Schwächelnde Aktie |
15.03.2024 23:45:00
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Apple-Aktie: Sorgenkind trotz Milliarden-Rückkaufprogramm?
• Marktexperte Lebowitz sieht Ende des Apple-Booms
• Aktienrückkäufe trieben Apple-Papiere an - Nachhaltiger Trend?
Die Apple-Aktie legte in den vergangenen Wochen eine eher maue Performance hin - besonders mit Blick auf den allgemeinen Tech-Aufschwung enttäuschten die Anteilsscheine. Seit Jahresanfang verloren die Papiere des iKonzerns, die derzeit 171,13 US-Dollar (Stand: Schlusskurs vom 13. März 2024) kosten, gut elf Prozent an Wert. Zum Vergleich: Der US-Tech-Index NASDAQ 100 gewann im selben Zeitraum mehr als 7 Prozent hinzu. Die Erfolgsserie der Apple-Aktien, die in den vergangenen 39 Jahren durchschnittlich 20 Prozent pro Jahr stieg - und damit den Wert des S&P 500 (plus 8,7 Prozent) mit Leichtigkeit übertraf - scheint zumindest unterbrochen zu sein.
Aufgrund der schwächelnden Aktienentwicklung der Apple-Aktien hat der Software-Riese Microsoft den iPhone-Hersteller als wertvollstes Unternehmen der Welt recht deutlich hinter sich gelassen. Mittlerweile pirscht sich sogar der boomende Chiphersteller NVIDIA in puncto Marktkapitalisierung an Apple heran.
Ist die Apple-Aktie überbewertet?
Experten machen mehrere Gründe für die seit Monaten anhaltende und ungewöhnliche Underperformance der Apple-Aktie aus: Neben eher ernüchternd zur Kenntnis genommenen Quartalszahlen und der zunehmenden Konkurrenz für iPhones in China durch Huaweis erfolgreiches Smartphone Mate 60 ist es die historisch hohe Bewertung der Apple-Papiere, die immer wieder hervorgehoben wird.Beispielsweise unterstreicht Michael Lebowitz, Portfoliomanager bei RIA Advisors, in einem Gastbeitrag bei "Advisors Perspectives", dass Apple bei der derzeitigen Marktkapitalisierung von ungefähr 2,8 Billionen Dollar jährlich etwa 400 Milliarden Dollar an Einnahmen erzielen muss, um den Aktienkurs stabil zu halten - unter der Voraussetzung, das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) und die Gewinnspannen bleiben konstant. Um diese Höhe an Erträgen zu erreichen, müsste jeder Mensch auf der Erde, unabhängig von Alter oder Geschlecht, jährlich etwa 45 Dollar für Apple-Produkte ausgeben.
Ende des Booms? Wachstumsraten von Apple schwächeln
Bislang war Apples enorme Performance gerechtfertigt, stiegen die Gewinne je Aktie (engl. Earnings per Share, abgekürzt EPS) seit 1993 doch dreimal so stark wie der S&P 500-Durchschnitt. Die jüngsten Gewinnvorlagen liefern Lebowitz jedoch Zweifel, ob Apple diese phänomenale Wachstumsrate beibehalten kann. So seien die dreijährigen Durchschnittswerte für Apples Wachstumsraten für Umsatz, Nettogewinn und Gewinn pro Aktie deutlich gesunken. Apple konnte seine Gewinne und Umsätze zuletzt mit einer Wachstumsrate von circa 5 Prozent steigern. Dies ist nur etwa 1 Prozent höher als das nominale US-BIP-Wachstum von 2017 bis 2019 von etwa 4 Prozent, aber weniger als das Wachstum des Gewinns und des Umsatzes pro Aktie des S&P 500 von etwa 9 Prozent.
Der Boom der Jahre 2021 und 2022, als die Umsätze durch die konjunkturbedingten Ausgaben und die Inflation infolge der massiven pandemiebedingten Steuererleichterungen angekurbelt wurden, sei nun endgültig vorüber. Apple verzeichnete eine steigende Nachfrage und konnte seine Gewinnmargen ausweiten, da die Inflation leicht an die Kunden weitergegeben werden konnte, wie Lebowitz schreibt. Mittlerweile gelte für Apple das Motto "back to normal": Das Gewinn- und Umsatzwachstum des Unternehmens habe sich wieder auf dem Niveau vor der Pandemie eingependelt. Zwischen 2015 und 2020 stiegen die Umsätze jährlich um 4,2 Prozent, der Nettogewinn um 4,3 Prozent und die Gewinne je Aktie um 10,4 Prozent.
Aktienrückkäufe sorgten bei Apple-Aktien für Aufwind
Der auffällige stärkere Anstieg der Gewinne je Aktie ist mit den massiven Aktienrückkäufen des kalifornischen Konzerns zu erklären. Nachdem Apple Ende 2013 mit dem Rückkauf von Aktien begonnen hatte, wuchs der Gewinn pro Aktie um 4-6 Prozent stärker als der tatsächliche Gewinn. Lebowitz rechnet aus, dass der Gewinn pro Aktie ohne dieses Aktienrückkaufprogramm im Jahr 2023 bei knapp unter 4 US-Dollar gelegen hätte - und nicht bei 6,46 US-Dollar, wie es tatsächlich der Fall war. Jährlich gibt Apple mittlerweile zwischen 60 und 80 Milliarden US-Dollar für Aktienrückkäufe aus.
So finanziert Apple seine gigantischen Aktienrückkäufe
Die finanziellen Mittel dafür stammen laut Lebowitz in erster Linie aus dem Einsatz von Fremdkapital, Barmitteln und Gewinnen.
Im Jahr 2013 trat Apple mit seiner ersten langfristigen Anleiheemission in den Markt ein, die mit dem Beginn des Aktienrückkaufprogramms zusammenfiel. In den folgenden acht Jahren erreichte die Verschuldung von Apple einen Höchststand von 109 Milliarden US-Dollar. Der Grund für die Aufnahme von Fremdkapital für Aktienrückkäufe war nachvollziehbar, als die Kreditzinsen noch im niedrigen einstelligen Bereich lagen. Die Dynamik hat sich angesichts der im Frühjahr 2022 durch die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) eingeleitete Zinswende jedoch verschoben. Die aktuellen Zinssätze pendeln um die Vier-Prozent-Marke.
Neben der Aufnahme von Fremdkapital finanziert der kalifornische iPhone-Hersteller seine Aktienrückkäufe mit seinen Barmitteln. In der Bilanz von Apple belaufen sich die Barmittel und handelbaren Wertpapiere auf insgesamt 61,5 Milliarden US-Dollar, was in etwa der Rückkaufkapazität eines Jahres entspricht. Dies ist zwar nach wie vor eine beträchtliche Summe, stellt aber einen Rückgang gegenüber dem Höchststand von 107 Milliarden Dollar aus dem Jahr 2019 dar.
Der letzte Punkt sind die Gewinne. Apple erwirtschaftet seit 2021 jährlich etwa 100 Milliarden US-Dollar. Selbst wenn diese Gewinne auf das Niveau vor der Pandemie (50-60 Milliarden US-Dollar) zurückgehen, reichen sie aus, um das Rückkaufprogramm zu finanzieren. Wenn die Gewinne jedoch für den Rückkauf von Aktien verwendet werden, geht dies auf Kosten von Investitionen in Innovationen und Produktverbesserungen, wie Lebowitz warnt. Darüber hinaus zahlt Apple jährlich etwa 15 Milliarden US-Dollar an Dividenden, die ebenfalls finanziert werden müssen. Apple habe von 2018 bis 2020 bereits mehr für Rückkäufe ausgegeben, als es einnahm. Das Unternehmen war auf Schulden und Barmittel angewiesen, um diese Differenz auszugleichen.
Ist Apples Rückkaufprogramm nachhaltig finanzierbar?
In den letzten zwei Jahren machten die Rückkäufe nur 60 Prozent der Gewinne aus, so dass die Barmittel für künftige Rückkäufe und Investitionen wachsen konnten. Wenn also die Gewinne von 100 Milliarden US-Dollar pro Jahr auch ohne Wachstum nachhaltig sind, sind Rückkäufe in Höhe von 60 bis 80 Milliarden US-Dollar pro Jahr durchaus möglich, wie Lebowitz meint. Wenn die Gewinne allerdings auf das Niveau vor der Pandemie zurückgehen, werden Schulden und Barmittel erforderlich sein. Bleiben die Zinssätze auf ihrem derzeitigen Niveau, ist eine Verschuldung möglicherweise finanziell nicht sinnvoll. Die finanziellen Konditionen auf dem Anleihemarkt könnten sich für Unternehmen in den kommenden Monaten aufgrund der erwarteten Zinssenkungen aber wieder verbessern.
Lebowitz warnt vor zu großer Abhängigkeit von Aktienrückkäufen
Für Lebowitz ist die enorme Performance der Apple-Aktie seit 2013 somit allen voran mit den enormen Aktienrückkaufprogrammen des iKonzerns zu erklären. "Im Gegensatz zu den meisten 'Wachstumsunternehmen' ist eine Wette auf Apple eine Wette auf die Fähigkeit des Unternehmens, Aktien zurückzukaufen. Apple könnte seine Aktien weiterhin mit Gewinnen und Barmitteln zurückkaufen. Auf diese Weise würde das Unternehmen sein über dem Markt liegendes EPS-Wachstum mit oder ohne über dem Markt liegendes Gewinnwachstum beibehalten," resümiert Lebowitz. Allerdings droht Apple Ungemach, was die Zukunft des Aktienrückkaufprogramms anbetrifft. So könnte eine Rückkaufsteuer für Unternehmen, wie sie vorgeschlagen wird, das Rückkaufprogramm reduzieren oder ganz abschaffen. Sollte ein solches Gesetz verabschiedet werden oder Apple seine Rückkäufe aus einem anderen Grund einschränken, könnte seine erstklassige Bewertung schwinden und die Aktien könnten auf Talfahrt gehen.
Buffett hingegen von großer Zukunft Apples überzeugt
Andere Experten sind jedoch deutlich optimistischer in Bezug auf Apples Zukunft - und das völlig unabhängig von den Aktienrückkauprogrammen. Kein Geringerer als das "Orakel von Omaha" Warren Buffett, der seinen richtigen Riecher bei der Aktienauswahl in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder beeindruckend unter Beweis stellte, bezeichnet Apple regelmäßig als seine absolute Lieblingsaktie. Kein Wunder, dass der iKonzern mittlerweile die mit Abstand größte Position in Buffetts Investmenvehikel Berkshire Hathaway darstellt und in den letzten Jahren ein wichtiger Antreiber des Berkshire-Aktienkurses war.
Redaktion finanzen.at
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