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Zahlen vorgelegt 28.04.2023 22:05:00

Amazon verdient mehr als erwartet - auch Umsatz überzeugt - Amazon-Aktie zum Handelende trotzdem im Minus

Amazon verdient mehr als erwartet - auch Umsatz überzeugt  - Amazon-Aktie zum Handelende trotzdem im Minus

Der weltgrößte Online-Versandhändler Amazon ist trotz hoher Inflation und Konjunktursorgen mit einem überraschend deutlichen Umsatzplus ins neue Geschäftsjahr gestartet. Auch beim Gewinn übertraf Amazon die Erwartungen. Am Finanzmarkt kamen die Zahlen trotzdem nicht gut an, Anleger sorgen sich um das wichtige Cloud-Geschäft. Amazon befindet sich derweil mitten in seinem bislang größten Job-Abbau - rund 27.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sollen gehen. Das Sparprogramm verursachte jedoch zunächst Kosten.

Im ersten Quartal wuchsen die Erlöse im Jahresvergleich um neun Prozent auf 127,4 Milliarden Dollar (etwa 116 Mrd. Euro), wie Amazon am Donnerstag nach US-Börsenschluss mitteilte. Der Betriebsgewinn nahm um rund 30 Prozent auf 4,8 Milliarden Dollar zu. Das lukrative Cloud-Geschäft rund um die Plattform Amazon Web Services, die Firmen Anwendungen und Speicherplatz im Netz bietet, steigerte die Einnahmen um 16 Prozent auf 21,4 Milliarden Dollar und wuchs damit stärker als angenommen.

Auch die Geschäftsziele des Konzerns für das laufende zweite Quartal übertrafen die Markterwartungen. Amazon geht von einem Konzernumsatz zwischen 127 Milliarden und 133 Milliarden Dollar aus. Der Betriebsgewinn dürfte dem Unternehmen zufolge zwischen 2,0 Milliarden und 5,5 Milliarden Dollar liegen. Die Quartalszahlen lagen in jeder Hinsicht über den Prognosen der Wall Street. Die Aktie reagierte nachbörslich zunächst mit einem Kurssprung um über zehn Prozent.

Allerdings brachte die Telefonkonferenz des Managements zu den Quartalszahlen die unangenehme Erkenntnis, dass es im Cloud-Geschäft im April nur noch ein abgeschwächtes Wachstum gab. Für Amazon ist die Cloud-Sparte wegen ihrer hohen Gewinnspannen ein zentraler Profittreiber. Ihre Entwicklung wird am Finanzmarkt besonders aufmerksam verfolgt.

Das Auftaktquartal stand bei Amazon im Zeichen eines großen Stellenabbaus. Im März hatte der Internet-Gigant angekündigt, weitere 9000 Beschäftigte zu entlassen. Anfang des Jahres hatte der Konzern bereits 18.000 seiner damals mehr als 1,54 Millionen Jobs gestrichen. Die Kündigungswelle soll die Kosten senken, ging aber zunächst ins Geld. Laut Finanzchef Brian Olsavsky fielen im vergangenen Quartal bereits rund 470 Millionen Dollar an Abfindungskosten an.

Amazon-Chef Andy Jassy kommt bei seinen Bemühungen voran, die Kosten nach der Ausgabeoffensive während des Online-Bestellbooms in der Pandemie zu reduzieren. Die Betriebsausgaben nahmen im ersten Quartal nur noch um knapp neun Prozent zu - der geringste Anstieg seit mindestens zehn Jahren. Das Nordamerika-Geschäft schaffte einen operativen Gewinn von knapp 900 Millionen Dollar und schrieb damit erstmals seit 2021 wieder schwarze Zahlen. Vor einem Jahr war hier noch ein Betriebsverlust von 1,6 Milliarden Dollar angefallen.

So reagiert die Amazon-Aktie

Die Aktien von Amazon haben am Freitag mit einem deutlichen Kursabschlag auf den Quartalsbericht des weltgrößten Online-Versandhändlers reagiert. Den NASDAQ-Handel beendete die Aktie mit einem Minus von 3,98 Prozent bei 105,45 US-Dollar. Analyst Lloyd Walmsley von UBS monierte, dass sich das Wachstum im Cloud-Segment AWS zuletzt etwas abgekühlt habe. Auch sein Kollege Stephen Ju von Credit Suisse sieht zunehmende Sorgen mit Blick auf die Cloud-Sparte, hob aber dennoch seine Ergebnisschätzungen an.

Der Experte Analyst Eric Sheridan von Goldman Sachs lobte die starken Quartalszahlen und schraubte sein Kursziel für die Aktie hoch. Der Online-Händler habe mit fast allen operativen Kennziffern die Erwartungen übertroffen. Aber auch er glaubt, dass die Wachstumssorgen in diesem Bereich in der Debatte über die Aktie von zentraler Bedeutung bleiben.

Analyst Douglas Anmuth von JPMorgan erhöhte ebenfalls sein Kursziel für die Amazon-Papiere. Er betrachtet das zuletzt weniger dynamische AWS-Wachstum als nicht so tragisch. Denn die enorme Steigerungsrate von 16 Prozent im ersten Quartal sei die eigentliche Überraschung gewesen, und nicht die plus elf Prozent im April. Anmuth rechnet 2023 weiter mit einer kräftigen operativen Ergebnissteigerung und einer positiven Trendwende bei den Barmittelzuflüssen.



Redaktion finanzen.at und dpa (AFX)

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