Trump vs. Bezos 05.04.2018 20:35:36

Auf diese Weise könnte Trump Amazon schwächen

Auf diese Weise könnte Trump Amazon schwächen

Dass Donald Trump nicht gut auf Amazon und seinen Chef Jeff Bezos zu sprechen ist, ist seit langem bekannt. Für ihn ist der Online-Händler nicht nur eine Bedrohung für Einkaufszentren und Einzelhandelsgeschäfte - die im Gegensatz zu Amazon gute Steuerzahler sind - sondern auch für die Staatspost USPS. Und damit ist Amazon nach Trumps Lesart verantwortlich für viele Jobverluste - und das ist immerhin eines der Hauptthemen seiner Präsidentschaft.

Angesichts der Diskussion um Strafzölle rückte Trumps Abneigung gegen Amazon zunächst in den Hintergrund. Doch für den US-Präsidenten ist die Angelegenheit anscheinend weiterhin von großer Bedeutung: "Er ist besessen von Amazon", zitiert der in Washington gut vernetzte Informationsdienst "Axios" einen Insider.

Trump twittert wieder

Einen Tag nach dem "Axios"-Bericht meldete sich Trump selbst per Twitter zu Wort: "Sie zahlen wenig oder gar keine Steuern an Bundesstaaten und Kommunen, sie benutzen unser Postsystem als ihren Botenjungen und sie drängen viele Tausend Einzelhändler aus dem Geschäft", kritisierte das US-Staatsoberhaupt den Internetkonzern.

Verschiedene Maßnahmen möglich

Offenbar plant Trump gleich mehrere Angriffe gegen den Online-Riesen. Trump wolle Amazon "jagen", berichtet "Axios".

Zum einen will Trump erreichen, dass Amazon mehr Steuern zahlt und dazu will er das Steuerrecht ändern. Bisher führt der Konzern nämlich durch die geschickte Nutzung von Schlupflöchern deutlich weniger Geld an die Kommunen und den Staat ab als andere Unternehmen von vergleichbarer Größe. Daher hat Trump auch schon wiederholt mit einer "Internetsteuer" gedroht.

Wie eine Ironie erscheint es da, dass gerade Amazon zuletzt stark von Trumps Steuerreform, bei der die Unternehmenssteuern auf Bundesebene von 35 auf 21 Prozent gesenkt wurden, profitiert hat. Hierdurch konnte der Handelsgigant im vierten Quartal 2017 einen dicken Sondererlös in Höhe von rund 789 Millionen Dollar einstreichen.

Aber der Republikaner zieht auch noch weitere Möglichkeiten in Betracht, um die Marktmacht von Amazon zu begrenzen. So prüft Trump laut einem "Axios"-Informanten auch, ob sich etwa das Kartell- oder Wettbewerbsrecht eigne, um gegen Amazon vorzugehen. Bereits im Juli 2017 versuchte Trump bei einem Dinner im Weißen Haus, den Hedgefonds-Manager Leon Cooperman zu der Behauptung zu bewegen, dass Amazon ein Monopolist sei.

Ungemach könnte auf Amazon womöglich dann zukommen, wenn in Zukunft eine größere Übernahme angestrebt wird. Bereits im Vorfeld der Akquisition von Whole Foods hatte es Gerüchte gegeben, dass US-Präsident Trump womöglich persönlich die Übernahme stoppen könnte. Am Ende konnte der Deal dann aber relativ unspektakulär über die Bühne gebracht werden.

Laut dem Medienbericht soll Trump bisher aber noch keinen genauen Schlachtplan ausgearbeitet haben. Dennoch sorgte die Meldung für starke Verunsicherung unter den Anlegern und hat am Mittwoch zeitweise bis zu 53 Milliarden Dollar von Amazons Börsenwert vernichtet.

Trumps Kampf hat einen persönlichen Aspekt

Trumps Kampf gegen Amazon weist aber auch einen persönlichen Aspekt aus. Amazon-Gründer Jeff Bezos leitet nämlich nicht nur den Online-Händler, sondern ist auch Besitzer der "Washington Post". Die liberale Tageszeitung war den US-Präsidenten in der Vergangenheit mehrfach scharf angegangen, woraufhin deren kritische Berichterstattung von Trump stets als "Fake News" bezeichnet wurde. Außerdem warf er der Zeitung vor, ein "Lobbyistenwerkzeug" für den Online-Händler zu sein, um Politiker davon abzuhalten, "in das steuerfreie Monopol von Amazon zu schauen".

Laut "Axios" gießen reiche Freunde Donald Trumps noch zusätzlich Öl ins Feuer, indem sie sich darüber beklagen, dass Amazon ihnen ihr Geschäft kaputt mache.

Vor diesem Hintergrund verwundert es nicht, dass die Investoren dem "Axios"-Bericht so viel Bedeutung beimessen - immerhin ist Trump als sehr emotionaler Mensch bekannt. Doch dieses Mal könnte der Schuss für Trump nach hinten losgehen. Schließlich zählt Amazon bei den Amerikanern zu den beliebtesten Unternehmen - auch bei den Trump-Wählern.

Redaktion finanzen.at

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