Abschreibungen belasten 11.02.2016 11:04:47

Bilfinger macht fast eine halbe Milliarde Euro Verlust

Auch operativ musste das Mannheimer Traditionsunternehmen erhebliche Einbußen hinnehmen. Der niedrige Ölpreis belastete das Geschäft mit Kunden aus der Öl- und Gasbranche. Die Zahlen fielen insgesamt jedoch nicht so schwach aus wie befürchtet.

Das Konzernergebnis wurde 2015 unter anderem von Abschreibungen auf die zum Verkauf stehende Energiesparte sowie Restrukturierungskosten belastet. Überkapazitäten, Preisdruck, sowie anhaltende Probleme im europäischen Öl- und Gassektor in Folge des niedrigen Ölpreises belasteten zusätzlich. Bilfinger selbst hatte mit einem Verlust von mehr als 500 Millionen Euro gerechnet. Das Ergebnis aus fortzuführenden Aktivitäten war mit 5 Millionen Euro leicht positiv, lag jedoch deutlich unter dem Vorjahreswert von 91 Millionen Euro.

Das bereinigte EBITA sank auf 186 Millionen von 262 Millionen Euro im Vorjahr, lag damit aber über der von Bilfinger prognostizierten Spanne von 150 bis 170 Millionen Euro. Analysten hatten durchschnittlich mit lediglich 161 Millionen Euro gerechnet. Die Leistung lag mit 6,482 Milliarden Euro um 4 Prozent über dem Vorjahresniveau und war damit ebenfalls etwas besser als von Bilfinger erwartet.

Kunden investieren nur wenig

Verantwortlich für den operativen Ergebnisrückgang war das Geschäft mit Industriedienstleistungen. Kunden hielten sich derzeit mit Investitionen weiter zurück, erklärte Bilfinger. So reduzierten Unternehmen ihre Budgets für Instandhaltungs- und Modernisierungsmaßnahmen. Dies gelte vor allem für Kunden aus dem Öl- und Gasbereich, aber auch in der chemischen und pharmazeutischen Industrie sei die Investitionsbereitschaft der Kunden im Projektgeschäft gering.

Im vierten Quartal verschlechterte sich die Situation weiter. Die Leistung in der Sparte nahm um 5 Prozent auf 943 Millionen Euro ab, das bereinigte EBITA wurde mit 34 Millionen Euro fast halbiert. Im Gesamtjahr lag die Leistung mit 3,65 Milliarden Euro 1 Prozent unter dem Vorjahr, das bereinigte EBITA sank um 33 Prozent auf 128 Millionen Euro.

Gebäudedienstleistungen bringen stabiles Ergebnis

Lichtblick bleibt weiter das Geschäft mit Gebäudedienstleistungen, das sich solide entwickelte und mittlerweile Hauptergebnisbringer im Konzern ist. So wächst der Markt für extern vergebene Immobiliendienstleistungen in Deutschland weiter. Die Leistung stieg im vergangenen Jahr um 9 Prozent auf 2,9 Milliarden Euro, im Schlussquartal lag das Wachstum bei 6 Prozent. Das bereinigte EBITA nahm ebenfalls um 9 Prozent auf 148 Millionen Euro zu, wobei Bilfinger im vierten Quartal ein stabiles Ergebnis von 53 Millionen Euro erzielte.

Bilfinger hatte für die zentralen Bestandteile des Geschäfts mit Gebäudedienstleistungen Anfang des Jahres überraschend Kaufangebote erhalten, die der Konzern derzeit prüft. Eine Entscheidung darüber ist noch offen und soll voraussichtlich noch im ersten Quartal fallen.

Sollte es tatsächlich zu einem Verkauf kommen, wäre die erst im vergangenen Oktober vorgestellte 2-Säulen-Strategie des neuen Vorstandsvorsitzenden Per Utnegaard bereits wieder Makulatur. Dieser hatte angekündigt, sich auf die Bereiche Industrie- und Gebäudedienstleistungen in Europa zu konzentrieren und Randbereiche zu verkaufen.

Neben der Energiesparte stehen dabei Aktiva mit einer Leistung von rund 1,1 Milliarden Euro zum Verkauf. Für die Sparte Wassertechnologie hat Bilfinger vor einigen Tagen einen Käufer gefunden. Sie geht für rund 200 Millionen Euro an die chinesische Chengdu Techcent Environment. Die Transaktion soll noch im ersten Quartal vollzogen werden und Bilfinger der Nettoverkaufserlös als zusätzliche Liquidität zufließen.

Utnegaard kündigte an, die Neuaufstellung des Konzerns vorantreiben zu wollen. Vor Bilfinger liege ein "anspruchsvolles" Jahr. "Neben dem notwendigen Umbau des Konzerns werden wir gezielt in Wachstumsinitiativen investieren, um Bilfinger fit für die Zukunft zu machen", kündigte er an.

Die Bilfinger-Aktie gewann zum Handelsauftakt rund 0,6 Prozent und schlug sich damit bedeutend besser als der Gesamtmarkt. Das schwache Marktumfeld holt das Papier jedoch ein und die Gewinne der Aktie schmelzen im weiteren Handelsverlauf ab.

DJG/nas/jhe

Von Natali Schwab

FRANKFURT (Dow Jones)

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