Bei einem Umsatzwachstum um knapp 14 Prozent auf 18,5 Milliarden Euro legte der operative Vorsteuergewinn im Jahresvergleich um rund 40 Prozent auf 532 Millionen Euro zu - das war etwas mehr als von Analysten im Schnitt erwartet. Dabei machten gestiegene Metall- und Schwefelsäurepreise sowie eine hohe Nachfrage nach Kupferprodukten die gestiegenen Energiekosten mehr als wett. Das bereinigte Konzernergebnis stieg auf 433 Millionen Euro, nach 284 Millionen im Vorjahr.
So mussten mit 342 Millionen Euro fast zwei Drittel mehr für Energie ausgeben werden als im vergangenen Geschäftsjahr, wie die Unternehmensführung während der Jahrespressekonferenz am Mittwoch mitteilte. 2022/23 dürfte diese laut einer Äußerung in einer Telefonkonferenz mit Analysten auf 400 bis 420 Millionen Euro steigen.
Üblicherweise legt Aurubis die Jahreszahlen nicht so spät im Dezember vor, in diesem Jahr verzögerte sich die Veröffentlichung aber wegen einer Cyber-Attacke Ende Oktober. Damals fuhr der Konzern zahlreiche Systeme präventiv herunter und trennte sie vom Internet. Die Produktion konnte weitgehend aufrechterhalten werden. Am Ende hätten sich die hohen Ausgaben für die IT-Sicherheit ausgezahlt, sagte Harings am Mittwoch. Die finanzielle Belastung durch den Angriff belaufe sich auf weniger als fünf Millionen Euro.
Für das seit Anfang November laufende Geschäftsjahr 2022/23 erwartet das Management einen Rückgang des operativen Vorsteuerergebnisses auf 400 bis 500 Millionen Euro. Branchenexperten liegen mit ihren Erwartungen hier bereits am unteren Ende der Spanne.
Gegenwind kommt im neuen Geschäftsjahr weiterhin ein Stück weit durch die Energiekosten, ein trüberes Konjunkturumfeld sowie vom Geschäft mit Schwefelsäure, das im alten Jahr stark gelaufen war. Schwefelsäure fällt als Nebenprodukt der Kupferproduktion an und ist ein wichtiger Rohstoff für die Düngerindustrie. Insbesondere in Europa erwartet Aurubis nun aber eine reduzierte Nachfrage aufgrund von Produktionskürzungen vieler Düngerhersteller wegen hoher Energiekosten. Zudem werde in den Exportmärkten USA und Südamerika von einem niedrigeren Preisniveau aufgrund erhöhter Exportaktivitäten aus Europa und China ausgegangen.
Besser sieht es im Geschäft mit Kupfer aus, das grundsätzlich von einer guten Rohstoffnachfrage, auch im Zuge der Digitalisierung, der wachsenden Elektromobilität und dem Ausbau der Alternativen Energie profitiert. Aurubis erwartet eine weiterhin stabile Nachfrage und hob daher die Kupferprämie für europäische Gießwalzdraht- und Stranggussformate deutlich an. Das ist ein Preisaufschlag wegen der hohen Qualität des Kupfers, den Aurubis auf den allgemeinen Marktpreis bekommt. Zudem dürften die Raffinierlöhne, also das Geld, das Aurubis für die Verarbeitung der Materialien zu reinen Kupferblöcken bekommt, angesichts einer stabilen Versorgung bei Recyclingmaterialien robust bleiben.
So reagiert die Aurubis-Aktie
Eine frühe Berg- und Talfahrt ist am Mittwoch bei Aurubis in eine robuste Aufwärtsbewegung übergegangen. Die Papiere des Kupferkonzerns sackten in den ersten XETRA-Handelsminuten um über neun Prozent ab auf 72 Euro, holten die Verluste dann aber zügig auf. Dann gelang ihnen der Dreh ins Plus, zum Handelsschluss notierten sie sogar 2,75 Prozent fester bei 81,42 Euro. Der kurze Rückfall unter die exponentielle 200-Tage-Linie, die als längerfristiges Trendbarometer gilt, wurde damit schnell abgehakt.
Anleger wägten angesichts der Schwankungen ab zwischen der Wachstumsinitiative der Hamburger, die zunächst zulasten der Dividendenzahlungen geht, aber perspektivisch die Erträge ankurbeln soll. Auf den ersten Blick drückten die Dividendenperspektive und die hohen Kosten auf die Stimmung, zumal die Aktien einen guten Lauf hinter sich hätten, hieß es am Markt. Beim näheren Hinsehen sei es aber positiv, dass die Investitionen auf längere Sicht das operative Ergebnis (Ebitda) antreiben dürften.
Aurubis teilte mit, der Aufsichtsrat habe ein Investitionspaket von rund 530 Millionen Euro beschlossen. Unter diesen Umständen will das Unternehmen künftig nicht mehr wie bisher automatisch mindestens ein Viertel des operativen Konzerngewinns an die Anteilseigner ausschütten, sondern die Quote jährlich neu festlegen - abhängig vom Finanzbedarf. Für das abgelaufene Geschäftsjahr sollen die Aktionäre zwar je Aktie eine Rekorddividende von 1,80 Euro erhalten, die Börsianern zufolge aber klar unter den Analystenerwartungen liegt.
Wegen des anhaltenden Recycling-Booms will Aurubis unter anderem sein im Bau befindliches Recycling-Werk in Richmond (USA) jetzt auf das Doppelte der bisher geplanten Kapazität erweitern. Baader-Analyst Christian Obst bewertete dies als "ambitionierten Wachstumsplan für die USA". Damit werde Aurubis dort führend bei Elektronik- und Elektroschrott, so Obst. Die vorgelegten Geschäftsjahreszahlen bewertete er als "sehr gut" trotz stark gestiegener Energiepreise. Der Ausblick für das kommende Geschäftsjahr lässt aus Sicht des Analysten noch viel Luft für positive Überraschungen.
Das Investmenthaus Oddo BHF nahm die Nachrichten am Mittwoch zum Anlass, um das Kursziel für Aurubis von 90 auf 100 Euro zu erhöhen. In seiner Studie erklärte Analyst Maxime Kogge, dass die neuen Initiativen des Kupferkonzerns den Wert der Aktien um 10 bis 15 Euro steigern könnten. Er betonte außerdem, dass künftige Dividenden nicht in Gefahr seien, da sich das Unternehmen mit einer sehr gesunden Bilanz rühmen könne. Er bestätigte vor diesen Hintergründen sein positives Urteil mit "Outperform".
FRANKFURT (Dow Jones) / dpa-AFX
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