Auftragseingang lässt hoffen |
05.07.2024 17:51:00
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AIXTRON-Aktie zündet dennoch den Turbo: AIXTRON mit Prognosesenkung
2024 erwartet AIXTRON nun einen Umsatz von 620 bis 660 Millionen Euro, nachdem bisher 630 bis 720 Millionen Euro auf dem Zettel gestanden hatten. Als Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) sollen davon jetzt 22 bis 25 Prozent hängen bleiben statt 24 bis 26 Prozent, wie das Unternehmen in der Nacht auf Freitag mitteilte.
Im zweiten Quartal fielen Umsatz und operative Marge demnach deutlich. Der Umsatz sank auf Basis vorläufiger Zahlen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um fast ein Viertel auf rund 132 Millionen Euro. Das vorläufige operative Ergebnis lag bei 13 Millionen Euro, nach 44,6 Millionen vor einem Jahr. Damit ergibt sich eine Marge von rund 10 Prozent. Allerdings war das Vorjahresquartal auch besonders stark verlaufen, weil AIXTRON damals von der Erteilung zahlreicher Exportlizenzen profitiert hatte und daher einen Auslieferungsstau hatte abbauen können.
Hoffnung macht der Auftragseingang von rund 176 Millionen Euro im zweiten Quartal 2024. Dieser legte nach dem schwächeren Jahresstart zu und stabilisierte sich damit im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.
Der AIXTRON-Vorstandsvorsitzende Felix Grawert verwies dabei auf eine gute Nachfrage im Bereich der SiC- und GaN-Leistungselektronik. "Dies bestätigt die anhaltende Dynamik in der Branche, das traditionelle Silizium durch die Hochleistungsmaterialien GaN und SiC zu ersetzen." Daher rechnet der AIXTRON-Chef in den kommenden Quartalen mit ähnlich starken Auftragseingängen, "da Großkunden den Ausbau ihrer Produktionsanlagen für Wide Bandgap Leistungshalbleiter weiter vorantreiben."
Elektronikchips auf Silizium-Karbid-Basis (SiC) sind effizienter und temperaturbeständiger als klassische Siliziumchips, was Voraussetzung etwa für Schnellladetechnik für E-Autos ist. Auch mit Blick auf den Ausbau Alternativer Energien werden Hochvolt-SiC-Bauelemente interessanter. Auf dem Vormarsch sind zudem Leistungs- und Hochfrequenz-Elektronikchips auf Basis von Galliumnitrid (GaN). Diese haben klassische Siliziumteile in Schnelllade-Netzteilen etwa von Smartphones mittlerweile ersetzt.
Analyst Tim Wunderlich von Hauck Aufhäuser Investment Banking bezeichnete den Auftragseingang im zweiten Quartal als beeindruckend. Zudem sei der neue Jahresausblick für Umsatz und operativen Gewinn nicht so schlimm wie befürchtet - im Aktienkurs sei bereits ein sehr düsteres Szenario eingepreist gewesen.
Der Aktienkurs war erst Anfang Juli unter die Marke von 18 Euro und damit auf ein Tief seit dem Frühjahr 2022 gerutscht. An diesem Freitag schnellte der Kurs von AIXTRON letztlich um 18,47 Prozent auf 22,35 Euro nach oben.
2024 steht damit immer noch ein Minus von 44 Prozent auf dem Kurszettel. Allerdings hatten die Papiere auch einen starken Lauf hinter sich. Vier Jahre in Folge war es nach oben gegangen, nachdem die Anteilsscheine Ende 2019 noch deutlich weniger als 10 Euro gekostet hatten.
Hauck-Aufhäuser-Analyst Wunderlich rechnet mittelfristig mit einer weiteren Kurserholung und beließ sein Kursziel erst einmal auf 29 Euro. Die Erholung der SiC-Aufträge im zweiten Quartal signalisiere Kunden- und Marktanteilsgewinne durch AIXTRON, schrieb der Experte. Das liege auch an der Technologieführerschaft des Unternehmens. Dass SiC-Bestellungen laut Management von mehreren Kunden kamen, sollte zudem mögliche Bedenken hinsichtlich des Konzentrationsrisikos zerstreuen. In Summe sollte das Vertrauen der Investoren in das Unternehmenswachstum nun langsam zurückkehren.
Details zum längerfristigen Wachstumsausblick und den aktuellen Geschäftstrend wird es am 25. Juli im Zuge der Veröffentlichung des vollständigen Quartalsberichts geben. Dann wird sich die Unternehmensführung in einer Telefonkonferenz auch den Fragen von Analysten stellen.
Auch europaweit waren Aktien aus der Chipbranche gefragt. Dabei stützen neben den positiv aufgenommenen Nachrichten von Aixtron auch ein erneut deutlicher Gewinnsprung bei Samsung. Steigende Chippreise infolge der starken Nachfrage nach Künstlicher Intelligenz (KI) beflügeln weiter das Ergebnis des Elektronikriesen. Besonders der Bedarf an Chips mit hoher Bandbreite, die bei der Entwicklung und dem Betrieb von KI-Plattformen zum Einsatz kommen und unter anderem auch von Samsung gefertigt werden, ist deutlich gewachsen. Die Zahlen für das abgelaufene Quartal lagen deutlich über den Erwartungen des Markts.
Insofern stiegen die Anteilsscheine des Chipausrüsters ASML NV in Amsterdam auf ein Rekordhoch und gewannen zuletzt gut ein Prozent. In Paris zogen die Papiere des Chiphersteller STMicroelectronics um fast drei Prozent an und in Frankfurt verzeichneten die Aktien von Infineon Gewinne in ähnlicher Größenordnung. Infineon dürfte indes laut Branchenexperten auch hinter einem teil der Aixtron-Aufträge der vergangenen Monate stecken.
HERZOGENRATH (dpa-AFX)
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