Neue Werke 13.06.2023 20:08:00

Aurubis-Aktie schließt deutlich im Plus: Aurubis-Chef rechnet mit starkem Wachstum in den kommenden Jahren - Kritik an Energiepolitik

Aurubis-Aktie schließt deutlich im Plus: Aurubis-Chef rechnet mit starkem Wachstum in den kommenden Jahren - Kritik an Energiepolitik

"Unsere Wachstumsprojekte schreiten voran", sagte der Unternehmenschef am Dienstagnachmittag auf einem Kapitalmarkttag in London. Insgesamt will der MDAX-Konzern bis 2026 wie bekannt rund 1,1 Milliarden Euro in den USA, Bulgarien und Deutschland investieren. Da Aurubis wenig Erfahrung mit der Errichtung neuer, großer Werke und umfangreicher Wachstumsinvestitionen gehabt habe, seien entsprechende Führungs- und Kontrollsysteme geschaffen worden, erklärte Harings.

Die Aurubis-Aktien bauten ihre Gewinne am Nachmittag in einem positiven Marktumfeld aus und gingen mit einem Plus von gut drei Prozent bei etwas über 80 Euro aus dem Handel. Damit setzten sie ihre Erholung fort, nachdem sie vom Zwischenhoch über 100 Euro Anfang Februar bis Ende Mai bis auf fast 70 Euro zurückgefallen waren.

Harings, der die Führung der Hamburger Mitte 2019 übernommen hatte, richtet das Unternehmen seither auf mehr Wachstum aus. Mit den Kontrollsystemen in der Projektsteuerung will er die Fehler seines Vorgängers vermeiden. So hatte Aurubis schon einmal große Wachstumspläne. Bei dem FCM getauften Projekt wurde allerdings 2019 wegen deutlicher Kostensteigerungen die Reißleine gezogen, Harings Vorgänger war damals nur wenige Wochen vor seinem ohnehin geplanten Abschied freigestellt worden.

Den größten Gewinnbeitrag der aktuellen Wachstumsprojekte soll das Recycling-Werk in Richmond (USA) liefern, in dem die Produktion später im Jahr 2024 anlaufen soll. Rund 170 Millionen Euro Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) sollen es pro Jahr werden. Dabei will Aurubis vom fortgesetzten Recyclingboom in dem Land profitieren. Allein bis 2030 dürfte die Verfügbarkeit relevanter Recyclingmaterialien in Nordamerika um rund fünf Prozent pro Jahr wachsen, hieß es in einer der zahlreichen Unternehmenspräsentationen am Donnerstag.

Insgesamt sollen alle aktuellen Projekte ab dem Geschäftsjahr 2026/27 rund 260 Millionen Euro operatives Ergebnis erzielen; erste Beiträge sind schon ab 2024/25 geplant. Die Kosten von 1,1 Milliarden Euro sollen so bis 2029/30 mehr als hereingeholt werden, wie Finanzchef Rainer Verhoeven erklärte.

Zum Vergleich: Im Geschäftsjahr 2021/22 erwirtschaftete Aurubis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen ein Ergebnis von 753 Millionen Euro. Zu den Wachstumsplänen gehört auch der Ausbau der Elektrolyse im bulgarischen Pirdop für 120 Millionen Euro. Dadurch soll die Kapazität für den finalen Reinigungsschritt bei der Herstellung von reinem Kupfer bis zum zweiten Halbjahr 2026 um die Hälfte auf rund 340 000 Tonnen gesteigert werden. Und auch das Werk in Hamburg wird ausgebaut, um mehr Recyclingmaterial sowie in größerem Umfang interne, komplexe Hüttenzwischenprodukte verarbeiten zu können.

Neben den aktuellen Investitionen von rund 1,1 Milliarden Euro könnten es mittelfristig weitere 280 Millionen Euro werden, die dann zusätzliche 70 Millionen Euro operativen Gewinn beisteuern sollen. Allerdings stehen die Entscheidungen darüber wohl erst in den kommenden Jahren an. Zusätzliche Projekte wie das Batterie-Recycling, das in Zeiten der Elektromobilität immer wichtiger wird, sind darin noch nicht enthalten.

Mit Blick auf einen Standort für ein mögliches Batterie-Recyclingwerk schaut sich Aurubis mittlerweile in ganz Europa um. Das liegt auch an den hohen Energiepreisen in Deutschland. "Am Anfang haben wir gesagt, Hamburg ist die erste Wahl für ein erstes Werk für Batterie-Recycling. Mit Blick auf die aktuelle Politik- und Energiesituation müssen wir dahinter aber ein Fragezeichen setzen", sagte Harings. "Wir reden mit der Politik und sie hört zu und will diese Technologie auch in Deutschland." Noch gebe es aber nicht ausreichend Beweggründe für die Wahl eines Standorts hierzulande, weshalb Aurubis sich nach Alternativen umsehe.

LONDON (dpa-AFX)

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Bildquelle: Sascha Schuermann/Getty Images

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