Autoren protestieren |
11.08.2014 17:45:00
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Amazon nimmt in Preisstreit auch Disney ins Visier
"Ein Unternehmen wie Amazon darf keine Regeln diktieren, die wertschaffende Strukturen auf dem Buch- und Literaturmarkt zerstören", erklärte der Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, Alexander Skipis, am Montag in Frankfurt.
Amazons umstrittene Preispolitik zieht weitere Kreise. Neuerdings setzt der Konzern auch den Unterhaltungsriesen Walt Disney unter Druck. Am Wochenende waren manche Video-Neuerscheinungen in den USA nicht auf DVD oder Blu-ray vorbestellbar.
Derzeit können die Disney-Filme nur für den Amazon-Streamingdienst Instant Prime Video vorbestellt werden. Ähnlich war Amazon bei Videofilmen von Time Warner und Büchern des Verlags Hachette vorgegangen und will so Druck in Vertriebsverhandlungen aufbauen.
Während die Gespräche mit Time Warner binnen weniger Wochen abgeschlossen wurden, spitzt sich der schon seit Monaten schwelende Streit mit dem US-Verlag Hachette zu. Am Montag meldete sich CEO Michael Pietsch in einem von verschiedenen US-Medien veröffentlichten Brief an die Leser zu Wort: "Wir rufen Amazon auf, die Sanktionen gegen unsere Autoren zu beenden."
Mehr als 900 Schriftsteller hatten zuvor mit einem offenen Brief gegen die Druck-Methoden des Versandhändlers protestiert. Berühmte Autoren wie Stephen King oder John Grisham verurteilten das Vorgehen von Amazon im Streit um E-Book-Preise scharf.
Amazon bekräftigte als Reaktion die Forderung nach niedrigeren E-Book-Preisen und verteidigte seine Verhandlungsmethoden. Das Unternehmen verwies erneut auf frühere Berechnungen, wonach mit niedrigeren E-Book-Preisen wie 9,99 Dollar viel mehr Bücher verkauft würden als etwa bei 14,99 Dollar, so dass Schriftsteller und Verlage am Ende sogar mehr verdienen würden.
Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels beschwerte sich beim Bundeskartellamt über den Online-Händler. Amazon wies den Vorwurf zurück, im Zuge von Verhandlungen die Auslieferung von Büchern aus der Verlagsgruppe Bonnier (Ullstein, Piper, Carlsen) zu verzögern.
Unterdessen gerät auch die Versandpraxis von Amazon in den Blickpunkt. "Die Welt" hatte berichtet, dass der Online-Händler von deutschen Verlagen verlange, rund 40 Prozent der Lieferungen über neue Logistikstandorte in Polen und Tschechien an inländische Kunden zu schicken. In einem Schreiben würden die Verlage informiert, dass im September zwei neue Vertriebszentren in Polen eröffnen. Amazon äußerte sich bis zum Nachmittag auf Nachfrage nicht zu dem Bericht.
Die "Welt" zitiert einen Sprecher des Versandhändlers, der betonte, dass es keine Pläne gebe, eines der bestehenden 25 Zentren in Europa zu schließen. Dagegen sollten die neuen Zentren helfen, das Wachstum in Europa zu unterstützen. Deswegen seien Lieferanten vorab über die neuen Verteilzentren informiert worden.
Verdi reagierte gelassen. "Wir sehen das entspannt. Durch das Lieferversprechen sind Amazon Grenzen gesetzt", sagte Eva Völpel vom Bundesverband der Gewerkschaft in Berlin. Wenn Lieferungen etwa für den nächsten Tag zugesagt seien, könnten sie nicht weit entfernt versendet werden.
Vermutungen, Amazon wolle mit Verlagerungen den seit langem immer wieder laufenden Streiks von Verdi die Spitze nehmen, wollte sich die Gewerkschaft nicht anschließen. "Wir glauben nicht, dass mögliche Streiks ins Leere laufen, wenn Amazon Geschäftsbereiche ausdünnt", sagte Völpel. Die Gewerkschaft sehe insgesamt auch keine Tendenz, dass vermehrt Amazon-Bestellungen von Polen aus abgewickelt werden könnten. Deutschland sei der wichtigste Markt für Amazon in Europa.
Der Online-Handelsexperte Gerrit Heinemann ist überzeugt, dass Amazon das Deutschland-Geschäft zunehmend auch über Polen abwickeln wird: "Amazon wird verstärkt auf die Lager setzen, die gerade in Polen an der Grenze zu Deutschland entstanden sind." Der Professor an der Hochschule Niederrhein in Mönchengladbach sagte, Amazon versuche mit seiner Marktmacht im Rücken zunehmend die Geschäftsabläufe und -bedingungen zu diktieren./so/hbr/jep/tom/sbr/DP/mmb
NEW YORK (dpa-AFX)
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