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Euro und China belasten 03.05.2016 17:35:00

ATX und DAX fallen unter psychologisch wichtige Marken - und jetzt?

An der Wiener Börse rutschte der ATX im Dienstagshandel mit Verlusten von über zwei Prozent teilweise weit unter 2.300 Punkte. Die psychologisch wichtige Marke hatte der ATX erst Mitte April erobert und seitdem behaupten können. Auch der DAX musste am Dienstag ebenfalls kräftige Abschläge hinnehmen. Mit einem Minus von zeitweise mehr als 1,9 Prozent fiel der Frankfurter Börsenindex deutlich unter die 10.000-Punkte-Marke - eine nachhaltige Erholung scheint damit zunächst einmal in weite Ferne gerückt.

Starker Euro und Chinas Konjunktur belasten ATX und DAX

Schuld an dem Kurseinbruch der beiden Leitindizes waren verschiedene Faktoren: Vor allem der weiter steigende Euro belastete die Kurse. Die Gemeinschaftswährung näherte sich zur US-Währung der Marke von 1,16 Dollar. Ein starker Euro macht die Exporte der Unternehmen in beiden Ländern teurer.

Hinzu kamen schwache Vorgaben von Asiens Börsen, die aus Sorgen um Chinas Konjunktur resultieren: Die Stimmung in der chinesischen Industrie sank tiefer als im Vorfeld erwartet. Der Einkaufsmanagerindex für April sei von 49,7 Zählern im März auf 49,4 Punkte im April gesunken, teilte das Wirtschaftsmagazin "Caixin" am Dienstag in Peking mit. Analysten hatten im Durchschnitt mit einem Wert von 49,8 Punkten gerechnet.

Quartalszahlen von BMW, Lufthansa und Commerzbank enttäuschen

Ein stagnierender Preisanstieg beim Öl und teilweise enttäuschende Quartalszahlen einiger Blue-Chips trugen ihr Übriges zur schlechten Stimmung an Europas Börsen am Dienstag bei. Vor allem der deutsche DAX litt unter bitteren Verlusten einiger Aktienkurse: Die BMW-Aktie rutschte mehr als 2,5 Prozent ab und die Lufthansa-Papiere verloren über sieben Prozent - wegen enttäuschender Quartalszahlen.

Am schlimmsten erwischte es die Aktionäre der Commerzbank: Zeitweise büßte der Aktienkurs von Deutschlands zweitgrößter Bank mehr als zehn Prozent ein. Zwar hatte die Bank im ersten Quartal die Erwartungen von Analysten weitgehend erfüllt, allerdings sollen deutsche Banken mittels Aktiengeschäften ausländischen Anlegern geholfen haben, Steuern in Milliardenhöhe zu sparen. Das haben Recherchen verschiedener Medien ergeben. Die Commerzbank soll bei diesen Deals besonders aktiv gewesen sein.

Euro und China - wie geht es für ATX und DAX nun weiter?

Der Höhenflug des Euro ist vor allem auf eine Schwäche des US-amerikanischen Dollars zurückzuführen. Der Dollar fällt, weil die US-Notenbank Fed wohl nun nur noch eine Zinserhöhung im Jahresverlauf plant, schreibt Antje Praefcke, Analystin bei der Commerzbank. Der Grund für den schwachen Dollar sind schlechte Konjunkturdaten aus den USA: Zuletzt hatte sich die Stimmung in der US-Industrie überraschend deutlich eingetrübt und die Bauausgaben waren schwächer als erwartet gestiegen.

Auch die Sorgen um eine schwächelnde Konjunktur in China bleiben weiter Thema. Experten werteten die neuesten Daten als Beleg für die Schwäche der Industrie in China. Diese ist durch Überkapazitäten, hohe Schulden und eine schwache Auslandsnachfrage geprägt. Die Regierung versucht schon länger, der heimischen Industrie unter die Arme zu greifen - bisher offenbar erfolglos. Solange sich die Marktstimmung nicht von Chinas Konjunktur abkoppeln kann, müssen Anleger immer wieder mit Rückschlägen rechnen - es scheint noch keine nachhaltige Erholung möglich.

EZB bleibt in der Kritik - Investoren bleiben verunsichert

Hinzu kommt in diesen Wochen nicht zuletzt die Kritik an der Geldpolitik der Europäischen Zentralbank, die die Anleger verunsichert. EZB-Präsident Mario Draghi gerät immer mehr unter Druck. Jens Weidmann, Präsident der Deutschen Bundesbank hält eine expansive EZB-Geldpolitik zwar für angemessen, ist aber weiterhin gegen den Ankauf von Staatsanleihen. Er bezeichnet Staatsanleihenkäufe als "reines Notfallinstrument". Draghi wehrt sich und kritisiert seinerseits die europäische Politik und den mangelnden Reformeifer einiger Euro-Länder. Angesichts der momentanen Niedrigzinsphase mahnte er erst kürzlich zu mehr Tempo: "Die meisten Regierungen bewegen sich, allerdings zu langsam für meinen Geschmack."

Charttechnik macht Hoffnung für den DAX

Trotz der Niedrigzinsphase scheint derzeit kaum Raum für dauerhaft steigende Kurse an den Börsen - die Sorgen um Politik und Konjunktur bleiben. Dass jetzt auch noch die Bilanzen einiger Unternehmen enttäuschen, hilft den Börsen in Österreich und Deutschland wohl kaum auf die Sprünge.

Einzig die Charttechnik macht den DAX-Anlegern Hoffnung: In den vergangenen eineinhalb Wochen verlor der DAX annähernd 500 Punkte in einer fast lehrbuchmäßig verlaufenden Abwärtsbewegung. Charttechnisch gesehen dürfte es sich deshalb nur um eine Pause der Erholungsphase handeln, wie Andreas Büchler von Börse Online konstatiert. Zu Wochenbeginn hatte sich eine neue Hürde bei etwa 10.155 Punkten ausgebildet. Kann der deutsche Leitindex dieses Areal überwinden, dürfte tatsächlich weiterer Spielraum bis maximal 10.330 Zähler bestehen.



Von Markus Gentner/Redaktion finanzen.at

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