Verhandlung |
17.09.2020 17:57:38
|
Allianz-Aktie knickt ein: Allianz muss nach Corona-Klagen Niederlagen fürchten
"Wir sehen im vorliegenden Fall nichts, was dem Anspruch der Klägerin entgegen steht", sagte die Vorsitzende Richterin Susanne Laufenberg. Im konkreten Fall gegen die Allianz geklagt haben die Wirte der Paulaner-Gaststätte am Nockherberg, einem bundesweiten Millionenpublikum durch die Fernsehübertragung des alljährlichen Starkbieranstichs bekannt. Sie fordern 1,1 Millionen Euro als Ausgleich für sechs Wochen Umsatzausfall, berechnet nach dem im Versicherungsvertrag benannten Tagessatz.
Geschäftsführer Christian Schottenhamel warf dem Dax-Konzern (DAX 30) nach der Verhandlung vor, die eigenen Interessen über diejenigen der Kunden zu stellen: "Da will der Vorstand wahrscheinlich höhere Dividenden auszahlen an seine Aktionäre."
Bundesweit sind an den Gerichten derzeit Klagen von Gastronomen gegen mehrere Versicherer anhängig, die die Kosten der coronabedingten Zwangsschließungen im Frühjahr nicht bezahlen wollen. Allein in München sind es 71 Fälle. Auch der Gaststättenverband Dehoga hat keinen Überblick: Es seien auf jeden Fall hunderte, womöglich tausende Klagen, sagte eine Sprecherin in Berlin.
Der Marktführer Allianz argumentiert nicht mit den Interessen seiner Aktionäre, sondern mit den Versicherungsbedingungen: Demnach gilt der Versicherungsschutz nur für Krankheiten und Erreger, die im Vertrag ausdrücklich genannt sind.
Darüber hinaus hat die von dem Konzern beauftragte Anwaltskanzlei auf mehreren Ebenen versucht, die Klagen auszuhebeln - die Allianz-Anwälte bestreiten sowohl, dass die Corona-Zwangsschließungen des Frühjahrs rechtmäßig waren, als auch, dass es sich um eine behördliche Anordnung handelte. Das wiederum ärgert die Richter: "Passen Sie ein bisschen auf mit dem Bestreiten", sagte die Vorsitzende Laufenberg dazu. "Bestreiten ins Blaue hinein ist nicht zulässig."
Schon in einem im Juli verhandelten Fall hatte das Münchner Landgericht die nicht eindeutig formulierten Versicherungsbedingungen des Branchenprimus kritisiert. Denn die Allianz hat in den entsprechenden Verträgen zwar eine Liste von Krankheiten und Erregern festgelegt, für die der Versicherungsschutz gilt - nicht erwähnte Erreger aber auch nicht ausdrücklich ausgeschlossen.
Gleichzeitig hat die Allianz laut Gericht die Liste der im Infektionsschutzgesetz genannten Erreger nicht vollständig übernommen. Explizit ausgeschlossen sind in den Policen nur "Prionenerkrankungen", das sind die Rinderseuche BSE und verwandte Erreger. "Ich erwarte von einer Versicherung, dass sie ihre Versicherungsbedingungen so klar formuliert, dass ich das auch verstehe", sagte Kläger Schottenhamel dazu. Dieser Auffassung schloss sich die Kammer an.
Einzelne Niederlagen der Allianz in München würden aber nicht bedeuten, dass der Konzern automatisch in sämtlichen Verfahren unterliegt. Für andere Versicherer hat der Ausgang der Klagen gegen die Allianz erst recht keine Signalwirkung, weil jedes Unternehmen andere Versicherungsbedingungen formuliert hat. Das Gericht hat bereits klargestellt, dass jede Klage einzeln bewertet werden muss.
Ein erste Verfahren wurde am Donnerstag bereits entschieden, dabei handelt es sich aber um einen Sonderfall: Geklagt hatte eine Kindertagesstätte, die ihren Betrieb ebenfalls sechs Wochen lang weitgehend einstellen musste. "Die Klage wird abgewiesen", verkündete Richterin Laufenberg das Urteil. Denn die Kita musste während des Lockdowns Notbetreuung anbieten, auch die Küche war noch in Betrieb. "Das Problem ist, dass die Betriebsschließungsversicherung nur eintrittspflichtig ist, wenn der Betrieb geschlossen ist, und das war hier nicht der Fall", begründete die Richterin ihre Entscheidung.
Zum Handelsschluss ging es für die Allianz-Aktie via XETRA 1,34 Prozent ins Minus, sodass das Papier 179,36 Euro kostete.MÜNCHEN (dpa-AFX)
![](https://images.finanzen.at/images/unsortiert/wertpapierdepot-absichern-aktienchart-boerse-750493204-260.jpg)
Wenn Sie mehr über das Thema Aktien erfahren wollen, finden Sie in unserem Ratgeber viele interessante Artikel dazu!
Jetzt informieren!
Weitere Links:
Nachrichten zu Allianzmehr Nachrichten
12:27 |
STOXX-Handel: Euro STOXX 50 legt zu (finanzen.at) | |
09:31 |
Euro STOXX 50-Handel aktuell: Anleger lassen Euro STOXX 50 zum Start steigen (finanzen.at) | |
14.02.25 |
Börse Europa: STOXX 50 notiert letztendlich im Minus (finanzen.at) | |
14.02.25 |
Schwacher Wochentag in Europa: Euro STOXX 50 beendet den Freitagshandel in der Verlustzone (finanzen.at) | |
14.02.25 |
Börse Frankfurt in Grün: LUS-DAX legt letztendlich zu (finanzen.at) | |
14.02.25 |
Börse Frankfurt: DAX fällt zum Handelsende (finanzen.at) | |
14.02.25 |
STOXX-Handel STOXX 50 präsentiert sich am Freitagnachmittag schwächer (finanzen.at) | |
14.02.25 |
Börse Europa: So performt der Euro STOXX 50 aktuell (finanzen.at) |
Analysen zu Allianzmehr Analysen
14.02.25 | Allianz Buy | Joh. Berenberg, Gossler & Co. KG (Berenberg Bank) | |
13.02.25 | Allianz Buy | Joh. Berenberg, Gossler & Co. KG (Berenberg Bank) | |
07.02.25 | Allianz Buy | Goldman Sachs Group Inc. | |
05.02.25 | Allianz Buy | Deutsche Bank AG | |
28.01.25 | Allianz Buy | Joh. Berenberg, Gossler & Co. KG (Berenberg Bank) |
Aktien in diesem Artikel
Allianz | 326,80 | 1,27% |
|
Indizes in diesem Artikel
DAX | 22 698,20 | 0,82% |