Zweifel an Aktienaussichten? 07.03.2020 22:12:00

Analyst: Deshalb sitzt Warren Buffett auf riesigen Cash-Reserven

Analyst: Deshalb sitzt Warren Buffett auf riesigen Cash-Reserven

• Hohe Cashreserven wegen fehlender Investmentmöglichkeiten?
• Buffett handelt entgegen seiner Überzeugung
• Erwartete Aktienperformance möglicherweise weniger positiv als kommuniziert


Die jüngste Quartalsbilanz von Berkshire Hathaway zeigte deutlich eines der größten Probleme von Value-Investor Warren Buffett: Im Bullenmarkt noch lohnenswerte Investments zu finden. Denn das scheint alles andere als leicht, weshalb das Unternehmen stattdessen auf Aktienrückkäufe setzte und im Schlussquartal zuletzt hierfür 2,2 Milliarden US-Dollar ausgegeben hat.

So erklärten sich viele Anleger auch die anhaltend hohen Cashreserven von Berkshire, die 2019 auf einen neuen Rekord geklettert sind, mit dem Argument, Warren Buffett halte genügend Kapital für einen möglichst großen, lohnenswerten Einstieg vor. Zumal Buffett selbst in seinem Aktionärsbrief auch einmal mehr betonte, dass er Aktien weiterhin für das Investment seiner Wahl halte und mit einer vergleichsweise überdurchschnittlichen Entwicklung etwa zu Schuldtiteln rechne.

Buffett sagt das Eine - und tut das Andere

Doch Lance Roberts, Stratege bei RIA Advisors, glaubt nicht daran, dass Buffett tatsächlich so zuversichtlich für die Entwicklung des Aktienmarktes ist, wie er versucht zu vermitteln. Dabei versucht der Experte zu ergründen, wieso Buffett Aktien für die performancetechnisch überlegene Anlageklasse hält, zeitgleich bei Berkshire aber den einen riesigen Geldberg anhäuft, der eben nicht in den Markt investiert wird. "Wenn er glaubt, dass Aktien Anleihen übertreffen werden, warum hält er dann kurzfristige Anleihen im Wert von 128 Milliarden US-Dollar?", zitiert MarketWatch Roberts.

Der RIA Advisors-Experte zieht für seine Beobachtungen auch den von Buffett selbst entwickelten Buffett-Indikator heran und stellt diesen einer zu erwartenden Aktienmarktentwicklung gegenüber. Beim Blick auf die Vergangenheit wird deutlich: Immer dann, wenn der Buffett-Indikator auf ein hohes Bewertungsmaß an den Börsen hinwies, die Märkte also überbewertet waren, kam es zu deutlichen Einbrüchen am Aktienmarkt und die zu erwartenden Aktienkursgewinne fielen in den folgenden zehn Jahren geringer aus als zuvor. Ein ähnlich hohes Niveau beim Buffett-Indikator wie derzeit gab es zuletzt 1998/1999, auch 2007 ließ der Indikator auf einen überbewerteten Markt schließen.

Ist Buffett gar nicht so zuversichtlich?

Rechnet Buffett also - entgegen eigener Aussagen - damit, dass die Aktienmärkte künftig weniger positiv performen und schwillt der Berkshire-Geldberg deshalb weiter an? Lance Roberts rät Anleger jedenfalls zur Vorsicht. "Buffett hat sein Vermögen nicht angehäuft, indem er der Herde gefolgt ist, sondern indem er sie geführt hat", heißt es bei MarketWatch weiter. "Er sitzt aus einem bestimmten Grund auf 128 Milliarden Dollar in bar. Buffett ist sich der Gewinne, auf die er verzichtet hat, voll bewusst und setzt seinen Weg dennoch fort. Buffet ist nicht dumm!"

In der Vergangenheit gab es für den hohen Cashberg von Berkshire Hathaway auch andere Erklärungsversuche. So hatte etwa Bill Smead von Smead Capital Management vermutet, Buffett wolle mit den hohen Barreserven für Beruhigung unter Anlegern sorgen, falls bei ihm oder seinem Partner Charlie Munger gesundheitliche Probleme auftreten, die einen Rückzug von der Konzernspitze zur Folge hätten. "Wenn einer von ihnen an einer Krankheit leidet, haben sie diese Panzerfaust geladen, um Berkshire Hathaway-Aktien zurückzukaufen, falls die Leute in Panik geraten", so Smead kürzlich.

Redaktion finanzen.at

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