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Schwierige Geschäftslage 22.05.2014 15:33:31

Aktionäre nehmen LANXESS-AR-Chef in die Zange

Neben der schwierigen Geschäftslage stand bei den Anteilseignern vor allem die überraschende und unschöne Trennung von dem langjährigen Vorstandschef Axel Heitmann im Mittelpunkt. Im Vorfeld der Aussprache nahm der Aufsichtsratsvorsitzende Rolf Stomberg ausführlich Stellung zur Personalie Heitmann.

   Der langjährige Vorstandsvorsitzende hatte wegen unterschiedlicher strategischer Auffassungen seinen Hut genommen und schließlich auch auf seine Abfindung verzichtet. An der Vorstandsspitze steht seit Anfang April der frühere Finanzvorstand Matthias Zachert. Zunächst hatte es nach einer einvernehmlichen Trennung von Heitmann ausgesehen. Mittlerweile beschäftigt das Thema aber die Juristen. Der frühere Vorstandschef hatte auf eine Abfindung verzichtet, um zu erreichen, dass die strittige Kostenabrechnungen für seine Hamburger Villa nicht öffentlich werden. Seit die Geschichte aber doch durchgesickert ist, lässt Heitmann juristisch prüfen, ob ihm nicht doch eine Abfindung zusteht.

   Für die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) ist der Vorstandswechsel völlig überraschend gekommen. Vor einem Jahr sei das Unternehmen noch stolz darauf gewesen einen Vorstandschef zu haben, der aus der einstigen Resterampe von Bayer ein profitables Unternehmen gezaubert habe, das es sogar in den Dax 30 geschafft habe, betonte die DSW-Sprecherin. Stomberg habe mit seiner ausführlichen Darstellung der Vorgänge um die Heitmann-Ablösung jetzt zumindest für mehr Klarheit nach der Schlammschlacht in der Presse gesorgt. Auch weitere Kleinaktionäre forderten Aufklärung über die Beweggründe des Vorstandswechsels.

   Zudem zeigte sich der DSW unzufrieden mit der überraschenden Wende in der Geschäftsentwicklung. "Auf der letzten Hauptversammlung haben wir noch geglaubt, alles wird gut und es gebe nur eine kleine Wachstumsdelle. Heute wissen wir, das war eine eklatante Fehleinschätzung", sagte sie. Anstelle einer Wachstumsdelle stehe das Unternehmen jetzt an einem Kraterrand von einem riesen Loch, dass eine Vielzahl von strukturellen Problemen offenbare.

   Ein Sprecher der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger SdK stellte die kritische Frage, wie der Konzern in so kurzer Zeit in Schieflage geraten konnte.

   Die Entwicklung der Kautschukmärkte sei zu optimistisch eingeschätzt worden, erklärte der neue LANXESS-Chef. So seien etwa Wettbewerber früher als erwartet in den Markt eingetreten und die Schiefergasförderung in den USA hätte den dortigen Produzenten Vorteile beschert. Mehr Details zu den angekündigten Sparmaßnahmen will Zachert frühestens im September nennen.

   Die Aktionäre bereitete er auf eine längere Durststrecke vor. "Ich möchte sie bereits heute darauf einstellen, dass die nächsten 2 bis 3 Jahre keine einfachen sein werden", sagte er.

   Ausführlich ging der Aufsichtsratschef in einem Statement auf die Vorgänge ein, die zur Ablösung Heitmanns geführt hatten. Der Aufsichtsrat habe am 26. Januar die einvernehmliche Beendigung der Vorstandstätigkeit von Heitmann beschlossen. Sie sei allein wegen strategischer Differenzen erfolgt. Der Aufsichtsrat habe damals auch einem mit Heitmann abgeschlossenen Aufhebungsvertrag zugestimmt, der unter anderem die Zahlung der ihm nach seinem Dienstvertrag zustehenden Abfindung von zwei vollen Jahresbezügen vorsah. Insgesamt hätten Heitmann danach Zahlungen von 9,2 Millionen Euro zugestanden.

   Anfang Februar erfuhr Stomberg dann seiner Darstellung zufolge, dass Heitmann sich im Januar 2013 von LANXESS einen Betrag von rund 430.000 Euro auf sein Privatkonto hatte überweisen lassen. "Als Aufsichtsratschef war ich verpflichtet, den zu Grunde liegenden Sachverhalt aufzuklären", sagte Stomberg. Er habe dabei auch Heitmann Gelegenheit zur Stellungnahme gegeben.

   Seine Untersuchung habe ergeben, dass das Geld für den Einbau von Sicherheitstechnik in einem Denkmal geschützten Haus in Hamburg verwendet wurde, das Heitmann 2010 erworben und umgebaut hatte. Im Rahmen des Umbaus seien auch erhebliche Kosten für den Einbau von Sicherheitstechnik angefallen, die Stomberg mit insgesamt etwa 600.000 Euro bezifferte. Ein Betrag von 430.000 Euro betraf die Sicherung von Fenstern und Türen, diesen Betrag habe sich Heitmann anschließend von LANXESS erstatten lassen. Hinzu seien Kosten von rund 170.000 Euro für den Einbau weiterer Sicherheitstechnik gekommen, die LANXESS für Heitmann beglichen habe.

   Zwar sei die Kostenübernahme von Sicherheitseinrichtungen in Wohnhäusern von Vorständen durch deren Unternehmen üblich. Bei Heitmann hätten diese Voraussetzungen aber nicht vorgelegen, behauptet Stomberg, denn das von ihm zuvor bewohnte Haus in Mülheim/Ruhr sei bereits sicherheitstechnisch von LANXESS ausgestattet worden. "Ein Umzug nach Hamburg war dienstlich nicht geboten, sondern rein die Privatsache von Herrn Heitmann", begründete Stomberg.

   Weder die Beauftragung des Einbaus der Sicherheitstechnik noch die Abwicklung der Zahlungen seien gemäß den Richtlinien des Spezialchemiekonzerns erfolgt, behauptete er weiter. Die Kosten seien auch der Höhe nach nicht erstattungsfähig gewesen. Dem Aufsichtsrat sei der gesamte Vorgang bis Februar dieses Jahres nicht bekannt gewesen. Heitmann habe Fehler eingeräumt und angeboten, sämtliche von dem Unternehmen getragene Kosten über rund 600.000 Euro zu erstatten. Das habe er inzwischen getan.

   Der Ex-Chef sei zudem bereit gewesen, den Aufhebnungsvertrag zu ändern und auf die Abfindung zu verzichten. Nach dem geänderten Aufhebungsvertrag hätten Heitmann lediglich insgesamt 2,1 Millionen Euro zugestanden, nämlich die ihm für seine Tätigkeit bis zum Ende seiner Dienstzeit zustehenden Zahlungen einschließlich verdienter variabler Vergütungen, erläuterte Stomberg weiter.

   Im März sei der Vorgang bedauerlicherweise in die Presse gelangt. Dies sei nicht im Interesse des Unternehmens gewesen, betonte Stomberg. Der Aufsichtsratschef schlug der Hauptversammlung dennoch eine Entlastung von Heitmann vor, da der Manager alle Ausgaben für die Sicherheitstechnik inzwischen beglichen und auf eine Abfindung verzichtet habe. "Die Amtsführung von Heitmann, deren Billigung ihre Entlastungsentscheidung zum Gegenstand hat, kann daher unabhängig von dem Vorgang betrachtet werden", sagte er.

   Der neue Vorstandschef Zachert hatte unterdessen nur wenig Neues zu berichten. Das Unternehmen erarbeitet derzeit einen Maßnahmenplan um den Konzern wieder auf die Erfolgsspur zu bringen und stellt dabei unter anderem die Verwaltung und die Produktionsstandorte auf den Prüfstand.

   LANXESS will ab 2015 auch die Investitionen deutlich zurückfahren. Erstmals nannte Zachert genaue Zahlen dazu: Nach Abschluss seiner großen Wachstumsprojekte in Singapur und China plane der Konzern seine Investitionen im Jahre 2015 deutlich unter 600 Millionen Euro zu senken, sagte er. Für dieses Jahr hat der Konzern mit rund 625 Millionen Euro noch Investitionen auf Vorjahreshöhe veranschlagt. Im Jahr 2016 will LANXESS dann nur noch zwischen 400 bis 450 Millionen Euro investieren.

   Die Investitionspolitik habe das Unternehmen bereits jetzt überdacht mit dem Ziel, sie in den kommenden Jahren wieder ausgewogener zu gestalten, erklärte der Manager. Im laufenden Jahr könne LANXESS die Investitionen aber noch nicht signifikant senken, da LANXESS Ausgaben für große und weit fortgeschrittene Projekte in Singapur und China verpflichtend eingegangen sei. Nach Einschätzung von Zachert ist die Investitionsquote bei LANXESS von zuletzt 7 bis 8 Prozent deutlich höher als die der Wettbewerber.

   Die Aktionäre müssen sich in diesem Jahr mit einer gegenüber Vorjahr auf 50 Cent je Anteilschein halbierten Dividende zufrieden geben.

   DJG/hoa/kla

  Dow Jones Newswires

Von Heide Oberhauser-Aslan

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02.12.24 LANXESS Underweight JP Morgan Chase & Co.
27.11.24 LANXESS Buy Warburg Research
27.11.24 LANXESS Buy Goldman Sachs Group Inc.
20.11.24 LANXESS Buy Goldman Sachs Group Inc.
15.11.24 LANXESS Buy Goldman Sachs Group Inc.
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