04.11.2015 14:13:46

Analysten: Vertrauensverlust bei VW wiegt schwerer als Finanzschaden

   Von Thorsten Herterich

FRANKFURT (Dow Jones)--Unter Analysten überwiegt nach den neuesten Enthüllungen in der Abgasaffäre von Volkswagen die Skepsis, was die künftige Entwicklung der Aktie angeht. Die DZ-Bank, Credit Suisse und die WGZ-Bank raten Anlegern, ihre VW-Papiere zu veräußern. Eine Kaufempfehlung spricht aktuell nur die Schweizer UBS aus, während die LBBW und equinet zum Halten der Papiere raten. Die Spanne der Kursziele reicht von 78 Euro bei der DZ-Bank bis hin zu 111 Euro bei UBS und LBBW. Aktuell notiert die Aktie bei 101,40 Euro.

   Am Dienstag hatte VW das Ergebnis einer internen Untersuchung bekanntgegeben und einräumen müssen, dass auch die CO2-Emissionwerte bei rund 800.000 Fahrzeugen höher lägen als angegeben. Zudem hat VW-Tochter Porsche den Verkauf des Geländewagens Cayenne in den USA gestoppt, nachdem die US-Umweltbehörde EPA dem VW-Konzern vorgeworfen hatte, auch in 3-Liter-Dieselmotoren Manipulationssoftware eingesetzt zu haben.

   Einig sind sich die Analysten dahingehend, dass die Reputation von VW und damit das Vertrauen der Anleger weiteren Schaden genommen hat. Dies wirke schwerer als der finanzielle Schaden aus der Abgasaffäre, kritisiert etwa die LBBW. "Credit kommt von credere (vertrauen)", schreiben die Analysten dem Konzern hierzu ins Stammbuch. Die DZ-Bank befürchtet, auch das Finanzgeschäft von VW werde unter dem Vertrauensverlust leiden. Vor allem dürften die schlechten Nachrichten vom Dienstag der Credit Suisse zufolge all diejenigen Anleger in Sorge stürzen, die bislang davon ausgegangen sind, der wirtschaftliche Schaden sei verkraftbar und mehr als angemessen im jüngsten Kurseinbruch eingepreist.

   Dieser Umstand wird vor allem von der LBBW bedauert, da VW noch vor einer Woche operativ gute Quartalszahlen präsentiert habe. Zusammen mit der starken Liquiditätssituation, der erreichten Bodenbildung bei der Aktie und der Spreaderholung am Kreditmarkt habe es eigentlich wieder ein positives Kaufsignal gegeben. Nun aber müsse davon ausgegangen werde, dass die Aufarbeitung des Skandals noch länger dauere, während weitere schlechte Nachrichten denkbar seien.

   Den finanziellen Kollaps für VW befürchten die Analysten indes nicht. Da von den neuen Enthüllung nur etwa 10.000 Fahrzeuge betroffen sein dürfte, müsse die bereit vorgenommene Rückstellung nicht wesentlich erhöht werden, heißt es bei equinet. VW sei finanziell gut genug ausgestattet, um die Affäre zu überstehen. Die jüngsten Rückrufaktionen bei Mitbewerbern wie GM oder Toyota hätten einen geringeren negativen Einfluss gehabt als befürchtet, zudem könne VW auf rückläufigen Absatz mit Gegenmaßnahmen wie Stellenabbau und Auslagerungen reagieren. UBS taxiert den Gesamtschaden inklusive juristischer Ausgaben und Bußgelder auf 35 Milliarden Euro, die der Konzern auch ohne Kapitalerhöhung aufbringen dürfte.

   Während unter Analysten insgesamt ein skeptischer Tenor vorherrscht, sieht einzig UBS Chancen und empfiehlt die Aktie bei einem Kursziel von 111 Euro zum Kauf. Neben der genannten Erwartung, dass eine Kapitalerhöhung auch bei Kosten von insgesamt 35 Milliarden Euro nicht nötig wäre, spräche dafür auch, dass nach Berechnungen der Bank der Markenwert von VW nach Abzug der Kosten auf aktuellem Kusniveau bei minus 32 Milliarden Euro liege. Die Analysten loben auch die Geschwindigkeit und Gründlichkeit, mit der der neue Vorstandsvorsitzende von VW, Thomas Müller, der Ausweitung des Abgasskandals entgegenarbeite.

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