Auge zugedrückt 23.09.2013 10:47:37

Banken verlängern Kreditlinie bei ThyssenKrupp

Ein Bankenkonsortium werde Kreditlinien über 2,5 Milliarden Euro aufrechterhalten, hieß es am Montag in Finanzkreisen, die damit einen Bericht der "Wirtschaftswoche" bestätigten. Dem Vernehmen nach sollen sich die Konditionen für den Konzern nicht verschlechtern. ThyssenKrupp wollte das nicht kommentieren.

Die Banken hätten den für ThyssenKrupp wichtigen Liquiditätspuffer von Ende September an kündigen können, da die Verschuldung über den in den Kreditverträgen festgelegten Wert von 150 Prozent des Eigenkapitals gestiegen ist. Der Vorstand hatte im August angekündigt, mit den Instituten über Ausnahmeregelungen sprechen zu wollen. Nun drücken die Banken ein Auge zu. Die Aktien von ThyssenKrupp lagen am Vormittag leicht im Plus, während der Dax etwas verlor.

KAPITALERHÖHUNG IMMER WAHRSCHEINLICHER

Derweil verdichten sich die Anzeichen, dass der Konzern sich bald frisches Geld besorgt. Neben einer Kapitalerhöhung wolle ThyssenKrupp eine mit acht Prozent verzinste Hybridanleihe platzieren. Zusammen soll das zwischen 0,8 und 1,6 Milliarden Euro einbringen. Der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" (FAS) sagte Vorstandschef Heinrich Hiesinger, dass der Vorstand vorbereitet sei. Beschlossen sei aber noch nichts.

Der Konzern steht unter Druck, da das Eigenkapital bis Ende Juni auf 2,9 Milliarden Euro gesunken ist. Das sind nur noch 8 Prozent der gesamten Bilanzsumme. Vor einer Kapitalerhöhung will Hiesinger nach bisherigen Aussagen aber möglichst Klarheit über den Verkauf der verlustreichen Stahlwerke in Übersee haben.

'VERHANDLUNGEN JETZT AUF AUGENHÖHE'

Doch die Verhandlungen ziehen sich hin, ein Scheitern gilt nicht mehr als ausgeschlossen. Möglich ist auch, dass der Konzern nur die Weiterverarbeitungsanlage in den USA losschlägt und die verlustreiche Rohstahlfabrik in Brasilien behält.

Hiesinger wiederholte in der FAS frühere Aussagen, dass er sich nicht von Terminen unter Druck setzen lassen werde. "Seit die Gegenseite das weiß, laufen die Verhandlungen auf Augenhöhe." Der Konzern strebe weiter "zeitnah eine tragfähige Lösung" an. Ein neues Datum nannte er nicht. Ursprünglich hatte Hiesinger den Verkauf schon im Mai in trockenen Tüchern haben wollen. Derzeit stehen die Fehlinvestitionen noch mit 3,4 Milliarden Euro in den Büchern. "Ob wir noch mehr abschreiben müssen oder nicht, ist nicht abzusehen", sagte Hiesinger weiter. Der Konzern beziffert die gesamten Investitionskosten in die Werke auf 12 Milliarden Euro.

SPEKULATIONEN ÜBER WEITERE VERKÄUFE

Derweil gehen die Spekulationen weiter, dass der Konzern sich von anderen Geschäftsteilen trennen könnte, um die Finanzlöcher zu stopfen und für das übrige Kerngeschäfte mehr Spielräume zu bekommen. Eine Sprecherin dementierte am Wochenende aber Informationen des Magazins "Focus", wonach der Konzern die Möglichkeit eines Verkaufs seiner Autozuliefersparte sondiere.

Das Unternehmen habe potenzielle Investoren um sogenannte "indikative Angebote" gebeten, berichtete das Magazin unter Berufung auf Konzernkreise. Nach Angaben der Unternehmenssprecherin beabsichtigt ThyssenKrupp, die Automobilsparte strategisch weiterzuentwickeln. "Im Rahmen der strategischen Neuausrichtung des Konzerns laufen derzeit verschiedene Projekte, die die Marktposition sowie zukünftige Wachstumsmöglichkeiten der unterschiedlichen Technologiesegmente ausloten", hieß es in einer Stellungnahme. Diese Projekte seien Teil einer permanenten Strategieoptimierung./enl/mmb/fbr

DÜSSELDORF (dpa-AFX)

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