12.02.2014 15:14:35

Allianz sieht Zeit für Normalisierung der EZB-Geldpolitik gekommen

    FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Volkswirte der Allianz sehen die Notwendigkeit für eine Normalisierung der Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB). "Weitere Zinssenkungen in der Eurozone wären kontraproduktiv und würden weder die Konjunktur stützen noch Deflationsgefahren vermindern", sagte Michael Heise, Chefvolkswirt der Allianz am Mittwoch in Frankfurt. "Das Niedrigzinsumfeld droht zum Nährboden für finanzielle Ungleichgewichte zu werden." Die EZB solle daher bei weiter positiver Konjunkturentwicklung eine Leitzinsanhebung Ende 2014 prüfen.

    Deflationsgefahren, die Spekulationen auf eine weitere Lockerung der EZB-Geldpolitik genährt hatten, sieht Heise nicht. Im Januar war die Inflationsrate in der Eurozone auf 0,7 Prozent gefallen. Die EZB sieht Preisstabilität als gewährleistet an, wenn die Inflationsrate knapp unter zwei Prozent liegt. "Es handelt sich vielmehr um eine erwünschte Entwicklung, da der Rückgang der Lohnstückkosten in den Krisenländern der Eurozone notwendig ist, um die Wettbewerbsfähigkeit dieser Staaten herzustellen", sage Heise. Dies habe zu stagnierenden oder wie in Griechenland, sogar zu einem rückläufigem Preisniveau geführt.

    Die aktuelle Inflationsrate werde zudem durch gesunkene Energiepreise gedrückt, was positiv auf die Konjunktur wirke, sagte Heise. Eine Kaufzurückhaltung der Verbraucher sei nicht zu beobachten. Vielmehr würden die Sparquoten zurückgehen. "Ein Grund für eine anhaltende Niedrigzinspolitik ist die aktuelle Preisentwicklung nicht", sagte Heise. Bis zum Jahresende dürfte die Jahresinflationsrate in der Eurozone zudem wieder auf 1,5 Prozent steigen.

    Weitere Liquiditätshilfen der EZB sind laut Heise hingegen weiter notwendig. Der Interbankenmarkt sei noch nicht wiederhergestellt. "Zahlreiche Banken insbesondere aus Ländern mit Konjunktur- und Staatsschuldenproblemen seien von der Notenbank abhängig." Die unlimitierte Liquiditätsversorgung bei den Refinanzierungsgeschäften solle bei moderat steigenden Zinsen beibehalten werden.

    In der jüngsten Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts zum Anleihekaufprogramm OMT der EZB sieht Heise keine Gefahr: "Ich erwarte ein positives Urteil des Europäischen Gerichtshofs. Der EuGH wird sich nicht zum Erfüllungsgehilfen des Bundesverfassungsgerichts machen und nicht dessen Einwände teilen." Aus Sicht eines Ökonomen seien die Begründungen der EZB für das besonders in Deutschland umstrittene Programm durchaus stichhaltig./jsl/jkr

Eintrag hinzufügen
Hinweis: Sie möchten dieses Wertpapier günstig handeln? Sparen Sie sich unnötige Gebühren! Bei finanzen.net Brokerage handeln Sie Ihre Wertpapiere für nur 5 Euro Orderprovision* pro Trade? Hier informieren!
Es ist ein Fehler aufgetreten!