Zweiter Anlauf |
30.11.2018 12:13:00
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Allianz plant europäischen Online-Versicherer
Mit ihren Finanzzielen für die kommenden Jahre konnte die Allianz an der Börse nicht überzeugen. Die Aktie verlor gegen Mittag 0,85 Prozent an Wert auf 187,54 Euro und gehörte damit zu den schwächeren Werten im DAX. Nach Ansicht von UBS-Analyst Jonny Urwin bewegten sich die Gewinnziele zwar im Rahmen der Erwartungen; die Vorgabe für die Kapitalstärke trübt aus seiner Sicht aber das Bild.
Das operative Ergebnis soll zwischen 2018 und 2021 im jährlichen Schnitt um mehr als vier Prozent wachsen, wie Finanzchef Giulio Terzariol ankündigte. Grundlage dafür ist ein operativer Gewinn von 11,1 Milliarden Euro - die Mitte der bisherigen Zielspanne für 2018. Die Spanne reicht insgesamt von 10,6 bis 11,6 Milliarden Euro. Terzariol deutete an, dass die Allianz hier aber den oberen Bereich erreichen könne.
Auch unter dem Strich will die Allianz ihr Ergebnis weiter steigern. Für den Gewinn je Aktie peilt das Unternehmen zwischen 2019 und 2021 ein jährliches Plus von im Schnitt mehr als fünf Prozent an. Die Eigenkapitalrendite soll auf mehr als 13 Prozent steigen. Dabei sind nicht realisierte Gewinne und Verluste aus festverzinslichen Wertpapieren sowie aktivierte Abschlusskosten für Verträge herausgerechnet. Die Schwelle von 13 Prozent hatte die Allianz zuletzt im Jahr 2014 erreicht.
Seinen Gewinn je Aktie hatte der Konzern seit 2017 auch nach oben getrieben, indem er für Milliarden eigene Aktien zurückkaufte und so die Zahl der Anteilsscheine senkte. Vorstandschef Bäte schloss nicht aus, dass der Konzern diese Strategie in den nächsten Jahren fortsetzt: "Wir werden Überschusskapital entweder einsetzen oder an die Aktionäre zurückgeben."
So hatte die Allianz auf der Suche nach großen Übernahmezielen in den vergangenen Jahren nur mäßigen Erfolg. Seit 2016 gab der Konzern nach eigenen Angaben vier Milliarden Euro für Zukäufe aus, den Großteil davon für die Komplettübernahme des Kreditversicherers Euler Hermes und den Einstieg beim britischen Versicherer Liverpool Victoria. Mehrfach hielt Bäte die verlangten Preise für interessante Unternehmen für zu hoch.
Die Allianz sitzt nach wie vor auf einem dicken Kapitalpolster. Die für Versicherer maßgebliche Solvency-II-Quote stieg von 2015 bis Ende September 2018 von 200 auf 229 Prozent. Für die Zeit bis 2021 hat sich die Allianz-Führung nun "mehr als 180 Prozent" zum Ziel gesetzt - was an der Börse nicht gut ankam. Auch Finanzchef Terzariol äußerte Zweifel an diesem Ziel, das er von seinen Bilanzfachleuten erhalten habe. "Ich halte es für konservativ", sagte er. Er selbst gehe von einem höheren Wert aus. So und so läge die Allianz weit über der vorgeschriebenen Mindestquote von 100 Prozent.
Um die Gewinne weiter steigern zu können, will der Vorstand das Sachversicherungsgeschäft deutlich vereinfachen - und einen europäischen Online-Versicherer gründen. Starten soll die Direktversicherung zunächst mit Kfz-Policen in Deutschland, den Niederlanden, Italien und Spanien, anschließend sollen weitere Länder folgen.
Im Vordergrund steht künftig das digitale Angebot, das der Vorstand für die Nutzung auf Mobilgeräten wie Smartphones optimieren will. Statt wie bisher in jedem Land bestehende Verträge, Computerprogramme und Abläufe von Jahr zu Jahr mitzuschleppen, sollen die Produkte von Allianz Direct von Grund auf zentral entwickelt und organisiert werden. Altlasten wie separate Systeme für kleinere Bereiche will Bäte möglichst loswerden. In den dort einzusparenden Kosten liege ein "massives Gewinnpotenzial".
/cho/DP/tos
MÜNCHEN (dpa-AFX)

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