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30.11.2021 16:34:39
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ADLER-Aktie fällt auf Rekordtief: ADLER Group bestätigt Prognose
Das Unternehmen wies die Vorwürfe von Perring, der beim inzwischen insolventen Zahlungsdienstleister Wirecard zu den frühen Kritikern gezählt hatte, immer wieder zurück, konnte die Investoren aber kaum beruhigen. Inzwischen hat das Unternehmen nach eigenen Angaben spezialisierte Forensiker der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG mit der Überprüfung einiger Transaktionen der Vergangenheit beauftragt. Diese Überprüfung dürfte aber nicht vor Anfang nächsten Jahres abgeschlossen sein, hieß es.
Cevdet Caner, dessen Familie eine Minderheitsbeteiligung an ADLER hält, hat Strafanzeige gegen Perring erstattet. Dieser habe den österreichischen Unternehmer beschuldigt, die wahre treibende Kraft hinter dem Unternehmen zu sein.
Schützenhilfe bekam die ADLER Group vom Branchenriesen Vonovia: Der DAX-Konzern ist an einem Einstieg an dem Konkurrenten interessiert und hat sich bereits vor Wochen das Recht auf ein Aktienpaket gesichert. Zudem kündigte ADLER den Verkauf von gut 40 Prozent seines Portfolios an, um sich Liquidität zu sichern. Inzwischen hat sich mit LEG Immobilien ein Käufer für ein Portfolio von rund 15 500 Wohnungen gefunden.
Weitere mehr als 14 000 Wohnungen vornehmlich in den neuen Bundesländern im Wert von mehr als einer Milliarde Euro sollen laut Unternehmen voraussichtlich im ersten Quartal 2022 an eine "führende Alternative Investmentgesellschaft" gehen. Aus den Einnahmen der Veräußerungen will der Konzern auch die Zahlung von Darlehen bestreiten.
Laut dem ersten Finanzbericht, den ADLER Group seit den Vorwürfen veröffentlichte, konnte der Konzern in den ersten neun Monaten seinen operativen Gewinn aus dem Vermietungsgeschäft gemessen an der in der Branche üblichen Kenngröße FFO1 um 36 Prozent auf knapp 102 Millionen Euro steigern.
Die Immobiliengesellschaft hatte Ende August ihre Jahresziele nach einem bereits starken ersten Halbjahr erhöht. Demnach soll der FFO1 im laufenden Jahr bei 135 bis 140 Millionen Euro liegen, und die Nettomieteinnahmen zunehmen auf 340 bis 345 Millionen Euro. Im neunmonatigen Berichtszeitraum erzielte ADLER Nettomieten in Höhe von 259 Millionen, dies war ein Plus von knapp 28 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Die ADLER Group ist aus einem Zusammenschluss von Ado Properties, ADLER Real Estate und des Berliner Projektentwicklers Consus Real Estate entstanden. Ado Properties hatte hierbei ADLER Real Estate übernommen und dann Consus geschluckt. Im Dezember 2019 hatte Ado den Deal mit ADLER veröffentlicht. Das kombinierte Unternehmen wurde dann in ADLER Group umbenannt und hat den operativen Hauptsitz in Berlin. Am Finanzmarkt wird das Konstrukt schon seit einiger Zeit skeptisch betrachtet. Seit dem Rekordhoch von knapp 49 Euro ging es mehr als 80 Prozent nach unten.
Inzwischen ist das Unternehmen gerade mal noch etwas mehr als eine Milliarde Euro wert. Größter Aktionär ist die Aggregate Holding SA, die knapp 26,6 Prozent der Anteile hält. Der Luxemburger Immobilieninvestor ist allerdings bereit, die Hälfte seiner Aktien an Vonovia abzugeben. Die Bochumer haben eine Kaufoption auf ein Paket, das 13,3 Prozent der ADLER-Aktien entspricht. Nach Informationen der Nachrichtenagentur Bloomberg ist Vonovia schon länger an einem Einstieg bei ADLER interessiert und war früher sogar bereit, auch wesentlich mehr auf den Tisch zu legen als den aktuellen Kurs der Aktie.
Im Oktober begründete Vonovia den Erwerb der Kaufoption Mitte Oktober damit, dass die Immobilienbranche kein Interesse an einer instabilen ADLER Group hat. So hatte der Konzern eigenen Angaben zufolge auch zusammen mit involvierten Banken einen Kredit an Aggregate zu marktüblichen Konditionen gewährt. Das Kreditvolumen soll sich im niedrigen dreistelligen Millionen-Euro-Bereich bewegen.
So reagiert die ADLER-Aktie
Die seit Wochen schon für wilde Kurssprünge bekannten Aktien der ADLER Group sind am Dienstag auf ein Rekordtief eingebrochen. Die im Nebenwerteindex SDAX enthaltenen Aktien büßten im Tief mehr als 20 Prozent ein und fielen erstmals unter die Marke von 9 Euro.
Der wegen Vorwürfen einer Investorengruppe unter Druck stehende Immobilienkonzern sieht sich zwar auf Kurs zu seinen im Sommer angehobenen Jahreszielen. Diesen kam die Gesellschaft nach den ersten neun Monaten ein großes Stück näher. Neuigkeiten zu den Vorwürfen des Leerverkäufers Fraser Perring gab es zur Bilanzvorlage allerdings nicht. Bei einer Investorenkonferenz zu den Zahlen ließ das Unternehmen keine Fragen zu. An der Börse verstärkte das die ohnehin große Verunsicherung. Der Aktienkurs geriet in der Folge immer mehr unter Druck.
Im Oktober hatte der Leerverkäufer und Börsenspekulant Fraser Perring mit seiner Investmentfirma Viceroy schwere Vorwürfe gegen das Unternehmen erhoben. Auch wenn der Konzern diese zurückwies, waren die Zeiten für die Anleger seither turbulent. Im Oktober hatte sich der Kurs binnen weniger Tage fast halbiert. Der Neunmonatsbericht war der erste Zwischenbericht, seitdem das Unternehmen unter Beschuss kam.
/zb/tav/ngu/eas/mis
LUXEMBURG (dpa-AFX)
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