DAX
29.06.2015 14:32:41
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Aktien Frankfurt: Dax verliert wegen Griechenland - Crash bleibt aber aus
FRANKFURT (dpa-AFX) - Nach der Eskalation der Griechenland-Krise ist der befürchtete Börsencrash am Montag ausgeblieben. Der europäische Aktienmarkt reagierte aber mit deutlichen Kursverlusten auf die am Wochenende überraschend ausgebliebene Einigung Athens mit den Geldgebern.
Bis zum Nachmittag verlor der DAX 2,89 Prozent auf 11 160,89 Punkte. Vorbörslich hatte sich noch ein Minus von annähernd 6 Prozent angedeutet. Der X-Dax als Indikator für den Dax war mit 10 838 Punkten auf den tiefsten Stand seit Februar eingebrochen. Dann blieb es im deutschen Leitindex jedoch bei einem Rückschlag um maximal 4,5 Prozent auf 10 964 Punkte. Viele Anleger hätten Kurse unterhalb von 11 000 Punkten prompt wieder zum Einstieg genutzt, sagte Marktexperte Daniel Saurenz von Feingold Research.
Am Montag vor einer Woche hatte Optimismus auf eine Lösung des Schuldendramas noch zu einem Kursfeuerwerk geführt. Davon konnte der Index nun sogar gut 100 Punkte Gewinn verteidigen, obwohl die Anleger enttäuscht wurden.
REFERENDUM SORGT FÜR 'NERVENKRIEG'
Völlig überraschend hatte der griechische Ministerpräsident Alexis Tsipras am Wochenende ein Referendum über geforderte Reformen für den kommenden Sonntag (5.7.) angekündigt und gleichzeitig deren Ablehnung empfohlen. Damit brachte er nicht nur die Verhandlungen mit den Geldgebern über das am Dienstag auslaufende Hilfsprogramm zum Scheitern, sondern auch eine Lawine ins Rollen: Am Sonntag beschloss die europäische Zentralbank, die Notkredite auf dem aktuellen Stand von rund 90 Milliarden Euro einzufrieren. Griechenlands Banken sind seit Monaten darauf angewiesen. Tsipras kündigte daraufhin die Einführung von Kapitalverkehrskontrollen an, weil mit hohen Geldabhebungen gerechnet wurde. Um das griechische Finanzsystem zu schützen, bleiben alle Banken und die Börse des Landes für diese Woche geschlossen.
Die Devisenmarktexperten der Commerzbank erwarten die Woche nun ganz im Zeichen eines "Nervenkrieges um die Volksabstimmung in Griechenland": "Erst der Ausgang der Volksabstimmung am Sonntag entscheidet endgültig über die Mitgliedschaft Griechenlands in der Währungsunion."
ES DROHT 'LANGE ZEIT DER UNSICHERHEIT'
Karsten Junius, Chefökonom der Schweizer Privatbank J.Safra Sarasin, kommentierte: "Die Entscheidung der griechischen Regierung, ein Referendum abzuhalten, hat in eine 'Lose-Lose'-Situation geführt." Es sei vielleicht aus Sicht der Regierung ein kluger Schachzug, die Verantwortung in die Hände des Volkes zu legen. Ökonomisch habe dies die Lage allerdings nur verschlimmert, erklärte Junius. Er rechnet auch für die anderen europäischen Länder mit einer "langen Zeit der Unsicherheit - weit über das kommende Wochenende hinaus."
Unter diesem Eindruck rutschte der MDAX der mittelgroßen Werte bis Montagnachmittag um 2,06 Prozent auf 19 931,35 Punkte ab und der Technologiewerte-Index TecDAX sank um 1,96 Prozent auf 1662,74 Punkte. Weder in Dax, MDax noch TecDax gab es einen Gewinner. Der Eurozonen-Leitindex EuroSTOXX 50 fiel um gut 3,5 Prozent.
CITIGROUP RECHNET NICHT MIT 'GREXIT'
"Griechenland bleibt pleite und es geht nun darum, ob das Ende mit Schrecken kommt", erklärte Marktexperte Saurenz. "Danach jedoch werden die Investoren wieder Vertrauen fassen, denn US-Zinsen und ein Brexit sind langfristig wichtiger", sagte er mit Blick auf die angekündigte Abstimmung der Briten über den Verbleib des Landes in der Europäischen Union (EU).
Die Gefahr eines "Grexits", also des Ausstiegs der Griechen aus der Währungsunion, sieht Wortschöpfer Ebrahim Rahbari von der US-Investmentbank Citigroup indes sogar gesunken. Er rechnet bei der Volksabstimmung in Griechenland mit einer "komfortablen Mehrheit" für die von den Geldgebern geforderten Reformen und einen Verbleib im Euro.
Nachdem der Euro am Morgen deutlich unter 1,10 US-Dollar gefallen war, fing sich auch die Gemeinschaftswährung im Handelsverlauf. Zuletzt hielt sich der Euro wieder über 1,11 US-Dollar.
FINANZWERTE ERWISCHT ES SCHWER
Gerade die Finanzwerte erwischte es europaweit dennoch schwer. In Deutschland waren die Papiere des hiesigen Branchenprimus Deutsche Bank mit fast 5,5 Prozent Minus größter Dax-Verlierer.
Die "Financial Times" berichtete, dass die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) dem Co-Chef Anshu Jain im Zusammenhang mit den Untersuchungen des Libor-Skandals Irreführung vorwerfe. Nachdem Jains Abschied ohnehin feststehe, sei dies einem Händler zufolge zwar "kein Schocker mehr". Der Brite John Cryan ersetzt zum 1. Juli Jain als Co-Chef. "Der Bericht ist aber neben Griechenland ein weiterer Stimmungsdämpfer", fügte der Börsianer an.
LUFTHANSA PROFITIEREN VON KAUFEMPFEHLUNG
Vergleichsweise gut hielten sich die zuletzt schwachen Papiere der Lufthansa (Deutsche Lufthansa). Sie verloren als bester Dax-Wert rund 1 Prozent. Analyst Guido Hoymann vom Bankhaus Metzler strich in einer Studie vom Montag seine Verkaufsempfehlung und hob die Aktien auf "Kaufen". Noch sei die Airline nicht aus dem Gröbsten raus, doch erschienen die meisten Probleme in den Kurs eingepreist, schrieb der Analyst. Zudem seien einige Verbesserungen in Sicht./ag/das

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