Reisebeschränkungen im Fokus 30.10.2020 18:03:00

Air France-KLM-Aktie letztlich im Plus: Corona-Krise brockt Air France-KLM weiteren Milliardenverlust ein

Air France-KLM-Aktie letztlich im Plus: Corona-Krise brockt Air France-KLM weiteren Milliardenverlust ein

Im vierten Quartal soll die französische Sparte Air France-KLM wegen der Coronavirus-Pandemie nur noch 35 Prozent ihres Flugangebots aus dem Vorjahr anbieten, teilte der Konzern am Freitag in Paris mit. Bei der niederländischen KLM sollen es etwa 45 Prozent sein. Zuvor hatte das Management mit einem Flugangebot von fast zwei Dritteln des Vorjahres geplant.

Die Konzernführung um Air-France-KLM-Chef Benjamin Smith kann nach eigener Darstellung derzeit kaum einschätzen, wie sich die Nachfrage nach Flugtickets weiter entwickelt. Die Menschen buchten inzwischen viel kurzfristiger als früher, hinzu kämen die wechselnden coronabedingten Reisebeschränkungen. Der Lockdown in Frankreich, der an diesem Freitag begonnen hat, mache das Geschäft des Konzerns noch schwieriger.

Andere Airline-Konzerne wie die Lufthansa, Ryanair und die British-Airways-Mutter IAG (International Consolidated Airlines) haben ihre Flugpläne für den Rest des Jahres bereits früher zusammengestrichen. So will die Lufthansa im vierten Quartal sogar maximal 25 Prozent ihrer Vorjahreskapazität anbieten. Bei den IAG-Gesellschaften British Airways, Iberia, Vueling, Aer Lingus und Level soll das Flugprogramm höchstens 30 Prozent des Vorjahreszeitraums erreichen. Bis vergangene Woche hatte die Konzernspitze noch eine Kapazität von 40 bis 54 Prozent angepeilt.

Im dritten Quartal hatte sich der Passagierverkehr nach dem weitgehenden Flugstopp im Frühjahr zunächst erholt, bevor viele Regierungen ab Mitte August auf die wieder steigenden Infektionszahlen reagierten und schrittweise Reisebeschränkungen verhängten.

So beförderte Air France-KLM im sonst so wichtigen Sommerquartal bis Ende September fast 70 Prozent weniger Passagiere als ein Jahr zuvor. Der Umsatz sackte um zwei Drittel auf 2,5 Milliarden Euro nach unten. Der operative Verlust belief sich auf mehr als eine Milliarde Euro, nachdem hier ein Jahr zuvor ein Plus von 909 Millionen Euro gestanden hatte.

Die Abfindungen für tausende Piloten, Flugbegleiter und Bodenmitarbeiter, die wegen der Branchenkrise ihre Jobs verlieren, zogen das Nettoergebnis zusätzlich in den Keller. Im dritten Quartal stand unter dem Strich ein Fehlbetrag von 1,7 Milliarden Euro. In den ersten neun Monaten summiert sich das Minus damit auf 6,1 Milliarden Euro.

Den Airlines des IAG-Konzerns erging es nicht besser. Im dritten Quartal stand dort unter dem Strich ein Quartalsverlust von 1,8 Milliarden Euro. Nach den ersten neun Monaten summiert sich das Minus auf nahezu 5,6 Milliarden Euro. Neben dem herben Geschäftseinbruch zogen zuletzt auch die Kosten des Stellenabbaus bei British Airways und Aer Lingus das Ergebnis nach unten.

Wie seit vergangener Woche bekannt, hatte IAG das Flugangebot im dritten Quartal um fast 79 Prozent zurückgefahren. Gerade auf der Langstrecke ging wegen der weltweiten Reisebeschränkungen kaum noch etwas. Die Nachfrage brach sogar um 88 Prozent ein. Dadurch blieb mehr als jeder zweite Sitz in den Maschinen leer. Der Umsatz des Konzerns brach in diesem Zuge um 83 Prozent auf 1,2 Milliarden Euro ein.

Der neue IAG-Chef Luis Gallego forderte die Regierungen auf, Testregeln für Fluggäste einzuführen. Passagiere sollten vor dem Abflug getestet werden und die Chance haben, sich mit einem weiteren Negativtest nach der Ankunft von einer vorgeschriebenen Quarantäne zu befreien. Dann könnten Fluggesellschaften wieder mehr Verbindungen anbieten, und die Menschen könnten wieder Vertrauen in das Reisen gewinnen. Außerdem würde dies die Wirtschaft ankurbeln. Gallego hatte den Führungsposten mitten in der Corona-Krise vom langjährigen IAG-Chef Willie Walsh übernommen.

Die IAG-Aktie lag um die Mittagszeit dennoch mit 2,74 Prozent im Plus. Mit einem Kursverlust von 85 Prozent seit dem Jahreswechsel hat die Corona-Krise die IAG-Aktionäre allerdings noch heftiger erwischt als die Anteilseigner der teilstaatlichen Air France-KLM.

Die Corona-Pandemie hat die Luftfahrt so schwer getroffen wie nur wenige andere Branchen. Während die deutsche Bundesregierung die Lufthansa mit einer milliardenschweren Finanzspritze vor der Insolvenz rettete, bewahrten Frankreich und die Niederlande Air France und KLM mit Krediten in Milliardenhöhe vor dem Aus. IAG profitierte vom britischen Corona-Kreditprogramm, konnte sich aber auch 2,7 Milliarden Euro an frischem Kapital von Anlegern besorgen. Wie lange das Geld reicht, hängt von weiteren Kostensenkungen und vor allem dem weiteren Verlauf der Pandemie ab.

Infolge der Krise stehen zigtausende Beschäftigte vor dem Verlust ihrer Arbeitsplätze. So sollen bei KLM noch in diesem Jahr insgesamt 5000 Arbeitsplätze wegfallen. Air France streicht bis Ende 2022 rund 8500 Stellen, davon 4000 schon im laufenden Jahr.

An der Börse kamen die Nachrichten zunächst schlecht an. Für die Aktie von Air France-KLM ging es am Freitagmorgen an der EURONEXT in Paris zeitweise um rund sechs Prozent abwärts. Letztlich schaffte es das Papier jedoch 1,01 Prozent ins Plus auf 2,81 Euro.

/stw/eas/fba

PARIS/LONDON (dpa-AFX)

Weitere Links:


Bildquelle: Air France,Air France KLM

Analysen zu Air France-KLMmehr Analysen

Eintrag hinzufügen
Hinweis: Sie möchten dieses Wertpapier günstig handeln? Sparen Sie sich unnötige Gebühren! Bei finanzen.net Brokerage handeln Sie Ihre Wertpapiere für nur 5 Euro Orderprovision* pro Trade? Hier informieren!
Es ist ein Fehler aufgetreten!