30.12.2016 16:45:50

6 deutsche Aktien, die 2016 keinem Depot gut taten

   Von Thomas Leppert

   FRANKFURT (Dow Jones)--Anders als 2015, als vor allem Aktien aus dem Bankensektor und aus der Bekleidungsbranche auf der Liste der größten Wertvernichter die vordersten Plätze unter sich ausmachten, hat sich hierbei keine Branche besonders hervorgetan. Dessen ungeachtet gehörten zumindest seit August Immobilienwerte angesichts steigender Zinsen zu den Verlierern am Aktienmarkt. Allerdings weist der Sektor auf Jahressicht noch immer ein Plus auf.

   Die Banken profitierten dagegen zuletzt von den steigenden Zinsen, weil dadurch das traditionelle Kreditgeschäft rentabler wird. Für die Deutsche Bank kam diese Erholung allerdings zu spät, um nicht erneut einen Platz unter den Werte zu finden, die in den vergangenen zwölf Monaten keinem Depot gut taten.

Deutsche Bank - die Jahresendrally kam zu spät Die Aktie der Deutschen Bank scheint unter Betrachtung allein der Jahresperformance auf der Liste der großen Verlierer zunächst fehl am Platz. Doch was die DAX-Aktie an Kursschwankungen zeigte, verdient Erwähnung. Anfang des Jahres notierte sie mit 22,10 Euro auf einem Jahreshoch. Die dann folgende Talfahrt - geschuldet vor allem hausinternen Problemen wie einer Flut von Rechtsstreitigkeiten -, beschleunigte sich nach dem Brexit-Votum der Briten Ende Juni. Mitte September bekam die Bank dann Post vom US-Justizministerium, das wegen der Verbriefung zweifelhafter Immobiliendarlehen zunächst 14 Milliarden Dollar von den Frankfurtern forderte.

   Vom Jahrestief am 30. September bei 9,90 Euro hat die Aktie inzwischen um fast 75 Prozent zugelegt. Die Marktkapitalisierung ist inzwischen wieder auf über 24 Milliarden Euro gestiegen. Dabei profitierte die Bank von der Entwicklung an den Zinsmärkten. Während sich die Rendite am kurzen Ende trotz eines Anstiegs weiter im Keller befindet, sind die Zinsen am langen Ende deutlich gestiegen. Von einer steileren Zinskurve profitieren die Zinserträge der Banken. Kurz vor Jahresschluss einigten sich die Deutsche Bank zudem mit dem US-Justizministerium, der Vergleich fiel mit 7,2 Milliarden Dollar rund halb so hoch wie anfänglich befürchtet aus. Trotzdem bleiben Rechtsrisiken bestehen. Unter dem Strich verlor das Papier des deutschen Branchenprimus seit Jahresbeginn 24 Prozent an Wert und ist damit das Schlusslicht im DAX.

Ströer wird Short-Attacke nicht los 2015 gehörte Ströer noch zu den gefeierten Stars am deutschen Aktienmarkt, die Aktie legte um 127 Prozent zu. Die kalte Dusche kam am 21. April in Form schwerer Anschuldigungen des US-Hedgefonds Muddy Waters. Die Aktie stürzte an jenem Tag in der Spitze um über 30 Prozent ab auf 36,10 Euro. Muddy Waters warf Ströer vor, falsche Angaben zu Wachstum und Cashflow gemacht zu haben. Die Einordnung der Vorwürfe fiel nicht einfach, auch weil dem Fonds ein Interessenkonflikt vorgeworfen wurde.

   Die Analysten vom Bankhaus Lampe erkannten das Problem in einer ungewöhnlichen Bilanzierung und Zahlenpräsentation des Außenwerbers. Um Unsicherheiten unter Investoren zu vermeiden, empfahlen die Analysten damals, für mehr Transparenz in den Finanzberichten sorgen, um verlorenes Vertrauen zurückzugewinnen.

   Mitte November kaufte der CEO von Ströer, Udo Müller, Aktien seines Unternehmens im Wert von gut 5 Millionen Euro. Die Nachricht kam an der Börse gut an. Vom Tief im November erholte sich die Aktie um rund 18 Prozent. Andere Investoren scheinen der Aktie dagegen zu misstrauen, auch weil sie mit einem deutlichen Abschlag unter den Kurszielen vieler Analysten hindümpelt. Ströer haben verglichen mit dem Vorjahreschlusskurs um knapp 27 Prozent nachgegeben.

Hugo Boss - noch keine Besserung in Sicht Über Jahre konnte sich HUGO BOSS dem Abwärtstrend und dem Sterben in der Bekleidungsindustrie entziehen. Während die Aktien von Gerry Weber und Tom Tailor im Vorjahr schon um über 60 Prozent einbrachen, war das Minus bei Hugo Boss noch überschaubar. Im Februar überraschten die Metzinger dann aber viele Analysten mit einer laut Baader Helvea "harschen Gewinnwarnung".

   An diesem Tag brach die Aktie um 20 Prozent ein und erholte sich davon nicht mehr. Auch wenn sich das damals noch schwierige Marktumfeld in China und in den USA inzwischen deutlich verbessert hat, erwarten die Analysten des Bankhauses Lampe auch für 2017 allenfalls ein Jahr des Übergangs. Unter dem Strich verloren Hugo Boss 2016 knapp 19 Prozent an Wert.

SMA Solar - nach kurzem Aufflackern wieder im Dunkeln Die 2016 im TecDax am tiefsten gefallene Aktie ist SMA Solar. Ihr Kurs halbierte sich seit Jahresbeginn, nachdem er 2015 noch um sage und schreibe 255 Prozent in die Höhe geschossen war. Die hohen Erwartungen der Investoren erfüllten sich nicht. Die erste Enttäuschung lieferten im Sommer die Zahlen zum ersten Halbjahr. Der Preiskampf am Solarmarkt lastete schwerer als erwartet auf der Marge. Im Oktober folgte dann mit der Vorlage der Zahlen zum dritten Quartal eine Umsatz- und Gewinnwarnung.

   Die Analysten von Warburg erwarten eine Konsolidierungswelle in der Solarindustrie, die zum Marktausstieg von einigen Herstellers von Solarwechselrichtern führen dürfte. Auch wenn SMA Solar auf Grund der guten Bilanzstruktur und einer guten geographischen Aufstellung davon nicht betroffen sein sollte, empfehlen die Analysten, eine abwartende Haltung einzunehmen. Auf Grund der hohen Schwankung in den vergangenen 24 Monaten sei die Aktie nur etwas für risikofreudige Investoren.

Die Totalausfälle: KTG Agrar und Steilmann Zu den Unternehmen, bei denen sich innerhalb kürzester Zeit die Marktkapitalisierung in Luft auflöste und es in die Insolvenz ging, gehörten 2016 Steilmann und KTG Agrar. Schon der Börsengang 2015 von Steilmann verlief nicht nach Plan und hätte zur Vorsicht mahnen sollen. Nur einen Bruchteil der eigentlich erwünschten Summe hatte der Bekleidungshersteller bei den Investoren einsammeln können. Nur 139 Tage nach dem Börsendebüt war Steilmann dann zahlungsunfähig. Seit Jahresbeginn hat die Aktie 92 Prozent an Wert verloren.

   Die Börsenstory von KTG Agrar begann dagegen schon 2007. Außerdem besorgte sich das Unternehmen über Anleihen Geld bei den Anlegern. Mit dem Motto "Vom Feld auf den Teller" gehörte die Aktie in Depots, die auf den Megatrend Ernährung setzen - bis das Unheil im Juni seinen Anfang nahm mit der Nachricht, dass das Unternehmen mit der Zahlung von Anleihezinsen im Verzug ist. Die Story ist damit schnell zu Ende, am 29. Dezember wurde die Aktie den letzten Tag an der Börse gehandelt.

   Kontakt zum Autor: thomas.leppert@wsj.com

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   December 30, 2016 10:15 ET (15:15 GMT)

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Aktien in diesem Artikel

Deutsche Bank AG 18,27 -2,94% Deutsche Bank AG
HUGO BOSS AG 44,43 -1,29% HUGO BOSS AG
SMA Solar AG 12,52 -7,33% SMA Solar AG
Ströer SE & Co. KGaA 56,75 0,00% Ströer SE & Co. KGaA