Fast 400.000 ohne Job |
01.06.2015 15:35:00
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Arbeitslosigkeit steigt im Mai um 6,9 Prozent
Per Ende Mai waren 330.326 Arbeitslose beim AMS gemeldet, weiters besuchten 65.192 Personen ohne Job eine Schulung des AMS. Während die Zahl der vorgemerkten Arbeitslosen um 39.434 Personen (+13,6 Prozent) stieg, ging die Zahl der Schulungsteilnehmer um 14.059 Personen (-17,7 Prozent) zurück. Insgesamt belief sich die Zahl der Arbeitslosen (vorgemerkte Arbeitslose und Schulungsteilnehmer) per Ende Mai auf exakt 395.518 Personen, teilte das AMS am Montag mit.
Die Baubranche und Leiharbeiter, die meist in der Industrie tätig sind, waren besonders von steigender Arbeitslosigkeit betroffen. Dementsprechend fiel der Anstieg bei Männern mit plus 15,3 Prozent höher aus als bei Frauen mit plus 11,4 Prozent. Überdurchschnittlich stark stieg im Mai auch wieder die Arbeitslosigkeit von Personen ab 50 Jahren mit 16,8 Prozent und bei Ausländern mit 24,2 Prozent.
Die Entwicklung am Arbeitsmarkt zeigt ein deutliches Ost-West-Gefälle: Während die Zuwachsraten in Westösterreich eher gering sind, sind sie in Ostösterreich durchgehend zweistellig. Die Zahl der vorgemerkten Arbeitslosen stieg in Tirol zum Vorjahr nur um 0,2 Prozent, in Vorarlberg um 3,3 Prozent. Am anderen Ende finden sich Niederösterreich (+13,9 Prozent) und Wien, wo die Zahl der vorgemerkten Arbeitslosen um 23,9 Prozent gestiegen ist.
In Wien war allerdings auch die Zahl der Schulungsteilnehmer besonders rückläufig, nämlich um 27,1 Prozent. In Summe waren damit um 10,8 Prozent mehr Menschen in der Bundeshauptstadt als im Vorjahresmonat auf Jobsuche, wie das AMS Wien am Montag mitteilte.
Im Vergleich günstiger als am gesamten Arbeitsmarkt schaut die Lage für Junge aus: Bei Jugendlichen von 15 bis 24 Jahren blieb die Zunahme der Arbeitslosigkeit mit 6,0 Prozent deutlich unter dem Schnitt. Bei den 15- bis 18-Jährigen betrug der Anstieg 4,8 Prozent. Demgegenüber haben es Menschen ab 50 Jahren besonders schwer: Bei Personen ab 50 beträgt der Anteil jener, die schon mehr als ein Jahr keine dauerhafte Beschäftigung aufnehmen konnten, aktuell 44 Prozent. Fast jeder Vierte der vorgemerkten Arbeitslosen ist über 50 Jahre alt, in absoluten Zahlen sind es 88.479 Menschen über 50, die einen Job suchen.
Wer keine Arbeit hat, findet immer länger keine neue: Die durchschnittliche Verweildauer in der Arbeitslosigkeit ist zum Vorjahr um 10 Tage auf 113 Tage gestiegen. 29.293 Menschen waren als langzeitarbeitslos registriert, das heißt dass sie länger als 12 Monate keinen Job hatten - im Vorjahresvergleich ein massiver Anstieg um 176,1 Prozent.
Sozialminister Rudolf Hundstorfer (SPÖ) verweist auf die schwache Konjunktur und vermisst Konjunkturimpulse aus Europa. Neben dem weiter steigenden Arbeitskräfteangebot (plus 50.000) sei vor allem die verhaltene Binnennachfrage eine wesentliche Ursache für die steigende Arbeitslosigkeit. Entlastungen ab dem nächsten Jahr erwartet der Minister durch die konjunkturbelebende Wirkung der Steuerreform, den Ausbaus des Breitbandnetzes und Initiativen im Wohnbau. Das Sozialministerium bereitet einen Arbeitsmarktgipfel vor.
Der Vorstand des Arbeitsmarktservice (AMS) Johannes Kopf sieht angesichts der Rekordarbeitslosigkeit weiterhin schwierige Zeiten am Arbeitsmarkt. Die AMS-Prognose für heuer und das nächste Jahr zeige keine Entwarnung, sondern weiter steigende Arbeitslosigkeit. "Wir haben in Österreich die höchste jemals gemessene Arbeitslosigkeit", so der AMS-Vorstand. Die Ursache der hohen Arbeitslosenzahlen sieht Kopf in einer Kombination einer seit Jahren anhaltenden Stagnation der Wirtschaft, kombiniert mit wachsendem Arbeitskräftepotenzial durch Zuwanderung und mehr Ältere am Arbeitsmarkt. Für die wachsende Gruppe der Arbeitssuchenden gebe es zuwenige Jobs.
Von den Oppositionsparteien kommen - neben der Kritik an der Regierung - verschiedene Vorschläge. Die FPÖ fordert eine sektorale Schließung des österreichischen Arbeitsmarktes "für Nicht-EU-Bürger und EU-Bürger". Dafür könne man sich auch alleine dem EU-Recht widersetzen. Die Grünen fordern mehr Geld für aktive Arbeitsmarktpolitik. Das AMS müsse aufhören, arbeitslose Menschen bürokratisch zu verwalten und neue Jobs in den Bereichen Soziales, Umwelt, Betreuung, Pflege und Bildung fördern. Die NEOS drängen auf eine Lohnnebenkostensenkung und lehnen ein Bonus-Malus-Modell für ältere Arbeitnehmer ab. Vom Team Stronach kommt Widerstand gegen "Finanzspitzel, die den Unternehmern die Arbeit massiv erschweren".
Die Arbeiterkammer drängt auf eine arbeitsmarktpolitische Offensive, die Industriellenvereinigung will den Standort für Betriebe attraktiver machen. Der ÖGB pocht auf ein Bonus-Malus-Modell für Ältere, die Wirtschaftskammer warnt vor neuen Belastungen für Betriebe.
gru/kan
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