Auch neue Strategie |
14.02.2017 14:15:43
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Bilfinger plant nach roten Zahlen Aktienrückkauf
Im fortgeführten Geschäft fiel ein Fehlbetrag von 4 Millionen Euro an, nach einem Konzerngewinn von 11 Millionen Euro im Vorjahr. Das bereinigte EBITA sank auf 7 Millionen von 22 Millionen Euro. Die Leistung nahm auf knapp 1,1 Milliarden von 1,3 Milliarden Euro ab. Der Auftragseingang konnte hingegen zulegen - um rund 6 Prozent auf ebenfalls knapp 1,1 Milliarden Euro.
Im Gesamtjahr 2016 sank die Leistung auf 4,2 Milliarden von 5 Milliarden Euro. Das bereinigte EBITA verbesserte sich hingegen auf 15 Millionen Euro, nachdem im Vorjahr ein Verlust von 23 Millionen Euro angefallen war. Unter dem Strich schrieb Bilfinger im fortgeführten Geschäft weiter rote Zahlen, die Verluste reduzierten sich jedoch auf 8 von 30 Millionen Euro.
Dabei hatte das Geschäftsfeld Industrial mit geringeren Projektvolumina insgesamt sowie einer verhaltenen Nachfrage im Öl- und Gassektor zu kämpfen. Das Segment Power litt ebenfalls unter einer Nachfrageschwäche. Bilfinger hatte mit einem deutlichen Rückgang der Leistung auf 4,1 Milliarden Euro sowie einer deutlichen Verbesserung des bereinigten EBITA gerechnet.
Dank des Buchgewinns aus dem Verkauf der Immobilien- und Gebäudedienstleistungssparte stieg der Konzerngewinn auf 271 Millionen Euro nach einem Fehlbetrag von 510 Millionen Euro 2015. Dem Buchgewinn standen Restrukturierungsaufwendungen und Verluste im Zuge von Portfoliobereinigungen sowie Kosten für das neue Compliance-System gegenüber. Die Aktionäre sollen eine Dividende von 1,00 Euro je Aktie erhalten. 2015 war die Dividende ausgefallen.
Der Dienstleistungskonzern Bilfinger will mit einer neuen Strategie nach der schwachen Geschäftsentwicklung in den vergangenen Jahren mittelfristig auf den Wachstumspfad zurückkehren. Diese sieht die Konzentration auf zwei Geschäftsbereiche, vier Regionen und sechs Industrien vor. Zudem sind weitere Kosteneinsparungen geplant. Die Aktie reagiert positiv und gewinnt am Mittag 4,7 Prozent auf 39,80 Euro.
Bei der neuen Strategie setzt der seit Juli amtierende Chef Tom Blades nicht auf radikale Veränderungen. Eher richtet er das Vorhandene neu aus, strafft die Strukturen und will die Effizienz steigern, um wieder zu profitablem Wachstum zurückzukehren. Das große Problem, die große Fragmentierung innerhalb Bilfingers, soll künftig der Vergangenheit angehören. Große Ver- oder Zukäufe wie in der Vergangenheit sind nicht geplant.
Bilfinger schafft zwei neue Geschäftsbereiche Die alte Struktur mit der Aufteilung in Industrie- und Energiegeschäft will der frühere Linde-Manager Blades abschaffen. Stattdessen werden zwei neue Geschäftsbereiche geschaffen. Das Segment Engineering & Technologies (E&T) soll sich vor allem um die Entwicklung und Erweiterung von Industrieanlagen kümmern. Die Sparte Maintenance, Modifications & Operations (MMO) zeichnet unter anderem für die Instandhaltung verantwortlich.
Der Markt für Dienstleistungen wächst dabei. Industrieunternehmen lagern dabei Aufgaben mehr und mehr aus. Die Zahl der Industrieanlagen nimmt dabei trotz knapper Budgets kontinuierlich zu. Bei den bestehenden Anlagen sind mehr als 75 Prozent älter als 10 Jahre, womit die Zahl der modernisierungsbedürftigen Anlagen steigt. Auch die steigenden Umweltstandards müssen in den Anlagen implementiert werden. Insgesamt sieht Bilfinger den Markt für fremd vergebene Dienstleistungen 2020 bei 143 Milliarden US-Dollar, was einem Wachstum von 3,4 Prozent im Vergleich zu 2016 entsprechen würde.
E&T soll dabei international aufgestellt werden, Leistungen werden in allen Kernregionen angeboten. MMO hingegen will seine Leistungen hingen regional anbieten und dezentral geführt.
Konzentration auf 4 Regionen - Kein Rückzug aus USA und Naher Osten Geografisch konzentriert sich der Mannheimer Konzern künftig auf die vier Regionen Kontinentaleuropa, Nordwesteuropa, Nordamerika und Naher Osten. Wie bereits erwartet ist ein Rückzug aus den USA und dem Nahen Osten, wie vom Vorgänger-Management angedacht, vom Tisch.
Der europäische Markt habe bereits einen hohen Reifegrad erreicht, führte Bilfinger aus. Das Unternehmen erwartet hier nur ein moderates Wachstum, der Markt sollte jährlich um etwa 2,1 Prozent zunehmen. Höhere Wachstumsraten verspricht sich Bilfinger in den anderen drei Märkten, insbesondere im Nahen Osten.
Der Fokus liege künftig auf den Branchen Chemie & Petrochemie, Energie & Versorgung, Öl & Gas, Pharma & Biopharma, Metallurgie und erstmals stärker auch auf Zement. Hier sieht der Konzern das größte Potenzial für profitables Wachstum. Die drei erst genannten Industrien machen derzeit zusammen 80 Prozent des aktuellen Umsatzvolumens aus.
Verlustreiche Randgeschäfte vor dem Verkauf Insgesamt hat Bilfinger Randgeschäfte mit einem Umsatz von rund 500 Millionen Euro identifiziert, die in einer eigenen Sparte ausgegliedert werden. Davon seien Firmen mit einem Umsatz von rund 350 Millionen Euro profitabel, sagte Finanzvorstand Klaus Patzak. Hier stehe Bilfinger nicht unter Zeitdruck, diese zu verkaufen. Der Rest - rund 13 Firmen vor allem aus der ehemaligen Power-Sparte - machten zur Zeit zum Teil signifikante Verluste. Hier strebt Bilfinger einen Verkauf an.
Auch an der Kostenschraube will Bilfinger weiter drehen, insbesondere bei den Verwaltungs- und Vertriebskosten. Diese sollen sich auf mehr als 100 Millionen Euro belaufen. Die Harmonisierung von Prozessen und IT sowie eine verbesserte Beschaffung soll zudem das Erreichen der Margenziele unterstützen. Zudem sollen Projektrisiken deutlich minimiert werden.
Bis 2020 EBITA-Marge von etwa 5 Prozent Bis 2020 will Bilfinger so ein um währungs- und Konsolidierungskreisveränderungen bereinigtes jährliches durchschnittliches Wachstum der Leistung um mehr als 5 Prozent sowie eine bereinigte EBITA-Marge von etwa 5 Prozent im Jahr 2020 erreichen, teilte das Unternehmen mit. Dies wäre eine deutliche Steigerung im Vergleich zu 2016, als Bilfinger einen Rückgang der Leistung um 16 Prozent sowie eine bereinigte EBITA-Marge von 0,4 Prozent erreichte. In der neuen Struktur kommt der Bereich MMO aktuell auf eine bereinigte EBITA-Marge von 4,9 Prozent, E&T ist mit 2,9 Prozent negativ.
Neben organischem Wachstum setzt Bilfinger auch auf ergänzende Zukäufe, wobei diese zunächst keine Priorität haben. Der Umbau verursacht dabei zusätzliche Kosten von rund 50 Millionen Euro. Mit den bereits kommunizierten Aufwendungen kommt Bilfinger nach Aussagen Patzaks auf einen Betrag von rund 160 Millionen Euro, der in den Jahren 2017 und 2018 verbucht werden soll.
Untergrenze für Dividende geplant Zudem stellt Bilfinger für die kommenden Jahre eine Dividende von mindestens 1,00 Euro in Aussicht. Bereits 2016 sollen Aktionäre eine Dividende von 1,00 Euro erhalten. Künftig sollen 40 bis 60 Prozent des bereinigten Konzernergebnisses ausgeschüttet werden. Zudem beabsichtigt das Unternehmen einen Aktienrückkauf mit einem Volumen von bis zu 150 Millionen Euro, das 2017 beginnen soll. Der Bestand an eigenen Aktien von rund 4 Prozent einzuziehen. Ausgenommen sind dabei Aktien für geplante Mitarbeiterprogramme.
Der bereinigte freie Cashflow soll spätestens ab 2018 wieder positiv sein und mittel- bis langfristig wieder ein Investment-Grade-Rating erreichen. 2016 war er mit minus 71 Millionen Euro negativ.
2017 wird erneut Übergangsjahr Doch zunächst brauchen die Aktionäre erneut Geduld. 2017 dürfte erneut ein schwieriges Jahr werden, in dem die Unternehmenstruktur nochmals gestrafft und die neue Strategie ausgerollt werden soll. Die Leistung werde daher nochmals abnehmen, erklärte Bilfinger. Den organischen Rückgang erwartet das Unternehmen voraussichtlich im mittleren bis hohen einstelligen Prozentbereich. Für das bereinigte EBITA wird hingegen dank der bereits aufgelegten Restrukturierungsprogramme eine weitere Verbesserung der Marge um rund 100 Basispunkte prognostiziert.
Unternehmen seit Jahren in der Krise Mit der neuen Strategie will Blades Bilfinger zurück in die Erfolgsspur führen und stärker als der Markt wachsen. In den vergangenen Jahren hatte das Unternehmen mehrere wenig Erfolg bringenden Strategieschwenks verkraften müssen. Eine Reihe von Gewinnwarnungen sowie mehrere Chefwechsel ließen das Vertrauen der Anleger in Bilfinger erheblich sinken.
Dazu schwächelt das Kerngeschäft: Das Geschäft mit Industriedienstleistungen kämpft mit der Investitionszurückhaltung der Kunden, insbesondere im Öl- und Gasbereich. Der Energiebereich, der eigentlich verkauft werden sollte, jedoch keine geeigneten Investoren anzog, leidet unter einer anhaltenden Nachfrageschwäche.
Verkauf von Gebäudemanagement bringt Bilfinger 2016 in Gewinnzone Diese Entwicklung setzte sich auch im vergangenen Jahr fort. Nur dank eines Buchgewinns von 538 Millionen Euro aus dem Verkauf der Gebäudedienstleistungen erzielte Bilfinger einen Gewinn. Er lag 2016 bei 271 Millionen Euro, nach einem Verlust von 510 Millionen Euro im Vorjahr. Dem Buchgewinn standen Restrukturierungsaufwendungen und Verluste im Zuge von Portfoliobereinigungen sowie Kosten für das neue Compliance-System gegenüber, das nötig geworden war, nachdem im vergangenen Jahr Korruptionsfälle bei Bilfinger bekannt geworden waren.
Die Aktionäre sollen eine Dividende von 1,00 Euro je Aktie erhalten. 2015 war die Dividende ausgefallen. Im fortgeführten Geschäft schrieb Bilfinger jedoch unter dem Strich weiter rote Zahlen, die Verluste reduzierten sich jedoch auf 8 von 30 Millionen Euro. Die Leistung sank auf 4,2 Milliarden von 5 Milliarden Euro. Das bereinigte EBITA verbesserte sich hingegen auf 15 Millionen Euro, nachdem im Vorjahr ein Fehlbetrag von 23 Millionen Euro angefallen war.
Auch im Schlussquartal musste Bilfinger noch einmal einen Verlust hinnehmen. Das Konzernergebnis verschlechterte sich auf minus 53 Millionen Euro, nach einem Gewinn von 5 Millionen im Vorjahreszeitraum. Im fortgeführten Geschäft fiel ein Fehlbetrag von 4 Millionen Euro an, nach einem Konzerngewinn von 11 Millionen Euro im Vorjahr. Das bereinigte EBITA sank auf 7 Millionen von 22 Millionen Euro. Die Leistung nahm auf knapp 1,1 Milliarden von 1,3 Milliarden Euro ab. Der Auftragseingang konnte hingegen zulegen - um rund 6 Prozent auf ebenfalls knapp 1,1 Milliarden Euro.
DJG/nas/flf
Von Natali Schwab
FRANKFURT (Dow Jones)
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