Nach Gewinnplus 2015 19.02.2016 15:09:49

Allianz erhöht Dividende und dämpft Erwartungen

Die Aktionäre können sich über eine höhere Dividende freuen, deren Höhe die Erwartungen der Analysten allerdings leicht verfehlt. Für 2016 gab die Allianz SE einen nach Einschätzung von Marktteilnehmern eher vorsichtigen Ausblick.

Im Schlussquartal profitierte der Versicherungskonzern von einem guten Ergebnis im Schaden-Unfall-Geschäft und einem deutlich höheren Gewinn in der Lebensversicherung. Zudem erholte sich die Vermögensverwaltung, die im vierten Quartal im Gegensatz zum Gesamtjahr einen steigenden Gewinn verzeichnete.

Die Aktie handelt am Nachmittag in einem schwachen Gesamtmarkt 1,7 Prozent niedriger. Händler und Analysten bewerten die Zahlen als leicht unter oder im Rahmen der Erwartungen. Die Dividende jedoch liegt unter dem Konsens der von Dow Jones Newswires befragten Analysten, die in der Medianschätzung 10 Cent je Aktie mehr erwartet hatten.

"Der Konsensus ist mir relativ wurscht", sagte Oliver Bäte auf seiner ersten Bilanzpressekonferenz als Vorstandsvorsitzender. Die Allianz sei so stark, "dass wir uns nicht um das kümmern, was in wenigen Stunden passiert", sagte er mit Blick auf den Aktienkurs. Es sei der "größte Fehler, den man machen kann, zu kurzfristig zu denken."

Er betonte die hohe Unsicherheit des wirtschaftlichen und politischen Umfelds, die eine Prognose erschwere. Das sei im Ausblick für das laufende Jahr berücksichtigt, indem die mögliche Gewinnspanne um 100 Millionen Euro nach oben und nach unten erhöht wurde.

Für 2016 geht die Allianz davon aus, ein operatives Ergebnis von 10,5 Milliarden Euro zu erreichen, wobei es 500 Millionen Euro höher oder niedriger ausfallen kann. Hinweise, wie das erste Quartal bislang verlaufen ist, wollte lehnte Bäte ab.

Im vergangenen Jahr legte der operative Gewinn um 3,2 Prozent auf 10,74 Milliarden Euro zu. Der DAX-Konzern selbst hatte das Erreichen des oberen Endes der Spanne von 10,0 bis 10,8 Milliarden Euro in Aussicht gestellt. Im vierten Quartal legte das Betriebsergebnis um 14,5 Prozent auf 2,59 Milliarden Euro zu.

Vermögensverwaltung erzielt Gewinnplus im Schlussquartal

Das Sorgenkind, die zuletzt schwer gebeutelte Vermögensverwaltung der Allianz, hat zwar im Gesamtjahr Einbußen beim operativen Gewinn hinnehmen müssen, im vierten Quartal jedoch vor allem dank eines starken Dollar wieder zugelegt. Der Geschäftsbereich erzielte 2015 einen Betriebsgewinn von 2,3 Milliarden Euro, knapp 12 Prozent weniger als im Vorjahr. Im vierten Quartal stieg der operative Gewinn um 8 Prozent auf 637 Millionen Euro, bereinigt um Wechselkurseffekte wäre er um 2,7 Prozent gefallen. Das Ergebnis entsprach im Großen und Ganzen der Erwartungen der Analysten.

Nach dem Abgang des Starinvestors Bill Gross bei der Pacific Investment Management Company (Pimco) 2014 hatte der Total-Return-Fonds der Allianz-Tochter mit hohen Kapitalabflüssen zu kämpfen. Diese verlangsamten sich aber im Jahresverlauf. Die zweite Säule der Vermögensverwaltung, Allianz Global Investors, verzeichnete ihre bislang höchsten Nettomittelzuflüsse.

Zwar sei 2016 noch mit Kapitalabflüssen bei Pimco zu rechnen, sagte Bäte. "Wir erwarten aber, dass sich gegen Ende des Jahres die negativen Flüsse in positive Flüsse, also Zuflüsse verwandeln werden", sagte Bäte. Die Zeit der großen Abflüsse nach dem Abgang von Gross gehöre der Vergangenheit an. Das Asset Management bewege sich in die richtige Richtung.

Zukäufe im Schaden-Unfall-Geschäft möglich

In der Schaden-Unfall-Versicherung, die mehr als die Hälfte zum operativen Jahresgewinn des Konzerns beisteuerte, schnitt die Allianz trotz eines höheren Einflusses von Naturkatastrophen - wie den Überflutungen in Großbritannien - besser ab als im Vorjahr. Der Betriebsgewinn stieg 2015 um 4,1 Prozent auf 5,6 Milliarden Euro und im vierten Quartal um 8,6 Prozent auf 1,2 Milliarden Euro.

Die Schaden-Kosten-Quote verbesserte sich im Quartal um 0,2 Prozentpunkte auf 96,2 Prozent, womit sie schwächer als erwartet liegt. Im Gesamtjahr erhöhte sie sich um 0,3 Prozentpunkte auf 94,6 Prozent. Die Quote misst die Effizienz eines Versicherers, je niedriger die sie ist, desto besser. Analysten hatten mit 94,2 Prozent im Gesamtjahr und 94,9 Prozent im Quartal gerechnet.

Im Schadensgeschäft behielt sich Bäte Zukäufe vor. Sollten sich in den nächsten zwei bis drei Jahren Chancen ergeben, die Schadensversicherung durch Akquisitionen zu stärken, sei ein Zukauf möglich. "Wir wollen bei der Konsolidierung dabei sein", sagte der Vorstandschef. "Wir werden unser Pulver trocken halten, um zuzuschlagen, wenn der eine oder andere wackelt." Er lehnte aber "Riesen-Akquisitionen" ab, ohne eine Größenordnung zu nennen.

Kräftiger Gewinnanstieg in der Lebensversicherung

Die Lebens- und Krankenversicherung verbuchte im vierten Quartal einen mächtigen Gewinnsprung um fast zwei Drittel auf 1,1 Milliarden Euro. Die Allianz begründete dies mit einem höheren Kapitalanlageergebnis, das durch ein erweitertes Anlagevolumen in den USA und einen beträchtlichen Anstieg der realisierten Gewinn im deutschen Lebensversicherungsgeschäft zustande gekommen sei. Im Gesamtjahr stieg der operative Gewinn um 14,1 Prozent auf 3,8 Milliarden Euro.

Unter dem Strich verdiente der Allianz-Konzern im abgelaufenen Jahr 6,6 Milliarden Euro und damit 6,3 Prozent mehr als im Vorjahr. Das Ergebnis lag damit etwas unter dem Marktkonsens. Von Dow Jones Newswires befragte Analysten hatte auf etwas mehr gehofft.

Dividende unter Erwartung

Die Aktionäre sollen mit einer höheren Dividende vom Gewinnanstieg profitieren. Sie sollen 7,30 Euro je Aktie erhalten nach 6,85 Euro im Vorjahr. Die befragten Analysten hatten im Median mit einem Anstieg der Dividende auf 7,40 Euro gerechnet.

Ihre Kapitalausstattung gemäß dem neuen Regelwerk "Solvency II" hat die Allianz weiter gestärkt. Die Solvabilitätsquote des Konzerns legte zum Jahresende um 9 Prozentpunkte auf 200 Prozent zu.

DJG/mgo/jhe

Von Matthias Goldschmidt

FRANKFURT (Dow Jones)

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